A Dream of Scotland: Bruichladdich 12 Jahre – Bourbon Cask

Unter dem unabhängigen Label „A Dream of Scotland“ erschien bereits im Dezember eine weitere Single Cask Abfüllung aus der Brennerei Bruichladdich, abgefüllt für den LaddieSnugPorz. Bekanntlich scheut sich Marco Bonn (Brühler Whiskyhaus) nicht, auch einmal ungewöhnliche Fässer herauszubringen. Dieser Laddie so ein Kandidat.

Schon der letzte Glentauchers, 8 Jahre, aus der Motorcycle Serie (Aritkel hier), war eine sehr ungewöhnliche, individuelle Einzelfassabfüllung. Diese zeichnete sich durch eine markante Schwefelnote nach Knallplättchen oder Feuerwerkskörpern aus. Manch einer könnte fragen, wieso man ein solches Fass abfüllen lässt? Das Interessante war aber das Zusammenspiel dieser Schwefelnote mit süßeren Jahrmarktaromen von Popcorn, Zuckerwatte und gebrannten Mandeln. Damit hob sich dieser Malt doch deutlich von der Vielzahl an jüngeren Glentauchers anderer unabhängiger Abfüller ab, welche zuletzt erschienen. Gleichwohl schieden sich daran die Geister, denn diese Schwefelnote gefiel freilich nicht jedem. Warum ich auf diesen Malt noch einmal zu sprechen komme? Nun, ich kann mir vorstellen, dass es dem ein oder anderen bei dem Bruichladdich 12 Jahre aus dem Bourbon Cask ähnlich gehen wird.

Bruichladdich 12 Jahre, Bourbon Cask, 2004 – 2017, 54,9% vol., 351 Flaschen

Wovon ist die Rede? Käsebällchen oder Käsesticks, die man im Supermarkt im Chips-Regal findet. Das ist nämlich der Duft, der mir als erster in die Nase strömt. Am Anfang sogar ziemlich extrem. Sehr ungewöhnlich und sagen wir mal „speziell“. Ich muss erstmal hinter diesen Geruch kommen, ähnlich wie bei einer kräftigen Rauchnote, die erstmal alles dominiert und an die sich die Nase gewöhnen muss, bevor ich dahinter andere Aromen ausmachen kann.

Bruichladdich 12 Jahre, Bourbon Cask, A Dream of Scotland

In diesem Fall hilft es, dem Whisky ein wenig Zeit und Luft zu geben. Die käsige Note begleitet mich weiterhin, tritt aber nun in den Hintergrund und gibt komplexere Aromen frei: Frisches Gras, Heu, Vanille, Menthol und den Hauch einer frischen Zitrusnote. Sehr malzig mit Keksteig und ein wenig Eiche.

Da ist aber noch etwas Süßeres, nämlich eine Erdbeernote, allerdings keine frische Erdbeere, eher Erdbeerquark bzw. diese Erdbeer-Sahne-Rollen, die man schon mal bei den Backwaren in der Tiefkühltruhe findet (wie eine Zitronenrolle, nur mit Erdbeere).

Ein paar Tropfen Wasser kann dieser Malt durchaus vertragen. Sie betonen eher die Zitrus- und Malznoten und ich bilde mir ein, so etwas wie Zitronenlimonade wahrzunehmen.

Der Antritt am Gaumen ist kräftig, prickelnd. Der Alkohol schiebt doch ordentlich an, obwohl er in der Nase zuvor kaum spürbar war. Ein Hauch Vanille und Karamell, vor allem aber Malz und Zitrone nehme ich wahr. Irgendwo habe ich mal Haferkekse gelesen. Passt ganz gut, wie ich finde.

Im Nachklang weiter kräftig, mittel bis lang und fruchtig. Ein wenig Apfel, Zitrone, Malz und Keksteig sowie dezente Karamellnoten bleiben. Nicht allzu süß, eher herb und malzig.

Wie immer bin ich so vorgegangen, dass ich diesen Malt am nächsten Tag noch einmal probiere. Stimmung und Tagesform können durchaus sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern. Am nächsten Tag ist die käsige Note noch da, aber ich empfinde sie längst nicht mehr so präsent wie am Vortag, sondern viel subtiler und nur noch im Hintergrund. Heute überwiegen eher die fruchtig-malzigen Noten Zitrone, frische grüne Äpfel, Kekse, Gras, Heu und Karamell. Gefällt mir jetzt noch besser als am Vortag. Ich meine sogar, etwas Milchschokolade auszumachen.

Fazit

Dieser Malt ist alles andere als Mainstream oder langweilig. Er wird und will nicht jedem gefallen.  So wie die auffallenden knallbunten Labels des Abfüllers „A Dream of Scotland“. Und damit schließt sich für mich auch der Kreis zum eingangs erwähnten Glentauchers. Nicht jeder hätte sich getraut, dieses Fass abzufüllen. Marco Bonn schon…

Besonderer Dank gilt meinem Freund Andre Davepon, der mir dieses Sample zur Verfügung gestellt hat. Schaut gerne mal auf seiner Seite andreswhiskyecke vorbei und unterstützt sein Projekt.

Björn Bachirt

 

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