Whiskyseminar „Only Islay“

Tastings

Wer sich zu einem Whiskyseminar mit dem Motto „Only Islay – Smoke and Peat“ begibt, der weiß natürlich worauf er sich einlässt – rauchig/torfige Whiskys von der schottischen Hebrideninsel. Marco Bonn führte durch den Abend mit einem ausgewogenen Line-Up, welches wieder einmal die Vielfältigkeit der Islay-Whiskys vortrefflich widerspiegelte – kurzweilig, unterhaltsam, informativ, gemütlich und süffig!

Bowmore und der „heilige Gral“

Nach der wie immer herzlichen Begrüßung durch den Gastgeber bildete der Bowmore, 9 Jahre, Sherry Cask Matured, 40,0% vol. den heutigen Auftakt. Ein unkomplizierter, runder und gefälliger Malt und gerade deshalb ein guter Einstieg in den Abend. Der Whisky ist allerdings nicht, wie der Name vermuten lässt, nur in Sherryfässern gereift, sondern auch in ehemaligen Bourbonfässern. Der Rauch ist nicht allzu kräftig, etwas quarzig, mineralisch (Graphit) und dazu eine deutliche Note von altem Ledersofa, Schuhcreme und dunklen Früchten. Ein bisschen Toffee, Rosinen und Zimt in der Nase gepaart mit frischeren Zitrusnoten, geschmeidig und süffig im Mund – ein Gaumenschmeichler.

Bowmore gehört zu einer der wenigen Destillerien, die ihre Gerste noch selbst in den eigenen malting floors mälzen. Legendär ist das sog. „Vault No. 1“, ein altes Lagerhaus unterhalb des Meeresspiegels, welches sogar manchmal mit Meerwasser geflutet wird. Auf den dort gelagerten Fässern sind Rückstände salziger Ablagerungen sichtbar. Laut dem Hersteller sorgt dies auch für das salzig maritime Aroma des Whiskys. Hierbei handelt es sich aber doch wohl eher um geschicktes Marketing.

Der „heilige Gral“ der Brennerei ist der „Black Bowmore„. In den Neunzigern hätte man eine Flasche des Black Bowmore 1964 noch für rund 70 Pfund erwerben können. Glücklich kann sich derjenige schätzen, welcher ihn ungeöffnet aufbewahrt hat, denn bei der McTear’s Rare and Collectable Whisky Auction im August diesen Jahres in Glasgow erreichte der Whisky einen Auktionspreis von 11.450 Pfund. Keine schlechte Rendite… Oder etwa doch ein Schnapper? Immerhin wurde der letzte Black Bowmore 1964 mit einem Alter von 50 Jahren Ende 2016 für einen stolzen Preis von 16.000 Pfund auf den Markt gebracht. Ob er den Preis wert ist? Der heute verkostete Bowmore, 9 Jahre, ist vielleicht nicht ganz so spektakulär, macht aber auch glücklich und kostet gerade einmal rund 30 €.

Laphroaig trifft auf Sherry

Nach dem unterhaltsamen Einstieg rund um Bowmore ging es weiter mit dem Laphroaig Triple Matured PX Cask, 48,0% vol. Triple Matured bedeutet hier Reifung in Ex-Bourbonfässern und anschließend in kleineren Quater Casks (125 Liter Fass) sowie einem Finish in Pedro Ximénez Sherryfässern. Die Rebsorte Pedro Ximénez wurde wahrscheinlich nach dem Deutschen Peter Siemens benannt.

Ein typischer Laphroaig mit kräftig medizinischem Rauch? Da gehen die Meinungen offenbar auseinander. Für mich ein eher harmonischer, zurückhaltender Rauch, süßer Sherry, Rosinen, herb-süßes Rübenkraut mit einer leichten Nussigkeit. Kräftiger Antritt, prickelnd, süß, sirupartig. Einer meiner Favoriten an diesem Abend mit einem durchaus angemessenen Preis-/Leistungsverhältnis.

Whisky Tasting „Only Islay“ Brühler Whiskyhaus

Bunnahabhain und die Frage: Wo ist der Rauch?

