Aberlour 21 Jahre – Architecture of Taste by whic.de

Heute gibt es einmal eine direkte Gegenüberstellung von Verkostungsnotizen, denn Whiskydiaries und SchnapsBlog haben den 21jährigen Aberlour von whic.de unter die Lupe genommen.

Architecture of Taste

Wir kennen von Onlinehändler whic.de bereits die Serien Sujet und Nymphs of Whisky Collection, deren Einzelfassabfüllungen ich in diesem Blog bereits besprechen durfte. Nunmehr hat whic.de vor einigen Wochen eine dritte Reihe unter dem Namen „Architecture of Taste“ aufgelegt. Erste Neuerscheinung in dieser Serie ist ein 21jähriger Aberlour, gereift ausschließlich in einem Bourbon Hogshead.

Das hört sich doch schon einmal spannend an, zeichnen sich die Originalabfüllungen der Speyside Brennerei Aberlour doch vorwiegend durch den Einfluss von Sherryfässern aus. Hin und wieder tauchen aber auch reine Bourbonfass-Abfüllungen bei unabhängigen Labels auf. So durfte ich vor einiger Zeit schon einmal einen fassstarken Aberlour aus einem Bourbonfass bei einem Tasting der Scotch Malt Whisky Society (SMWS) probieren und war doch recht angetan.

Nun konnte also auch Arne Wesche ein Aberlour-Fass ergattern und dann direkt mit einer stattlichen Reifezeit von 21 Jahren.

Was wir uns von dem „Architecture of Taste“ Label erhoffen können, liest sich in der offiziellen Pressemitteilung so:

„Geschmack setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. Das Fundament bildet dabei die richtige Fasswahl. Oftmals vernachlässigt, aber meist der Grundstein für großartige Aromen in unserem liebsten Getränk sind Bourbonfässer. Der Aberlour 21 Jahre aus der Architecture of Taste Reihe zeigt die ganze Klaviatur der Bourbonfassaromen. Wir legen daher das Auge auf Abfüllungen, die sich durch ein ungewöhnlich intensives Aroma profiliert haben. Der Geschmack steht hier absolut im Mittelpunkt.“ – Arne Wesche, 2018

Nach 21 Jahren Reifezeit kam der Aberlour immer noch mit 59,8% vol. in Fassstärke in die Flasche und wie wir es von hauseigenen Abfüllungen von whic.de kennen, nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert. Die Flasche ist im Shop bei whic für 139,90 € (0,7 Liter) erhältlich.

Dazu gibt es diesmal bei den Notes eine Gegenüberstellung von Verkostungsnotizen, die unabhängig voneinander verfasst wurden. Dazu wandte sich Christian Lanzerath, Betreiber der Seite SchnapsBlog, vor einer Weile an mich und bot an, hier auf dieser Seite seine Notizen zu veröffentlichen. Wir haben kurz überlegt und, weil ich hier auch noch ein Sample vom Aberlour zur Verkostung stehen hatte, uns dafür entschieden, unsere Eindrücke einfach zusammenzutragen.

Also legen wir mal los und lassen Christian den Vortritt:

Notes SchnapsBlog

Geruch: Helle tropische Früchte dominieren in der Nase ganz eindeutig: Mango, Mandarine, Ananas – und zwar von der vollreifen, süßen Sorte. Dazu gesellt sich weiße Schokolade und frisches Popcorn. Es riecht direkt nach Kirmes, was ich aber fast schon etwas zu süß finde. Es kommen noch ein paar trockene, herbe Noten von Leder und Tabak dazu, je länger ich daran schnupper. Aber die bleiben lieber dezent im Hintergrund. Was mir dabei auffällt: Egal wie tief ich durch die Nase einatme, von den 59,8 Prozent Alkohol spüre ich absolut nichts.

Geschmack: Im Mund kitzelt der Alkohol dann doch etwas auf der Zunge, aber das ist bei der Stärke schon in Ordnung. Es kommen wieder Mango sowie Nektarine, Zuckerwatte und Sahnebonbon durch. Ich hatte spätestes jetzt etwas mehr Eiche und Trockenheit erwartet, die der Süße Paroli bieten. Aber die Holzaromen machen sich nur unterschwellig bemerkbar. Das finde ich zwar überraschend, aber auch nicht besonders komplex.

