Brothers In Malt: Taraansay und Clynemilton Burn

Diesen Tagebucheintrag widme ich zwei neuen Abfüllungen des deutschen unabhängigen Abfüllers „Brothers In Malt“.

Zum neuen Jahr legen die Jungs aus Solingen so richtig los. Gerade erst trudelte die Ankündigung eines 18jährigen Glendullan aus dem Jahr 2001 ein, der in den kommenden Wochen erscheinen soll. Bereits abgefüllt wurde dagegen ein 9 jähriger Clynelish unter dem Namen „Clynmilton Burn“. In unbekannte (schottische) Gefilde entführt uns dagegen der „Taraansay“, denn dieser Blended Malt ist ein kleines Mysterium.

Blended Single Cask

Wieso er uns ein Rätsel aufträgt? Weil es keinerlei Angaben dazu gibt, aus welcher Brennerei dieser 12jährige schottische Vertreter eigentlich stammt. Oder sollte ich besser „Brennereien“ sagen? Denn hierbei handelt es sich um einen Blended Malt Whisky aus einem Single Cask, d.h. er stammt aus verschiedenen Destillerien, reifte allerdings nur in einem einzigen Fass. In diesem Fall müssen also bereits verschiedene New Makes (Feinbrände) miteinander verschnitten worden sein. Auch zur Fassart gibt es keine näheren Angaben, außer, dass es ein „Barrel“ ist. Die übrigen Angaben auf dem Etikett sind, wie bei Brothers In Malt üblich, recht ausführlich. Destilliert am 26.04.2007 und abgefüllt am 13.01.2020 mit 54,8 % vol., limitiert auf nur 283 Flaschen. Wie immer bei Brothers In Malt wird auf Kühlfiltration und Färbung verzichtet. Dann wollen wir mal…

Die erste Nase ist warm, süß und buttrig. Wie in einer Zuckerbäckerei. Warmer Biskuitboden, Keksteig, Puderzucker, Shortbread, Marzipan und gekochte Vanillecreme. In der Pfanne angewärmte Haferflocken und Mandeln. Je länger er im Glas atmen darf, desto mehr drängt sich eine frische Fruchtnote in den Vordergrund. Auf einmal sind es reife, aufgeschnittene Kiwis, Stachelbeeren, grüne Äpfel und ein Hauch noch nicht ganz reifer Birnen. Die anfängliche Süße legt sich dagegen und geht nun ein wenig in Richtung Honig. Besonders prägnant bleibt jedoch die Kiwi in der Nase. Hatte ich in dieser Form tatsächlich noch nie.

Brothers in Malt

Den Gaumen erwartet ein vollmundiger und cremiger Antritt. Jetzt ist es tatsächlich für einen Moment flüssiger Honig, der sich auf die Zunge legt, dazu Marzipan und Mandel. Sogleich kehren die süßlich-säuerlichen Früchte zurück, Apfel, Kiwi, Birne kommen mir da erneut in den Sinn, begleitet von einer dezenten Ingwerschärfe. Der „Taraansay“ wird nun leicht trockener, begleitet von einer schönen Eichenwürze sowie Anklängen von Schokolade, Espresso, wärmend und eher mittellang, bleibt dabei aber doch dezent fruchtig. Kein besonders langer Nachklang, aber das stört mich nicht. Rieche ich nach dem ersten Schluck nochmal am Glas, ist die kräftige Süße wieder zurück und das Spiel scheint von vorne zu beginnen.

Ein toller Malt mit einem sehr spannenden Wechselspiel aus warmer Backstube, Vanille, Honig, Getreide und satten, süß-säuerlichen Fruchtnoten. Bei einem Preis von 35,90 € für diesen 12 jährigen Single Cask (0,7 Liter) in Fassstärke, ist er ein Kandidat für die Kategorie „Hidden Gem“ und zugleich ein Beweis dafür, dass gute Einzelfassabfüllungen keineswegs teuer sein müssen.