Dritter Whisky heute Abend ist der Bunnahabhain, 11 Jahre, Refill Sherry Cask, 59,6% vol. des unabhängigen Abfüllers Adelphi. Moment Mal! War der Deal heute Abend nicht Smoke & Peat? Dieser Bunnahabhain ist nicht rauchig, aber Marco Bonn war von dieser Islay-Abfüllung so überzeugt, dass er seine Gäste daran teilhaben lassen wollte (es folgt später noch eine weitere). Nach meinem Eindruck kam dieser Whisky bei den Teilnehmern sehr gut an.

Anfänglich eine leichte Klebstoffnote, die aber verfliegt wenn man dem Whisky etwas Luft gönnt. Dann entfalten sich zunehmend würzige Aromen, Lakritz, Vanille, Minze – mit Wasser deutlich gefälliger und harmonischer.

Die Geschichte des Abfüllers geht übrigens auf die gleichnamige Brennerei zurück, welche 1826 gegründet wurde, allerdings 1907 ihre Pforten schließen musste. 1968 erfolgte dann der Abriss. In der Nähe des alten Standorts entstand nun jedoch eine neue Destillerie unter dem Namen Ardnamurchan die seit dem Jahr 2014 wieder produziert.

Wieviel Torf kann der Mensch vertragen?

Nach dem nicht rauchigen Bunnahabhain gehts nun aber wieder zur Sache. Die Brennerei Bruichladdich hält die Rechte an den ehemaligen Destillerien Port Charlotte und Octomore. Unter dem Label Octomore werden die wohl rauchigsten Whiskys der Welt herausgebracht. Heute Abend verkostet die Gemeinde den Octomore 08.1, Super Heavily Peated, 8 Jahre, 59,3% vol. mit satten 167 ppm, welcher vielerorts schon nicht mehr erhältlich ist.

Warum sich die treue Kundschaft so sehr um diesen Whisky reißt wird bei der Verkostung schnell klar: Am Anfang natürlich kräftiger, aromatischer Rauch (BBQ, Holzkohle, Asche). Lässt man ihn eine Weile atmen, geht der Rauch deutlich zurück und eine überraschende Süße kommt zum Vorschein. Wir erfahren, dass der Mensch den Torfrauch nur bis zu einem gewissen Grad wahrnehmen kann. Alles was darüber hinausgeht macht sich vor allem in süßen Aromen bemerkbar. So auch hier: voluminöses Vanillearoma/Vanillepudding (das wäre doch mal eine Erfindung: „rauchiger Vanillepudding“), Mandel und Marzipan. Im Mund gefällig, seidig und erstaunlich süffig, trotz satter 59,3% vol. Ein erstaunlicher Whisky für acht Jahre Reifung. Erstaunlich ist leider auch der Preis…

An dieser Stelle sei auch noch einmal das soziale Engagement von Bruichladdich erwähnt. Dort werden ca. 80 Mitarbeiter beschäftigt, ein nicht geringer Teil davon mit Behinderungen. Zudem wird ein Teil des Gewinns in soziale Projekte investiert. Sehr lobenswert.

Bunnahabhain Runde zwei

In das Line-up an diesem Abend hat es noch ein zweiter Bunnahabhain geschafft. Diesmal aus der Signatory Vintage Cask Strength Reihe (die mit der Form einer „Blumenvase“), Bunnahabhain, Hogsheads, 26 Jahre, 47,7% vol. Ja, es handelt sich tatsächlich um eine Fassstärke. Der Angel’s Share hat uns noch 47,7% vol. Alkohol übrig gelassen.

Ich habe direkt eine leicht süße Keksteignote in der Nase gepaart mit Zitrusnoten, Anis, ein wenig Eiche. Am Gaumen sehr voluminös, langer Nachklang, aber von Bitterkeit keine Spur!

Signatory Vintage führt neben der Cask Strength Reihe noch die Un-Chillfiltered Collection sowie die 86 Proof Collection (alle abgefüllt mit 43% vol.) Es gibt an diesem Abend aber noch einen kleinen Teaser: Unser Gastgeber erzählt von seinem kürzlichen Besuch in den heiligen Lagerhallen von Signatory in Schottland. Aus den dort von Marco Bonn zusammen mit seinen deutschen Händlerkollegen ausgewählten Fässern wird es künftig exklusiv eine „Local Dealer Selection“ geben. Man darf gespannt sein…

Brennerei ohne Seele?

