Amrut Masterclass mit Pramod Kashyap

Einen Abend lang indischen Single Malt genießen – diese Möglichkeit bot sich am 27. September im Brühler Whiskyhaus wo Brand Ambassador for Europe, Pramod Kashyap, acht Abfüllungen aus dem Hause Amrut vorstellte, darunter zwei noch nicht veröffentlichte Neuerscheinungen.

Donnerstagabend klingt eher nach einem ungewöhnlichen Termin für ein Tasting, dennoch fanden sich zahlreiche neugierige Gäste zu dieser indischen Entdeckungsreise ein. Brand Ambassador Pramod Kashyap verstand es mit seiner charmanten und unterhaltsamen Art, den Teilnehmern ein Gefühl dafür zu vermitteln, was die 1948, zunächst als Laboratorium gegründete, Destillerie heute ausmacht.

Auch diesmal bin ich beim Verfassen des Berichts nicht alleine. In jüngster Zeit haben Gastbeiträge verschiedener Autoren diesen Blog bereichert. Die Eindrücke zum heutigen Abend stammen aus der gemeinsamen Feder von Andre Davepon (andresfeinenotes.de) und mir.

Nektar der Götter

Die Basis von Amrut (was aus dem Sanskrit übersetzt so viel wie „Nektar der Götter“ bedeutet) bildet der Amrut Single Malt Whisky, erstmals vorgestellt im Jahr 2004. Er reifte in ehemaligen Bourbonfässern, wobei Amrut ausschließlich First- oder Second-Fill-Fässer verwendet. Begünstigt wird die Reifung durch das feuchte und warme Klima in Bangalore im Süden Indiens. Im Gegensatz zu Schottland, wo der Angel’s Share ca. 2 bis 3% jährlich beträgt, liegt er bei Amrut zwischen 11 und 12%. Nach vier Jahren, so Pramod, ist im Durchschnitt die Hälfte des Fassinhalts verdunstet. Deshalb konnte der klassische Amrut Single Malt schon nach 4 Jahren Reifezeit abgefüllt werden. Die Gerste hierfür kommt aus dem hohen Norden Indiens und wird aus Punjab und Rajasthan über 2.500 km in den Süden transportiert.

Der Amrut Single Malt trägt keine Altersangabe und ist mit 46% vol. abgefüllt, überzeugt mithin durch eine angenehme fruchtige Note. Apfel, Marzipan, Orange stemmen sich gegen die doch recht überraschende würzige und dominante Holznote. Andre und ich sind uns einig, dass dieser Single Malt nicht sonderlich spektakulär und komplex ausfällt, aber wir haben es hier auch mit dem, preislich übrigens sehr fair gestalteten, Einstieg in die Welt von Amrut zu tun. Die Textur ist erstaunlich ölig, sehr weich und fruchtig. Die Anklänge von Butterscotch, Kokos und Mango, die unser Gastgeber Pramod beschreibt, haben wir zwar nicht, aber schön eingebundene Zitrus- und Honignoten wissen zu überzeugen. Der Nachklang ist dezent bitter, erinnert an Orangenschale mit weiterhin deutlichem, sehr würzigem Holzaroma.

Amrut Single Malt Whisky

Two Continents

Im Anschluss geht es weiter mit dem limitierten „Two Continents“. Bei diesem „Experiment“ bildet der zuvor verkostete Amrut Single Malt die Basis. Nach drei Jahren Reifung werden die Fässer jedoch hier an einen „unbekannten Ort“ nach Europa in eine andere (kältere) Klimazone verschifft und dürfen dort ca. drei weitere Jahre reifen, bevor sie abgefüllt werden. Das Ergebnis fällt nach unserer Meinung ähnlich aus, wie beim Amrut Single Malt – fruchtig, weich, mild, vielleicht mit etwas weniger intensiven Holznoten und somit ein Stück harmonischer. Zitrone, Orange, mehr süßes Getreide als noch beim Amrut Single Malt, etwas Ingwer, Mandel und Melasse. Mit 50% vol. fällt er noch dazu etwas kräftiger aus, was sich im Geschmack aber kaum bemerkbar macht. Dagegen macht er preislich einen gehörigen Sprung auf 89,90 € (der Amrut Single Malt liegt dagegen bei 37,90 €).

