Penderyn – Icons of Wales „Rhiannon“

In der Reihe „Icons of Wales“ veröffentlichte die 2004 gegründete, derzeit einzige walisische Brennerei Penderyn den „Rhiannon“ Single Malt – eine Reminiszenz an das erste in walisischer Sprache geschriebene Prosawerk. Eine Verkostung…

Wir sind und schon einmal begegnet, Penderyn und ich. Verkosten durfte ich damals einen Single Cask aus einem Ex-Tawny-Port Fass. Jung, spritzig, fruchtig blieb er mir in Erinnerung. Durchaus gelungene Abfüllung dieser jungen walisischen Brennerei. Dennoch haben sich unsere Wege für eine Weile getrennt, bis ich nun ein Sample des vor einiger Zeit erschienen „Rhiannon“ von Brand Ambassador Bastian Denkler erhielt. Leider dauerte es etwas, bis ich mich diesem mit der gebotenen Aufmerksamkeit widmen konnte, aber nun habe ich mir dieses Vatting aus ex-Oloroso und ex-Bourbon-Fass gereiften Single Malt mit einem zusätzlichen Finish in einem Ex-Bordeaux-Grand-Cru-Fass einmal vorgenommen.

Icons of Wales

Mit der Reihe „Icons of Wales“ zelebriert Penderyn besondere Ereignisse oder Personen aus der walisischen Geschichte. Bislang sind sieben Abfüllungen erschienen:
No. 1 Red Flag: Erinnerung an erste Protestbewegung 1831 „Merthyr Rising“; Single Malt mit Madeira Finish
No. 2 Independence: Erinnerung an die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, unterzeichnet u.a. von Thomas Jefferson, der walisische Wurzeln hatte; dieser Single Malt kam ebenfalls mit Madeira Finish;
No. 3 Dylon Thomas: Erinnerung an den walisischen Schriftsteller und Dichter; Single Malt mit Sherry-Finish;
No. 4 That Try: Im Jahr der Rugby-WM 2015 veröffentlichte Penderyn diesen Single Malt mit einem Finish in Fässern, die zuvor mit rauchigem schottischem Single Malt belegt waren. That Try nimmt Bezug auf ein legendäres Rugby Match am 27. Januar 1973 im Cardiff Arms Park zwischen dem Barbarian FC (Spitzname Baa-Baas) und den „All Blacks“ aus Neuseeland.
No. 5 Bryn Terfel: Widmung an den walisischen Opernsänger Bryn Terfel und seine Rolle im Stück „Falstaff“; Single Malt mit Bourbonfass-Reifung.
No. 6 Royal Welsh Whisky: Die sechste Sonderabfüllung erinnert an die Welsh Whisky Destillerie in Frongoch, die 1903 geschlossen wurde. Flaschenform und Etikett wurden nach dem Vorbild einer originalen Flasche aus dem 19. Jahrhundert nachgebildet. In der Flasche steckt ein Single Malt Whisky mit einer Hauptreifung in Ex-Ruby-Portwein- und Ex-Bourbon-Fässern sowie mit einem Finish in Ex-Peated-Casks.

Rhiannon

Und mit der siebten Abfüllung präsentierte Penderyn im Herbst letzten Jahres nun den „Rhiannon“. Der Name stammt, so ist es der Pressemitteilung zu entnehmen, aus „The Mabinogi“, dem ersten Prosawerk in der Geschichte Großbritanniens, das im 11. Jahrhundert in walisischer Sprache geschrieben wurde. Rhiannon war eine Zauberin und Pferdegöttin, die mit übernatürlichen und starken physischen Kräften ausgestattet und für ihre Intelligenz, Großzügigkeit und Willensstärke bekannt war. Mit „Rhiannon“ möchte Penderyn an das Mystische und Mythische in der walisischen Kultur und an die lange Tradition der Erzählkunst in Wales erinnern (Pressemitteilung Penderyn, Herbst 2019).

Dieser, im Pot-Still-Verfahren hergestellte, Single Malt ist mit 46% Vol. abgefüllt, nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert. Der Preis liegt, wie bei den anderen Abfüllungen der Serie auch, bei etwa 55 €.

Notes

Der erste Eindruck ist zu Beginn recht fruchtig, jung und frisch in der Nase. Der Alkohol kühlt leicht, dominiert aber nicht. Aus meinem Glencairn strömen Noten von knackigen roten Äpfeln und Pfirsich, zusammen mit roten Weintrauben und Johannisbeeren. Eine dezent nussige Note (Haselnüsse) liegt dahinter, begleitet von süßem Honig und Getreideflocken. Gewürze von schwarzem Pfeffer, Muskat, Nelke gepaart mit einer zunächst verhaltenen Eichennote treten hinzu.

Die Textur ist zu Anfang samtig, dann kommt eine leichte pfeffrige Schärfe auf. Die Süße von Honig und die dezente Säure von Weintrauben, Äpfeln und Johannisbeeren ergänzen sich recht gut. Beim nochmaligen Verriechen nach dem ersten Schluck kommen der Geruch von Honig und (noch nicht ganz) reifen roten Beeren etwas stärker durch.

Dieser Single Malt wird nun zunehmend trockener am Gaumen, rote Apfel- und Traubenschale, Zartbitterschokolade, die Honigsüße tritt in den Hintergrund, dagegen kommen nun doch die Tannine aus dem Fass deutlicher hervor und bestimmen für meinen Geschmack etwas zu sehr den Nachklang.

Fazit

Wie üblich habe ich mich an zwei Abenden mit der Verkostung beschäftigt. Die Eindrücke können je nach Tagesform recht unterschiedlich ausfallen und hin und wieder wundere ich mich doch sehr über Notizen, die ich am Vortag verfasst habe, weil sich der erste Eindruck so gar nicht bestätigen wollte. Bei diesem Single Malt habe ich ebenfalls eine Weile gebraucht, um meine Eindrücke zu verfestigen. Die Nase mit ihrer fruchtigen Süße und der dezenten Würze gefällt mir durchaus. Lediglich der Nachklang fällt für meinen Geschmack zu eichenlastig aus. Die doch recht dominanten Tannine verdrängen zu sehr die übrigen Aromen.

Disclaimer: Wie üblich ist mir Transparenz sehr wichtig. Dieses Sample wurde mir freundlicher Weise kostenfrei von Bastian Denkler (Brand Ambassador Penderyn) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Penderyn wird in Deutschland von Schlumberger vertrieben. Auf den Inhalt dieses Berichts wurde kein Einfluss genommen.

Björn Bachirt

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