Caol Ila produziert im Jahr ca. 6,5 Mio. Liter reinen Alkohol und ist damit die mit Abstand größte Brennerei auf Islay. Der zum Diageo Konzern gehörenden Destillerie wird oft nachgesagt, sie habe keine Seele. Dass man mit derart pauschalen Aussagen vorsichtig sein sollte, beweist der Caol Ila, 1st Fill Sherry Butts, Vintage 2005, 56,8% vol. von Gordon & MacPhail.

Eine wunderbar aromatische, warme Rauchnote. Für meinen Geschmack perfekt getroffen. Genau darum schätze ich Islay-Whiskys so sehr. Andere Aromen werden hiervon aber nicht erschlagen. Im Gegenteil: Dahinter präsentiert sich ein frischer Früchtekorb von einer Zitrusplantage (Zitrone, Limette) und dann deutlicher Sherry. Am Gaumen übernimmt neben dem Sherry der Rauch wieder das Kommando – Asche und Pfeifentabak hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Port Charlotte, MoS

Statten wir doch noch einmal der Brennerei Bruichladdich einen Besuch ab. Ich mag die rauchigen Abfüllungen die unter dem Label Port Charlotte erscheinen, aber diese setzt noch einmal einen drauf (leider auch im Preis, ca. 179 €). Port Charlotte, Red Wine Cask, 14 Jahre, 56,3% vol., des unabhängigen deutschen Abfüllers Malts of Scotland. Das Rotweinfass hat 347 Flaschen ergeben.

Rauch, Asche, Zigarrentabak, dunkle Trauben, „weinige“ Süße und Säure verbinden sich zu einem komplexen Aroma. Da der Abend schon weit fortgeschritten ist fällt es mir etwas schwer, die Aromen dieser vielschichtigen Abfüllung auseinanderzuhalten. Den müsste man noch mal gesondert verkosten.

Die Zugabe: „Classic of Islay“

Wer die Tastings im Brühler Whiskyhaus kennt der weiß, dass es am Schluss immer noch eine kleine Überraschung gibt. In diesem Fall der „Classic of Islay“, 57,3% vol., ohne Altersangabe, von dem deutschen Abfüller Jack Wiebers Whisky World.

Unter dem Label „Classic of Islay“ füllt Jack Wiebers Whisky World Single Cask Whiskys von der Insel Islay ab. Bis auf wenige Ausnahmen tragen die Abfüllungen keine Altersangabe und mangels gültiger Namensrechte auch keine Angabe der Brennerei. Man sagt dem Abfüller jedoch nach, er habe einen Exklusivvertrag mit Lagavulin, was insofern ungewöhnlich ist, als dass Lagavulin eigentlich alles zusammenhalten muss um die eigenen Abfüllungen bedienen zu können und deshalb nichts an unabhängige Abfüller abgibt.

Auch dieser Whisky überzeugt mit kräftigem, warmen Torfrauch (heißes Kilnfeuer), würzig, frisch jung, aber nicht unreif. Malzig, süß und salziges Karamell. Ein gut gewählter Abschluss.

Wieder einmal ein rundum gelungener Abend im Brühler Whiskyhaus. Ach, wie viel Spaß man doch beim probieren von Whisky haben kann. Ein herzlicher Dank gilt Marco Bonn und seinem Team. Sláinte!

Björn Bachirt

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2 Kommentare.

  • Liane Leyendecker
    30. Oktober 2017 18:54

    Eine wirklich gute und sehr informative Zusammenfassung, die wieder klar werden läßt etwas verpasst zu haben. Danke für die rundherum gute Beschreibung der Wiskeys und des Abends. Man bekommt richtig Lust auch mal mehr die Torfigen zu probieren.

  • Karl Leyendecker
    1. November 2017 14:12

    So Torf Whisky ist schon was gutes im Gaumen

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