The Barreliers: Miltonduff 6 Jahre, First Fill Bourbon Barrel

Die besten Ideen entstehen ja meist aus einer Laune heraus. So haben sich beispielsweise die Gründer der schwedischen Brennerei Mackmyra in einer Skihütte beim abendlichen Umtrunk überlegt, sie könnten ja mal Whisky brennen. Die in Berlin lebenden Brüder Chris und Alex kamen in einem Biergarten auf die Idee, eine Firma zu gründen. Herausgekommen ist dabei schließlich der unabhängige Abfüller „The Barreliers“

Beruflich habe ich öfters mit jungen Startups zu tun. Sie alle berichten mir, wie schwierig es in Deutschland ist, als Selbständiger eine Firma zu gründen. Mal eben mit einem Konzept ein Unternehmen aufbauen, gestaltet sich hierzulande leider immer noch als zu umständlich. Auch Chris und Alex werden sich wahrscheinlich anfangs gewundert haben, wieviele Behördengänge, Notartermine und Papierkram es braucht, bis es endlich losgehen kann. Schön, dass sich die beiden trotz aller Widrigkeiten nicht von ihrer Idee haben abbringen lassen und am Ball geblieben sind, denn nunmehr hat Deutschland einen weiteren vielversprechenden unabhängigen Abfüller, der den Markt bereichern kann.

Mit guten und preislich attraktiven Whiskies wollen „The Barreliers“ (das Wort ist eine Kreation aus „Barrel“ und „Sommelier“) Kunden für sich gewinnen. In einem Interview bei den Kollegen von fassstark.de (den Artikel gibts hier) habe ich gelesen, dass sie sich vorgenommen haben, nicht alles besser, aber vieles anders machen wollen, als ihre Konkurrenz. Das ist natürlich eine Ansage und eine Messlatte für die eigenen Ansprüche.

Aber warum sich nicht ehrgeizige Ziele setzen? Alex und Chris scheinen ein gutes Gespür für Fässer und Kompetenz bei der Beurteilung von Whiskies zu haben. Aus eigener Erfahrung kann ich es zwar nicht bestätigen, aber was so in den einschlägigen Foren zu lesen war, kam die erste unter dem neu gegründeten Label erschienene Abfüllung, ein 6jähriger Ardmore in Fassstärke, ziemlich gut bei den kritischen Testern an.

Miltdonduff 2010 – 2017, 6 Jahre, First Fill Bourbon Barrel

 

Nun ist also die zweite Abfüllung erschienen, ein 6jähriger Miltonduff, gereift in einem First Fill Bourbon Barrel, destilliert am 31.05.2011 und abgefüllt am 04.12.2017, selbstverständlich in Fassstärke mit 62,1% vol., nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert. Das Destillat aus der im Jahr 1824 gegründeten Brennerei Miltonduff ist besonders bei Blendern sehr beliebt und ein zentraler Bestandteil des bekannten Ballentine’s Blended Whisky. Schön, dass es dennoch hin und wieder Einzelfassabfüllungen wie diese aus der Brennerei auf den Markt schaffen.

Ganz unverhofft traf ein kostenfreies Probierexemplar dieses Single Malts bei mir ein. Gleichwohl gehe ich unvoreingenommen an die Sache heran. Obwohl – fassstarke First Fill Bourbon Reifungen gehören aktuell absolut zu meinem Beuteschema. Meine persönliche Referenz diesbezüglich liegt immer noch bei einem 10jährigen Fettercairn von Best Dram, der mit einem kraftvollen Vanillearoma und einem ungewöhnlich exotischen Fruchtcocktail zu überzeugen wusste und mit dem sich der Kandidat hier freilich messen muss.

Ich bin auch dieses Mal so vorgegangen, dass ich den Whisky an zwei Tagen hintereinander verkostet habe. Manchmal ändert sich je nach Stimmung auch der persönliche Eindruck. Von daher teste ich immer, ob sich meine Notizen vom ersten Tag am darauffolgenden bestätigen, ergänzen, oder ich doch auf einmal ein ganz anderes Bild habe.

Nach dem Einschenken bekommt der Miltonduff erst einmal ein paar Minuten Zeit zum atmen. Er belohnt dies mit einer wunderbar süß-fruchtig-malzigen Aromenvielfalt. Ein Obsalat aus reifen hellen Früchten, Mango, Pfirsich, Birne, Apfel, eine kräftige malzige Note über der ein wabernder Honigduft liegt, der stets präsent bleibt. So wünsche ich mir eine Bourbonfasslagerung. Allein mit dem Verriechen kann ich schon eine ganze Weile verbringen. Vanille und zarte Eichennoten runden das Aroma ab. Ein paar Tropfen Wasser bringen das Vanillearoma noch mehr in den Vordergrund, wobei die Fruchtnoten ein wenig zurückweichen. Die 62,1% vol. machen sich allenfalls durch eine leicht kühlende Note bemerkbar, so wie bei einem Blatt frischer Minze.

Beim ersten Schluck klopft der Alkohol dann aber doch an – das berühmte Nadelkissen auf der Zunge, allerdings nicht so heftig, wie ich es eigentlich erwartet habe. Auch ohne Wasser absolut verträglich. Der Antritt ist gleichwohl kräftig, ölig, weniger fruchtig als die Nase versprochen hat, dafür betont malzig, ein wenig Eiche, Honig und nun auch zunehmend Vanille und eine leichte Ingwerschärfe.

Der Nachklang ist wärmend, malzig mit etwas Eiche, grünem frischen Apfel und der leichten Bitterkeit eines Kaffees, aber insgesamt nicht allzu lang. Er bleibt für mich ein wenig hinter Aroma und Geschmack zurück.

Fazit

Ein wirklich schöner Single Malt der meinen persönlichen Geschmack absolut getroffen hat, wenngleich ich mir beim Nachklang etwas mehr versprochen habe. Hier macht sich dann doch die Jugend bemerkbar, was aber nur zu einem kleinen Abzug in der B-Note führt. Insgesamt ein sehr schöner, Bourbonfass gelagerter, fruchtig-malziger Single Malt.

Und man darf an dieser Stelle auch gerne einmal das Preis-/Leistungsverhältnis erwähnen, denn zum einen haben sich „The Barreliers“ selbst auf die Fahne geschrieben, preislich attraktive Whiskies herauszubringen, zum anderen dürfte aber auch die Mehrheit der Kunden nicht auf unbegrenzte Ressourcen zurückgreifen können, so dass sich für viele durchaus die Frage stellt, wieviel Qualität bekomme ich denn für mein verfügbares Budget. Und da hat dieser Miltonduff allerhand zu bieten.

Jeder wird seine eigenen persönlichen Eindrücke von diesem Whisky haben. Daher verweise ich an dieser Stelle auch auf einige schöne Notes geschätzter Kollegen, welche den Miltonduff ebenfalls verkosten durften:

Heinz Weinberger Whisky-Connaisseur

Olli Blanz Pfälzer Leidenschaft – Whisky, Wein & Mehr

Tim Glittenberg Whisky Helden

Susanne Appold Harzermaltine

Jürgen Reif Talking about whisky

Phillipp Isringhaus Tasting-notes.de

Jochen Strauch whisky-siegen.de

Aaron Engelmann Drams United

Björn Bachirt

 

 

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