Kurzes Zwischenfazit: Amrut Single Malt und Two Continents sind zwei solide, Bourbonfass gereifte Whiskys mit süß-fruchtigem Charakter. Guter Einstieg in den Abend, aber da geht sicher noch mehr. Andre vergibt für beide übrigens 79 von 100 Punkten.

Fusion

Schon wesentlich spannender fällt da das aktuelle Batch des Amrut Fusion mit ebenfalls 50% vol. aus (wir sind mittlerweile beim 70sten!). Dazu werden Whiskys aus ungetorfter und getorfter (schottischer) Gerste nach getrennter Fermentation, Destillation und Reifung miteinander vermählt.

Andre hatte bereits vor ca. drei Monaten Batch 60 im Glas und war deshalb gespannt, in wie weit sich die Batches unterscheiden werden. Die Farbe des Fusion erinnert an hellen Bernstein. Er liegt ölig und satt im Glas und bildet schöne, gleichmäßige Schlieren. Der Alkohol sorgt für ein leichtes Kühlen in der Nase, begleitet direkt zu Anfang von zarten Raucharomen, die schon wieder weg sind, bevor man sie richtig einfangen kann. Hintenan intensive Würze, begleitet von ein wenig Muskatnuss und Karamell. Ich meine noch Kokos, Honig und getrocknete Früchte auszumachen. Der Fusion wirkt schwerer und vielschichtiger, als die zuvor verkosteten Malts, stets mit einer subtilen Rauchnote im Hintergrund. Auch am Gaumen dominieren die würzigen Noten. Begleitet von einem leichten Prickeln nehmen sie den Mundraum ein. Es dauert eine Weile bis sich andere Aromen ausmachen lassen. Zu unserer Überraschung entfaltet sich dann auf einmal der Geschmack gerösteter Kokosnüsse.

Brand Ambassador Pramod Kashyap und seine Gäste

Kadhambam – die Mischung machts

Kadhambam – heißt übersetzt so viel wie „Mischung“ und wird gerne auch mit indischem Frühstück in Verbindung gebracht. Ein Gericht aus Reis, getrockneten Früchten, Kokos, Nüssen, Gemüse, Öl, Salz – also alles was man so findet.

Bei einer „Mischung“ handelt es sich auch beim Amrut Kadhambam Single Malt , 50% vol. Dieser reifte zunächst, wie bei Amrut typisch, drei Jahre in ehemaligen Bourbonfässern und darf dann in „Bangalore Blue“ Brandy Fässer umziehen. Damit nicht genug, erhält der Whisky alsdann in Rum Fässern und Oloroso Sherryfässern noch ein zusätzliches Finish. Er soll zudem einen kleinen Anteil Peated Single Malt enthalten.

Andre beschreibt den Kadhambam etwa so:

Bernsteinfarben und ölig gibt sich der Dram im Glas. Auch hier sticht zunächst kurz der Alkohol in die Nase, verfliegt aber recht schnell. Danach steigen schöne Cognac Aromen auf. Diese feinen und etwas schärferen Weinaromen die einen guten Cognac ausmachen. Es geht in Richtung Remy Martin VSOP, wie ihn mein Vater öfters genossen hat. Schöne Fruchtaromen gepaart mit den Tanninen des Fasses. Eingelegte Rosinen präsentieren sich kurz um direkt wieder in den Hintergrund zu treten. Die an diesem Abend zumindest von mir so empfundene, Amrut typische Würze habe ich auch hier. Am Gaumen gibt er sich deutlich eleganter als die vorherigen Kandidaten. Auch hier hat das Brandy Fass seinen Charakter hinterlassen. Feine geradlinige Wein Aromen gepaart mit Tanninen, die mich an ebenjenen VSOP erinnern. Eine wohlige Süße findet nun den Weg in den Mundraum, geht einher mit starkem Speichelfluss. Die Würze ist hier schön dezent ohne dem Finish überhand zu gewähren. Der Abgang ist lang und wärmend. Die vorherigen Aromen bleiben präsent und entschwinden nur nach und nach. Meine Wertung 89 von 100 Punkten. – Andre Davepon, andresfeinenotes.de

Wir sind uns einig: Das ist hier bislang der beste Malt des Abends. Komplex und opulent. Ich meine sogar, dass er noch deutlich fruchtiger als die zuvor verkosteten Single Malts ausfällt. Abgesehen von den Cognac Noten meine ich hier noch Kokos, Papaya, rote Trauben, Melone und Malz auszumachen gepaart mit Nelke, Kardamom und Muskat.

