Highland Park: Twisted Tattoo

Eine mythologische Zeichnung des dänischen Tattoo-Künstlers Colin Dale ziert diese, in ehemaligen Bourbon- und spanischen Rioja-Weinfässern gereifte, limitierte Abfüllung. Ob dieser Single Malt wohl genauso überzeugen kann, wie das Flaschendesign?

Jörmungandr, die Midgardschlange, laut nordischer Mythologie einer der Plagen, Unheilsbringer und Feinde der Götter, diente als Vorlage für die Zeichnung auf der Flasche. Die schottische Brennerei Highland Park knüpft damit nahtlos an ihr nordisches Wikingererbe an, welches im Marketing mittlerweile fest verwurzelt ist, sowohl bei der Namensgebung zahlreicher Abfüllungen und Serien, als auch im Design.

Tattoos tell the world who we are without saying a word. As unique as the DNA of the skin they decorate, they reflect both, an independent attitude and a common bond – standing apart, yet part of a tribe.“

Highland Park über den Twisted Tattoo

Interessanter sind allerdings die Angaben zur Abfüllung selbst, denn diese fallen, entgegen häufiger Gewohnheit bei Originalabfüllungen, verhältnismäßig transparent aus. 153 Fässer (ohne nähere Angabe), befüllt zwischen dem 11. Mai 2000 und und dem 29. Oktober 2001, wurden bei einer Alkoholstärke von 59,9% vol. im Januar und März 2016 in First-Fill-Weinfässer mit einem Fassungsvermögen von 220 Litern umgefüllt, die zuvor mit spanischem Rioja belegt waren. Vermählt wurden diese schließlich mit 70 First-Fill-Bourbonfässern aus dem Jahre 1999 und sodann mit 46,7% vol. auf Flasche gezogen, nicht gefärbt, allerdings nach der Vermählung bei einer Temperatur von 4 Grad Celsius kühlgefiltert. Das verwundert ein wenig (neben der Tatsache, dass überhaupt so explizit darauf hingewiesen wird), erfolgt die Kältefiltration doch sonst in der Regel bei Temperaturen zwischen -4 Grad (Blended Whiskys) und ca. 0 Grad (Single Malts), um dem Whisky Trübstoffe, Ester, Proteine und Fettsäuren zu entziehen. Hier wollte man offenbar doch lieber weitgehend diese wertvollen Geschmacksstoffe belassen, anstatt den Single Malt einer „echten“ Kältefiltration zu unterziehen.

Umso gespannter bin ich nun, was er zu bieten hat. Die Vermählung von First-Fill Bourbon- und Weinfässern (Nachreifung) verspricht jedenfalls Komplexität.

Highland Park Twisted Tattoo

Tasting Notes

Und der erste Eindruck bestätigt dies auch. Dieser Highland Park begrüßt mich mit einem Korb voller reifer Erdbeeren, Himbeeren und frischen Waldfrüchten. Während eine würzige Holznote allmählich hervortritt, kann ich den für die Brennerei charakteristischen Rauch allenfalls nur dezent im Hintergrund ausmachen, etwa wie eine weit entfernt brennende Grasnarbe und einem Duft von Heu und Stroh.

Lassen wir ihn eine Weile im Glas atmen… Die Aromen verändern sich nun in Richtung heller Früchte, saftige Pfirsiche und reife Mango. Dahinter breitet sich allmählich ein feines Vanillearoma aus, dazu Shortbread, Getreide und Malz. Der Alkohol ist trotz der gefälligen Trinkstärke von 46,7% vol. durchaus spürbar und zeigt sich in einer recht kühlen Anisnote. So ganz perfekt eingebunden, wie ich es in einem Kommentar irgendwo mal gelesen habe, finde ich ihn dann doch nicht. Die Aromen die er transportiert, gefallen mir allerdings außerordentlich gut.

Am Gaumen spritzig und frisch, mit der Süße der Vanille und Noten von reifen Pfirsichen, Trauben und Mango. Wirkt jünger, als die 16 Jahre Fassreifung vermuten lassen. Eine dezente, aber durchaus spürbare alkoholische Schärfe bildet sich an den Zungenrändern, klingt leicht pfeffrig nach, begleitet von Popcorn und Getreidenoten. Nun breitet sich eine verhaltene Bitterkeit aus, die mich an rote Apfelschalen erinnert. Der Nachklang ist dann eher mittel als lang, leicht trocken, mit Noten aus Holz und einer Spur würzigem Rauch. Die vanillige Süße kehrt noch einmal zurück, besonders wenn ich das Glas nun nach dem ersten Schluck wieder zur Nase führe, ist die Vanille präsenter als zuvor, begleitet von einem Bouquet aus hellen Früchten.

Fazit

Ein durchaus gelungener Highland Park, der mir von Mal zu Mal besser gefällt. Besonders das Zusammenspiel zwischen beerigen und hellen Fruchtnoten, würzigem Holzaroma und der Süße der Vanille können überzeugen. Dagegen dürfte er am Gaumen ruhig eleganter ausfallen und länger nachklingen. Bei einer Blindverkostung wäre ich wohl wegen des spritzigen Antritts auch keineswegs auf eine 16jährige Reifung gekommen.

Björn Bachirt

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