Nachklang: Auf der Zunge bleiben zuerst schokolierte Kirschen, hinten raus ist es dann trocken und würzig – wie Brot aus Gerstenmalz. Da ist sie also endlich, die Eiche aus dem ehemaligen Bourbon-Fass. Insgesamt ist der Abgang aber eher kurz gehalten.

Über Christian Lanzerath: Christian ist begeisterter Hobby-Mixologe, Genießer hochwertiger Alkoholika und Freund bedeutungsloser Fachsimpeleien über Sherry-Noten oder tertiäre Aromen. Auf Schnaps.Blog beschäftigt er sich mit Spirituosen, Cocktails und allen möglichen verwandten Themen – und das immer aus seiner persönlichen Sicht.

Notes Whiskydiaries

Geruch: Anfangs finde ich den Aberlour sogar etwas verschlossen, weshalb ich ihm noch ein wenig Zeit nach dem Einschenken lasse. Die Nase benötigt diesmal Eingewöhnungszeit. Dann offenbaren sich jedoch angenehme, hell fruchtige Noten reifer Pfirsiche und Bananen, begleitet von der würzigen Schärfe schwarzer, gemahlener Pfefferkörner. Dahinter baut sich eine süße Getreidenote auf. Hatte ich neulich erst bei einem anderen Single Malt und ruft bei mir immer die Assoziation nach gezuckerten Cornflakes (Kellogg’s Frosties) hervor. Der Aberlour bietet ein schönes Wechselspiel aus Getreide und Fruchtnoten, nun in Form von süßem Eistee mit Pfirsicharoma und einem Klecks Honig. Bei 59,8% vol. mag die Zugabe von Wasser empfehlenswert sein. Sie besänftigt etwas den Alkohol, fördert aber keine neuen Aromen zu Tage.

Geschmack: Also, geht es unverdünnt weiter mit dem ersten Schluck. Dieser fällt kräftig und süß aus. Der Alkohol schiebt schon ordentlich an, transportiert zugleich aber eine intensive Süße auf die Zunge. Zu Anfang habe ich wieder diese süße Getreidenote gefolgt von Pfirsichen, Bananen und reifen Äpfeln und nun auch ein paar exotischen Früchten, vorwiegend Mango und Papaya überzogen mit Vanillesoße. Schwarze Pfefferkörner und Ingwer liefern dazu eine spürbare würze Schärfe an den Gaumen. Auch hier vermag die Zugabe von Wasser im Vergleich zur unverdünnten Variante zumindest den Alkohol abzumildern.

Der Nachklang fällt weiter fruchtig und kräftig aus, wobei die Mango- und Papayanoten nun von würziger Eiche begleitet werden. Ein gradlinige Bourbonfassreifung mit einem interessanten Wechselspiel aus Frucht und Schärfe.

Fazit:

Wenig überraschend: Die Eindrücke fallen stellenweise ähnlich, aber zugleich auch recht unterschiedlich aus. Bekommen wir dennoch ein gemeinsames Fazit hin? Wir denken schon:

Christian empfiehlt den Aberlour Freunden des süßen Whiskys, weil vor allem die reifen, tropischen Früchte im Vordergrund stehen. Björn sieht das ganz ähnlich, findet den Single Malt allerdings etwas ausgewogener, weil das Fass für ihn doch einen deutlicheren Einfluss hat. Christian fehlen etwas die trockenen Nuancen, die für ein besseres Gesamtbild gesorgt hätten. Dafür ist Björn der Alkohol ein wenig zu dominant. Dagegen fallen Christian die 59,8 Prozent nicht so sehr auf. Dass es dem 21-Jährigen etwas an Tiefe und Komplexität fehlt, darüber sind sich beide nach der Verkostung einig, auch wenn es sich ohne Frage um einen tollen Whisky mit fruchtigen Aromen handelt – passend zum ausklingenden Sommer.

Christian Lanzerath & Björn Bachirt

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