Scotch Universe „Ursa Major I“

Im heutigen Tagebucheintrag berichte ich darüber, warum der „Ursa Major I“ von Scotch Universe eine Verkostung wert ist.

Es ist nicht immer leicht, bei Scotch Universe den Überblick zu behalten. Momentan habe ich das Gefühl, es kommen nahezu wöchentlich neue Abfüllungen mit neuen „Sternenbildern“ heraus. Gerne würde ich ja alle probieren, denn enttäuscht wurde ich bislang noch nicht. Von solide bis hervorragend war alles dabei. So richtig gefangen hat mich Michel Reick (Mitbegründer von Best Dram und Gründer der Marken Scotch Universe und The Old Friends) aber bei meinem Besuch im Whisky Dungeon in Münster, als er mir den Andromeda III vorstellte (hier noch einmal der Link zu meinem Besuch). Wer übrigens einmal in Münster vorbeifährt, sollte die Stadt nicht ohne einen Besuch im Dungeon mit seinem begehbaren Whiskyschrank (!) verlassen.

Der Andromeda III reifte in einem First Fill Monbazillac Wine Barrique Fass und gehört bis heute zu meinen Lieblingen. Der Ursa Major I durfte seine Reifezeit nun in einem Marquis de Terme Barrique verbringen, wurde mit 60,3% vol. abgefüllt, nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert.

141° U.4.1′ 1843.1″ TS

Wie üblich bei Scotch Universe bietet das „Koordinatensystem“ nähere Informationen zum Inhalt:

141° – Monate durfte dieser Malt Whisky reifen, das U – steht für unpeated und bei der 4.1′ handelt es sich um eine interne Fassbezeichnung.

Spannend wird es bei der 1843.1″, denn die Zahl gibt Aufschluss über das Jahr, in welchem die Destillerie gegründet wurde, aus der dieser Whisky stammt sowie über die Region, in welcher die Brennerei liegt. Die „1“ steht in diesem Fall für die Highlands. Wir suchen also eine schottische Brennerei aus den Highlands, die 1843 gegründet wurde. Spricht bei diesem Kandidaten einiges dafür, dass wir ein Destillat aus dem Hause Glenmorangie im Glas haben. Allerdings steht auf der Flasche auch die Bezeichnung „Blended Malt Whisky“ was eigentlich bedeutet, dass der Inhalt aus verschiedenen Brennereien stammt. Nun ist allerdings auch bekannt, dass gerade Glenmorangie gerne sogenannten „teaspooned“ Whisky unter dem Namen Westport an unabhängige Abfüller verkauft.

Teaspooned? Einige Brennereien möchten unterbinden, dass ihr Name bei unabhängigen Abfüllern auf der Flasche landet, wenn sie Fässer an ebenjene verkaufen. Das wird zum einen vertraglich dadurch sichergestellt, dass die Verwendung der Namensrechte schlicht ausgeschlossen ist. Zum anderen heißt es, wird ein „Teelöffel“ eines Destillats aus einer anderen Brennerei hinzugefügt (bei Glenmorangie soll es sich um Glen Moray handeln), so dass auch hierdurch ausgeschlossen ist, dass der Name noch verwendet werden darf. Zudem muss der Whisky als „Blended Whisky“ verkauft werden.

Wir hatten in einem Forum zuletzt die Diskussion, ob dieser „Teelöffel“ tatsächlich noch Verwendung findet. Aaron Engelmann („Drams United“) hatte Gelegenheit, Michel Reick auf einer Messe zu diesem Thema zu befragen und erhielt als antwortet, dass der „Teelöffel“ in den meisten Fällen wohl nur noch „imaginär“ zum Einsatz kommt.

Das TS am Ende der Koordinaten unseres Ursa Major I dürfte darauf hindeuten, dass es sich hier um einen solchen „Teaspooner“ handelt.

Notes

Kommen wir zum Wesentlichen: Was ist im Glas?

60,3% vol. können es doch eigentlich nicht sein, oder? Selten habe ich einen Malt Whisky mit einer solchen Alkoholstärke im Glas gehabt, der gleichzeitig in der Nase so gefällig ist. Bis auf ein leichtes Kühlen ist zunächst nichts zu spüren. Stattdessen steigen fruchtige Weinnoten aus dem Glas auf, dazu eine feine Melange aus Sauerkirschen, reifen Pflaumen, roten Weintrauben und Johannisbeeren, getragen von einer süßlichen Biskuitnote. Ein Hauch Karamell, gepaart mit würziger Eiche gesellt sich dazu. Nicht allzu komplex, aber eine schöne Balance aus dem fruchtigen Charakter des Weinfasses und den Getreidenoten aus dem Malzbrand. Ein paar Tropfen Wasser fördern mehr Malz, Banane, Zitrone und Apfel zu Tage und lassen erkennen, dass die Fassreifung noch genügend Platz für den Grundcharakter des Malts gelassen hat.

Der Antritt ist süßlich fruchtig mit einer leichten Säure. Pflaume, Sauerkirsche, Erdbeere, Weintrauben und dezent ein paar Tannine aus dem Holz. Das Weinfass schlägt wieder voll durch. Saftig, ölig legt sich der Tropfen auf die Zunge.

Der Nachklang ist lang und wärmend. Die Alkoholstärke macht sich hier nun bemerkbar, wärmt den ganzen Brustkorb. Eine leichte Bitterkeit ergänzt nun den fruchtigen Grundcharakter, jedoch nicht an Kaffee oder Bitterschokolade erinnernd, sondern eher an die Schalen einer Weintraube. Nach hinten heraus etwas mehr Eiche und Tannine, ohne jedoch allzu trocken zu werden.

Insgesamt angenehmer, fruchtig-malziger Blended Malt. Für derzeit 69€ (0,7 Liter) eine klare Kaufempfehlung für Liebhaber Weinfass gereifter Whiskies und für diejenigen, die Glenmorangie einmal etwas anders erleben möchten. An meinen Favoriten, den Andromeda III, reicht er nicht ganz heran. Dort hatte die dezente Rauchnote dem Whisky noch einmal einen zusätzlichen „Kick“ verpasst.

Björn Bachirt

 

 

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