Glenfiddich Winter Storm

Während der Sommer sich noch einmal mit ein paar warmen Tagen im September so langsam verabschiedet, klopft bei Whiskydiaries der Winter schon einmal an. 

Als im letzten Jahr das erste Batch des Winter Storm aus Glenfiddichs Experimental Series mit dieser doch recht auffälligen Keramikflasche Premiere feierte, hatte ich mir schon vorgenommen, diesen Single Malt einmal zu probieren. Der Preis von immerhin 199 GBP schreckte mich allerdings ab. Zudem war Batch 1 schnell vergriffen und ist heute nur noch zu astronomischen Preisen auf dem Sekundärmarkt erhältlich. Als nunmehr Batch 2 erschien konnte ich mir immerhin ein Sample bei Whisky-in-Wiesbaden aus einer Flaschenteilung besorgen. Schließlich heißt es ja auf der Homepage von Glenfiddich zum Winterstorm offiziell auch:

„Great for sampling and gifting“ – Glenfiddich, 2018

Für den Winter Storm zeichnet sich wieder einmal Glenfiddichs „Malt Master“ Brian Kinsman verantwortlich, der auf einer Reise nach Kanada die Peller Estates Winery in Niagara besuchte. Dort wird u.a. Eiswein gekeltert. Dazu werden die Trauben im Winter bei Mondschein und -10 Grad Außentemperatur geerntet. Die Idee zu einem Single Malt Finish in Eisweinfässern lieferte Beth Havers (Glenfiddich Brand Ambassador Canada). Zurück in Schottland experimentierte Brian Kinsman Single Malts unterschiedlichen Alters. Jedoch konnten offenbar nur diejenigen mit längerer Reifezeit es mit den intensiven süßen Aromen aus den Eisweinfässern aufnehmen.

Während Batch 1 aus lediglich 12 Fässern bestand, wurden in Batch 2 nun immerhin schon 65 Fässer vermählt. Der Winter Storm reifte zunächst 21 Jahre in ehemaligen amerikanischen Eichenfässern und erhielt sodann eine zwölfwöchige Nachreifung in den besagten Eisweinfässern. Er ist mit 43% vol. abgefüllt, gefärbt und wohl auch kühlgefiltert.

Notes

Eine feine, fruchtige Süße empfängt die Nase. Zunächst denke ich an Zuckerwatte, aber dafür ist dieser Single Malt eigentlich schon zu fruchtig, so dass er mich im Zusammenspiel mit dem Zucker unweigerlich an Kaubonbons bzw. Sahnebonbons erinnert. Dosenbirnen sind im Anmarsch, begleitet von einer Auswahl kandierter Früchte (vor allem Birne, Aprikose, Ananas, Mango und Banane). Die Süße ist schon sehr betörend, fast likörartig. Ein Hauch Vanille schwingt im Hintergrund mit sowie eine dezente Eichenwürze, etwas Anis und eine Getreidenote, die ich mich an gezuckerte Cornflakes erinnert. Die 43% vol. kühlen ein wenig die Nase, sind aber ansonsten nicht wahrnehmbar. Der Winter Storm ist eher ein sanfter und milder Begleiter.

Das ändert sich beim ersten Schluck, denn da entfaltet er doch einiges an Kraft, ohne dass der Alkohol jedoch je aufdringlich wird. Er klopft stattdessen zu Beginn in Form eines frischen Prickelns an, so als wolle er den Fruchtnoten einen angemessenen Empfang bereiten die direkt hinterherkommen und sich nicht lange bitten lassen. Es sind keine frischen Früchte, eher eingelegte, gezuckerte Birnen, Dosen-Lychee, kandierte Ananas und Mango und dazu etwas schwarzer, gemahlener Pfeffer. Eine durchweg angenehme, ölige und nicht allzu schwere Textur am Gaumen mit ein wenig Säure heller Trauben und einer angenehmen Vanille- und Getreidenote.

Ein Gaumenschmeichler, der auch im Finish eher fruchtig bleibt, wobei nun doch mehr Eichenwürze durchkommt, ohne jedoch je bitter oder gar trocken zu werden. Der Eindruck fruchtiger Sahnebonbons und kandierter Früchte bleibt auch hier, was den Winter Storm vom Geruch über den Geschmack bis hin zum Nachklang zu einer runden Sache macht, allerdings auch ohne Ecken und Kanten.

Björn Bachirt

Das Bildmaterial wurde mir freundlicher Weise von Tom Zemann (Whisky-in-Wiesbaden) zur Verfügung gestellt.

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