Viking Heritage

Im April 2017 gab die schottische Brennerei Highland Park einen Relaunch ihres Kernsortiments  bekannt. Dabei wurde vor allem das Flaschendesign neu gestaltet. So langsam trudeln die neuen Flaschen auch auf dem deutschen Markt ein. Gelegenheit sich einmal wieder zwei Klassikern von Highland Park zu widmen – dem 12er und dem 18er.

Mit dem Relaunch setzt die Marketing-Abteilung von Highland Park voll und ganz auf das Wikinger-Erbe der Orkney-Inseln. Neben der in den letzten Jahren erschienen limitierten Warrior-Serie (Bsp. Sigurd, Einar, Ragnvald) veröffentlichte Highland Park in diesem Jahr u.a. den „Valkyrie“ sowie für den Travel Retail die Sonderabfüllungen „Voyage of the Raven“ und „Dragon Legend„. Auch die Whiskys aus dem Kernsortiment mit Altersangabe haben Beinamen erhalten. Der 10jährige trägt den Namen „Viking Scars„, der 12er heißt nun „Viking Honor“ und der 18er darf sich künftig mit „Viking Pride“ schmücken.

Wie die Wikinger nach Orkney kamen

Warum das Wikinger-Thema für das eigene Marketing so ausgeschlachtet wird hat seinen Grund in der Geschichte der Orkney-Inseln.

Der erste Angriff der Wikinger auf den britischen Inseln fand 793 n. Chr. in Lindisfarne, England, statt. Schottland musste sich den Nordmännern kurze Zeit später ca. 795 n. Chr. auf Iona erstmals erwehren. Die schnellen und robusten Langschiffe der Skandinavier konnten den kurzen Weg von Norwegen zu den britischen Inseln problemlos überwinden, denn sie waren sowohl für tiefe, als auch flache Gewässer ausgelegt. Mit der Zeit besetzten die Wikinger sowohl die Shetland Inseln, die Orkneys, die Hebrideninseln als auch das nördliche Festland Schottlands.

Die Herrschaft der Wikinger weilte bis ins späte 12. Jahrhundert hinein. Nach Niederlagen in England, Irland und schließlich auch in Schottland, willigte Harald von Orkney im Jahre 1196 ein, einen Tribut für seine Ländereien an den schottischen König William I. zu zahlen.

Orkney und Shetland blieben jedoch unter nordischer Herrschaft bis 1468, als der dänische König Christian I. die Inseln als Sicherheit für die Mitgift seiner Tochter Margarete von Dänemark für die Verlobung mit James III. von Schottland versprach. Nachdem er das Geld für die Mitgift nicht aufbringen konnte, gingen die Inseln schließlich 1672 vollständig an Schottland.

Highland Park

Und dort auf der größten Insel der Orkneys, Mainland, in dem Küstenstädtchen Kirkwall liegt Highland Park. Die Geschichte der Brennerei geht auf den Kirchendiener Magnus Eunson zurück, welcher sich wahrscheinlich seit den 1770er Jahren auf dem Gelände der heutigen Destillerie als Schwarzbrenner betätigte. Angeblich soll er dabei seinen Whisky in Särgen von Verstorbenen oder in der Kirche vor Steuerinspektoren versteckt haben, bis er schließlich durch den Zöllner John Robertson erwischt wurde. Ausgerechnet dieser John Robertson übernahm 1818 selbst die Brennerei bevor er sie kurz darauf seinem Schwiegervater Robert Borwick überließ. Dieser erbaute 1825 die heutige Brennerei und erhielt 1826 dann erstmals eine offizielle Lizenz. Nach weiteren Besitzerwechseln ging die Destillerie 1895 in den Besitz von James Grant (Glenlivet) über. Seit 1937 gehört die Brennerei zu Highland Distillers plc, welche 1999 von der Edrington Group (Macallan, The Famous Grouse) übernommen wurde.

Der Name Highland Park leitet sich von „High Park“ ab, einem erhöhten Gelände auf der Hauptinsel Mainland. Noch heute verfügt die Brennerei über eigene malting floors wo die Gerste noch selbst gemälzt und anschließend über Torffeuer gedarrt wird. Die getorfte Gerste wird sodann mit ungetorfter Gerste aus den schottischen Highlands vermischt. Destilliert wird in zwei Wash-Stills und zwei Spirit-Stills. Im Jahr werden ca. 2,5 Mio. Liter reiner Alkohol produziert.

Viking Honor

Die 12jährige Standard-Abfüllung der Brennerei trägt nun den Beinamen „Viking Honor“.

Highland Park Viking Honor

Als Inspiration für das neue Flaschendesign diente eine Holzkirche (Stavkirke) in Ornes, Norwegen, die zum Weltkulturerbe gehört. Ihre zahlreichen Ornamente dienten als Vorlage für die Verzierungen auf der Flasche.

Architektur einer Stavkirke

Den 12jährigen hatte ich eine ganze Weile nicht mehr im Glas. Den typischen Brennereicharakter aus Heidekraut und Honig hat er sich bis heute behalten. Gereift in First- und Refill-Sherryfässern zeigt sich die Farbe des Whiskys in einem hellen Bernsteinton. Der Whisky ist nicht gefärbt.

Die erste Nase ist eher zurückhaltend. Der 12er ist bis an die zulässige Untergrenze von 40% vol. verdünnt, kommt deshalb anfänglich sehr leicht daher mit dieser typisch würzigen Heidekrautnote, Honig und Sherry, getragen von einer sehr subtilen Rauchnote die mich an eine weit entfernt brennende Grasnarbe sowie an kalte verbrannte Holzscheite, Asche und Nagellackentferner erinnert. Alles sehr ausbalanciert und harmonisch vereint.

Highland Park

Am Gaumen setzt sich dieser Eindruck fort. Seidig und weich, würzig, nussig mit einem Anklang von Sherry, Tabak und wieder dieses aschige Gefühl welches auch noch in einem eher kurzen bis mittleren Nachklang verbleibt. Ein paar mehr %vol. würden ihm wahrscheinlich gut tun. Es muss nicht immer Fassstärke sein, aber irgendwie vermisse ich ein wenig Ausdruck. So bleibt der 12er ein gefälliger, unkomplizierter Whisky ohne zu überfordern.

Viking Pride

Schon deutlich intensiver präsentiert sich der 18jährige. Die sechs Jahre mehr Reifung haben ihm gut getan, wobei der Brennereicharakter erhalten bleibt. Die Farbe fällt einen Tick dunkler aus als beim 12jährigen.

Erstaunlicher Weise ist der Rauch deutlich spürbarer in der Nase. Auch hier wieder ein kalter Rauch nach Asche und verkohltem Kaminholz. Daneben Sherry, Honig, eine würzige Heidekrautnote und deutlich spürbar mehr Eiche als beim 12er.

Im Mund voluminös und fest. Die 3%vol. mehr Alkohol und die längere Reifung verschaffen ihm einen volleren Antritt, sehr malzig, saftig, gepaart mit Honig, Sherry und Eiche. Der Nachklang ist mittel bis lang, sehr gefällig und aromatisch.

Insgesamt ist der 18er ausdrucksstärker, voluminöser und komplexer als der 12er. Ob dies jedoch einen satten Preisaufschlag von 70 € rechtfertigt, muss jeder selbst entscheiden.

Björn Bachirt

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