Young malts, young distilleries, Teil I: M&H Classic Single Malt

Mit diesem Beitrag möchte ich eine kleine Serie zu jungen Brennereien und deren ersten, in der Regel dreijährigen, Whiskys beginnen. Kann nach derart kurzer Reifung schon eine ansprechende Qualität in die Flasche kommen? Den Anfang macht ein Single Malt aus Israel.

Jede neu gegründete Whisky-Brennerei, und derlei gibt es aktuell erstaunlich viele, wartet sehnlichst darauf, ihr erstes Destillat abzufüllen, welches sich dann auch Whisky nennen darf. In Europa ist dies nach der geltenden Regelung frühestens nach drei Jahren Reifung in einem Holzfass (in Schottland muss es Eichenholz sein) möglich, aber auch andere Brennereien außerhalb Europas, die keinem derartigen Regelwerk unterworfen sind, welches bestimmt, wann sich ein Destillat Whisky nennen darf, haben sich diesen Standards, wie etwa auch einer Mindestreifedauer von drei Jahren, verschrieben. So auch Israels erste Whiskydestillerie M&H, die stets betont, nach schottischen Standards herzustellen.

Bis es soweit ist, beschreiten Brennereien unterschiedliche Wege, um diese Zeit wirtschaftlich zu überbrücken. St. Kilian in Rüdenau sowie die in London ansässige Craft-Brennerei Bimber werben beispielsweise mit der Möglichkeit für den Kunden, ein eigenes Fass zu erwerben, wobei zwischen unterschiedlichen Rezepturen und Fassbelegungen gewählt werden kann. Zum Teil werden dazu eigens „Founders Programme“ aufgelegt, bei denen der Whiskyliebhaber neben Zertifikaten und sonstigen Membership-Vorteilen auch Fassproben und Flaschen der ersten Whiskys erhält. Gerne wird auch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, bereits sog. „Young Malts“, also Malzbrände, welche drei Jahre Mindestreifung noch nicht erreicht haben, abzufüllen. New Make (also der nicht im Fass gelagerte Feinbrand), Liköre und Gin vervollständigen häufig das Angebot.

Das Land in dem Milch und Honig fließen

Auch die in Tel-Aviv ansässige Milk and Honey Whisky Distillery hat bereits vor dem Erscheinen des ersten Single Malt Whiskys jüngere Malzbrände mit unterschiedlichen Fassreifungen herausgebracht und wirbt überdies mit dem direkten Erwerb von 200 Liter Fässern. Das feuchte und warme Klima begünstigt dabei eine schnellere Reifung. Der Angel’s Share soll bei etwa 9% im Durchschnitt liegen.

Gegründet wurde die Brennerei im Jahre 2012. Der Bau der Anlage begann im Jahr 2014. Die Produktion erfolgt nach schottischem Vorbild auf zwei kupfernen Brennblasen. Das Produktionsvolumen liegt bei etwa 170.000 Liter New Make im Jahr. Beim Bau der Anlage beriet seinerzeit der im Februar 2017 verstorbene Dr. Jim Swan (u.a. auch Berater beim Aufbau der Brennereien Penderyn (Wales), Kavalan (Taiwan) sowie Mitbegründer von Lindores Abby). Partner bei der Fassauswahl ist die Speyside Cooperage, wobei vorwiegend in Ex-Bourbonfässern, nicht vorbelegten Virgin Oak Fässern, aber auch in koscheren Ex-Wein-, Sherry- und Portweinfässern gereift wird.

M&H Classic Single Malt Whisky

Nun also hat die Brennerei ihren ersten Whisky als Standardabfüllung veröffentlicht. Er ist allerdings nur der Auftakt für eine Reihe von weiteren Qualitäten, die noch im Laufe des Jahres in der „Elements“-Serie erscheinen sollen, darunter ein Whisky mit Sherryfass-Finish, eine leicht getorfte Variante sowie ein Single Malt aus Rotweinfässern.