Naarangi

Nach einer Pause mit kulinarischer Stärkung, bei der uns Pramod erzählt, dass Amrut seine Single Malts ausschließlich für den Export herstellt, kommen wir zur ersten Neuerscheinung aus dem aktuellen Sortiment. Der Naarangi befindet sich sozusagen schon auf dem Schiff nach Europa.

Naarangi kann mit „Orange“ übersetzt werden und wir warnen schon einmal vor: Das Wort Orange wird in den folgenden Absätzen noch recht häufig auftauchen.

Damit sind wir auch schon beim Thema: Diese Abfüllung verdeutlicht noch einmal, dass es in Indien keinerlei Vorschriften dazu gibt, wie Malt Whisky hergestellt werden muss. In diesem Fall erlaubt es Amrut, frische Orangenschalen in Fässer zu füllen und dort austrocknen zu lassen. Danach werden die Schalen wieder aus den Fässern genommen und sodann der Malzbrand dort eingefüllt. Das Aroma der Schalen soll so auf das Destillat übergehen. Abgefüllt wurde er mit 50% vol.

Andre muss direkt an Valensina denken. Mich erinnert es an Weihnachten, wenn Mandarinen- oder Orangenschalen über eine Kerze gehalten werden und der Duft von Orangenöl den Raum füllt. Fakt ist: Eine derartige Orangenfracht werdet Ihr wahrscheinlich in keinem keinem anderen Whisky finden. Der betörende Duft der Orangen will einfach nicht nachlassen. Ähnlich wie bei einer schweren Rauchnote, benötigt die Nase auch hier Zeit, sich daran zu gewöhnen und selbst dann fällt es schwer, hinter Orangen und Mandarinen noch etwas anderes auszumachen. Ein Hauch Grapefruit, Lemone, brauner Zucker, Honig und Mandel gefolgt von, na klar, Orangenöl. Selbst die hier schon beschriebene Amrut Würze verblasst dagegen.

Am Gaumen fällt der Naarangi zunächst recht mild aus. Ihr könnt es Euch sicherlich schon denken wie es dann weitergeht: Orangen, Orangen und nochmals Orangen. Die Vorbehandlung der Fässer mit den frischen Schalen hat ganze Arbeit geleistet. Frische Orangen, Mandarinen, frische Orangenschalen. Dezent lässt sich dahinter noch Honig und Mandel ausmachen. Müssen wir erwähnen, dass auch dass Finish sehr „orangig“ ausfällt? Hier sogar mit der leichten Bitterkeit nach Orangenschalen, so als würde man direkt in eine ungeschälte Frucht beißen. Letztlich doch zu heftig und eindimensional, aber definitiv eine interessante Erfahrung.

Amrut Madeira Finish

Wieder in vertrauteren Gefilden bewegen wir uns dagegen bei der nächsten Neuerscheinung, die an diesem Abend vorgestellt wird: Dem Amrut Madeira Finish. Na, das ist doch wieder was! Die Farbe auch hier ein schöner Bernsteinton. Ölig und satt liegt er im Glas. In der Nase, wohl noch Nachwehen vom Naraangi, zunächst Orangenaromen. Danach wird es mineralisch und leicht erdig. Fast wie ein frischer Riesling. Helle frische Trauben, ein wenig Apfel, Karamell und Milchschokolade werden begleitet von reichhaltigen Gewürzen, Nelke, Kardamom, Zimt, schwarzer Pfeffer und einer Prise Chili.