NACHTRAG: Wie der Abfüller in einer Nachricht vom 15. Februar nunmehr mitteilen musste, ist bei der Etikettierung ein Fehler unterlaufen. Es handelt sich wohl nicht um einen „Blended Malt Scotch Whisky„, sondern es muss offiziell „Blended Scotch Whisky„, heißen. Gegenüber dem Abfüller wurde dies nach eigener Aussage vor Auslieferung jedoch stets anders kommuniziert. Die noch nicht ausgelieferten Flaschen werden neu etikettiert. Bereits versandte Flaschen werden gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgenommen, sofern diese noch mindestens 2/3 Whisky enthalten.
Zur Erklärung: Ein „Blended Malt Scotch Whisky“ darf tatsächlich nur Malt Whiskys (also, zu 100% aus gemälzter Gerste hergestellt) enthalten. Dies konnte wohl so, zumindest offiziell, nicht garantiert werden. Allerdings habe ich keine Grain-Bestandteile aus dem Whisky herausgeschmeckt, die auf die Verwendung anderer Getreidesorten schließen lassen.

Clynemilton Burn

Zum Taraansay hat mir Christian Vohl noch ein Sample des auf den Namen „Clynemilton Burn“ getauften, 9jährigen Clynelish dazu gepackt (benannt nach der Wasserquelle der Brennerei). Über diese Überraschung habe ich mich sehr gefreut, gehört die kleine Schwester der geschlossenen Brora-Brennerei doch zu einer meiner liebsten Destillerien. Wechseln wir also das Glas und gießen uns diesen, am 28.07.2010 destillierten und am 13.01.2020 mit 58,6 % vol. abgefüllten, Clynelish aus einem Bourbon Barrel ein und stellen im direkten Vergleich zum „Taraansay“ wieder einmal fasziniert fest, wie charakterlich unterschiedlich und vielfältig Whisky doch ist.

Die Farbe erinnert an hellen Weißwein. Zunächst muss ich an den Geruch von Bienenwachs und Lederpflege denken, Getreideflocken, Malzbonbons und Salzkaramell, eingefangen von grasigen und maritimen Noten im Hintergrund. Die Nase ist nicht weniger intensiv als beim Taraansay, wirkt aber harmonischer, runder, die Aromen mehr miteinander verwoben.

Oftmals schreibe ich in meinen Notizen, dass der Alkohol schön eingebunden ist, aber es stellt für mich einfach ein außerordentliches Qualitätsmerkmal dar, wenn ich selbst bei 58% vol. und darüber keinerlei Stechen oder übermäßiges „Kühlen“ in der Nase verspüre. Und auch hier stört schlichtweg nichts. Sehr sanfte Zitrusnoten liegen dagegen in der Luft, wobei ich zunächst nicht genau sagen kann, um welche Zitrusfrucht es sich handelt. Nach und nach entsteht ein Bild aus einem frisch gewachsten Holztisch, darauf getrocknete Zitronenscheiben, eine Schale mit Limonenöl und grob gemahlenen, schwarzen Pfefferkörnern.

Am Gaumen ölig, ein wenig prickelnd, schon mit einem durchaus kräftigen Antritt. Salziges Karamell, mehr Zitrone als noch in der Nase, vielleicht auch Grapefruit und Limone, Zitronenzeste, Malz, ein wenig Zartbitterschokolade und würzige Eiche in einem durchaus mittellangen Nachklang. Mit einem Teelöffel Wasser noch gefälliger, süffiger am Gaumen. Nach dem ersten Schluck ist die wachsige Note in der Nase noch da, die Zitrusnoten sind allerdings noch präsenter.

Eine ebenfalls sehr gelungene Abfüllung die mit 54,90 € noch dazu fair bepreist ist. Eine feine Süße trifft auf frische Zitrusaromen mit maritimen Einschlag.

Brothers in Malt

Fazit

Zwei sehr gelungene Abfüllungen, die erneut davon zeugen, welche durchgehend gute Qualität bei Brothers In Malt zu erwarten ist. Die Jungs haben einfach ein feines Händchen bei der Fassauswahl. Das dürfte ein spannendes Jahr werden, noch dazu, wenn ich bedenke, dass weitere Blended Single Casks in Aussicht gestellt wurden.

Björn Bachirt

Links

Brothers In Malt

Disclaimer: Auch an dieser Stelle möchte ich wieder ein paar Worte der Transparenz widmen. Den Taraansay habe ich selbst erworben, das Sample vom Clynelish kam kostenfrei dazu als nette Dreingabe.

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