Der „Classic“ dagegen ist eine Vermählung aus Single Malts, die in ehemaligen Bourbonfässern und den gerade bei jüngeren Abfüllungen immer beliebter werdenden STR-Casks (hier Rotwein), reifen durften. STR steht dabei für shaved, toasted and re-charred. Die Fassdauben bereits gebrauchter Fässer werden dabei auf der Innenseite ausgekratzt, um die oberste Schicht zu entfernen, dann erneut getoasted und anschließend wieder ausgebrannt. So wird etwa verhindert, dass zu starke Tannine in den Whisky gelangen. Stattdessen sollen durch dieses Verfahren bei der späteren Reifung vielmehr die süßlichen und würzigen Aromen zur Geltung kommen. Dieses Verfahren entstammt übrigens ebenfalls einer Idee des bereits erwähnten Dr. Jim Swan.

Abgefüllt ist der „Classic“ mit 46% vol., nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert. Jetzt bin ich doch sehr gespannt auf den ersten Single Malt aus Israel.

M&H Classic Single Malt Whisky

Tasting Notes

Weich und mild, fast so wie ich es erwartet habe. Flüssiger Honig, aufgeschlagene Sahne, Fudge sowie gezuckerte Haferflocken mit Milch. Neben der leicht zuckrigen Note die über allem liegt, breiten sich sogleich fruchtige Aromen reifer Bananen, Mandarinen, Orangenschale und Ananassaft aus, begleitet von Eichenholz, Heu und einer feinen Würze. Leicht kühlend und je länger man diesen Single Malt zur Nase führt, desto mehr dringt eine etwas künstlich wirkende Note durch, welche dezent an Klebstoff und nasses Papier erinnert. Nicht direkt störend, aber doch zuweilen spürbar.

Spritzig und fruchtig am Gaumen. Honig, Apfel, Ananas meine ich zu schmecken. Eingelegter Ingwer sorgt nun für eine leichte Schärfe im Mundraum, bevor die würzige Eichenholznote zurückkehrt. Der Nachklang ist eher kurz und zunächst würzig mit Anklängen von roten Äpfeln. Später schwenkt er wieder ein wenig um ins Süßliche. Es ist dann aber doch eher die würzige Eichenholznote, die schließlich am Gaumen verbleibt, zusammen mit diesem leicht künstlichen Anklang. Rieche ich dagegen am darauf folgenden Tag nochmal an dem Glas, nachdem der Alkohol und die Flüssigkeit nun vollständig verflogen sind, so meine ich tatsächlich, ich hätte eine Schale voller Honig, Milch und Haferflocken vor mir stehen.

Fazit

Spontan hatte ich mir nach den Vorschusslorbeeren, welche die Young Malts und ersten Single Casks zum Teil auf Messen erhalten haben, ein wenig mehr versprochen. Da kam offenbar gerade das für die letzte Interwhisky in Frankfurt abgefüllte Einzelfass besonders gut an und gehörte zu einem der Messehighlights. Dabei gefällt mir das Aromenprofil vom „Classic“ durchaus und besitzt eine ansprechende Charakteristik aus feiner Honigsüße, Getreide, Heu und satten Fruchtnoten. Für sich genommen sind die Aromen also durchaus angenehm, wollen sich für meinen Geschmack aber noch nicht so recht zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen. Und irgendwie liegt hinter alledem immer auch eine leicht künstliche Note.

In dieser Serie folgen im Weiteren zunächst der Londoner Bimber Single Malt Small Batch No. 1, der Rüdenauer St. Kilian „One“ sowie der Kingsbarns „Dream to Dram“. Habt Ihr weitere Vorschläge für erste Abfüllungen junger Brennereien, die auf jeden Fall einmal verkostet werden sollten, dann schreibt mir gerne in die Kommentare.

Links

M&H Distillery
Destillerie Kammer-Kirsch (deutscher Vertrieb)

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