Prickelnder Antritt am Gaumen, zugleich aber auch etwas sanfter als noch beim Naarangi. Trauben, Orangen und eine angenehme Süße nach Karamell. Die würzigen Noten bauen sich diesmal eher langsam auf. Der Speichelfluss wird angeregt und transportiert so eine mineralische, leicht säuerliche Note. Der Abgang ist recht kurz und prickelnd. Eiche, etwas Pfeffer, nicht allzu komplex. Schade, schlecht ist er nicht, nur hätten wir uns mehr Einfluss aus des Madeirafass gewünscht.

Andre vergibt spontan dennoch respektable 82 von 100 Punkte.

Amrut Peated Cask Strength

Amrut kann auch rauchig. Und wie! Schon beim Fusion haben wir darüber gesprochen, dass auch getorftes Malz zum Einsatz kommt. War der Rauch dort jedoch eher noch subtil, entfaltet er beim Amrut Peated CS seine ganze Kraft, allerdings nicht medizinisch, sondern eher in Richtung Lagerfeuer und geräuchertem Speck. Erinnert an einen Mix aus Caol Ila / Kilchoman und Ardmore. Für Andre hat er das Speckige vom Caol Ila zusammen mit dem ländlichen Charakter von Kilchoman und dem heideartigen Rauch eines Ardmore. Also, nicht verkehrt. Die immerhin 62,8% vol. sind in der Nase noch überraschend zurückhaltend. Stattdessen sind es florale Noten, Rosmarin, Thymian, dazu etwas gemahlener Pfeffer. Die Frucht kommt langsam durch, weniger frische Früchte, sondern eher Dosenobst, Birne, Pfirsich, Apfel und eine gehörige Portion süßes Getreide und Popcorn.

Eine angenehme Süße füllt den Mundraum, dabei kräftig, prickelnd im Antritt, aber immer noch recht gefällig für eine Fassstärke über 60% vol. Kräutrig und fruchtig, mit fester, sehr cremiger Textur. Honig, Birne, etwas mehr Eiche als noch in der Nase, Apfel und Mango, bevor der Rauch wieder zurückkehrt und für ein langes Finish sorgt. Eine zarte Bitterkeit baut sich auf (Orangen- und Zitrusschale). Andre wertet mit 86 von 100 Punkten.

Amrut Port Pipe Peated CS

Wir beschließen den heutigen Abend mit dem Amrut Peated Port Pipe, exklusiv abgefüllt für La Maison du Whisky und damit auch exklusiv im Preis, denn hier werden 176,50 € für die 0,7 Liter Flasche aufgerufen.

Der Rauch liegt wie beim Amrut Peated CS schwer wabernd über dem Glas. Dahinter offenbaren sich erdige und schokoladige Noten, Kirsche, Johannisbeere und etwas fleischiges, was an stark gewürztes, gegrilltes Rindfleisch erinnert. Der Eindruck verfliegt schnell und wechselt wieder zu fruchtigen Noten hinter denen sich der Brennereicharakter von Amrut noch gut ausmachen lässt.

Der Antritt ist weniger süß (erinnert an Traubenmarmelade) als beim Peated CS, wenngleich fruchtiger und mit der zuvor beschriebenen, schokoladigen Note. Pflaume, Himbeere, Johannisbeere und Kirsche liegen wie ein Teppich auf der Zunge, etwas schwarzer Tee, Pfeffer und Chiliflocken, darüber die Amrut typische Rauchnote. Es wird immer wärmer im Mundraum bevor sich nun doch eine schwere Süße die Ehre gibt. Der Abgang ist langatmig und der Dram rinnt warm den Rachen hinab.

Fazit

Unser Fazit des Abends: Sehr unterhaltsam, wie Pramod Kashyap die Abfüllungen aus dem Hause Amrut präsentiert hat. In Bangalore wird zweifellos vieles richtig gemacht. Die Whiskies, welche im Schnitt drei bis sechs Jahre alt sind, brauchen sich nicht vor den schottischen Pendants zu verstecken. Wer mal etwas Abwechslung zum Scotch sucht, der sollte sich Amrut einmal näher ansehen. Preis-Leistungs-Sieger des Abends ist für unser Dafürhalten ganz klar der Fusion. Im Geschmack überzeugt am meisten der Kadhambam.

Andre Davepon & Björn Bachirt

Links:

Amrut Distillery

Andresfeinenotes.de

Brühler Whiskyhaus

 

 

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