Port Charlotte OLC:01

Bei Bruichladdich mögen sie Abkürzungen scheinbar gerne. Nun folgt in der Cask Exploration Reihe auf den MRC:01 der OLC:01. Welche Fässer dahinter stecken und ob sich eine Verkostung lohnt, erfahrt Ihr im heutigen Review.

Eine Probe des OLC:01 durfte ich bereits auf der Port Charlotte Roadshow mit Bruichladdich Brand Ambassador Ewald J. Stromer bei Schlüters Genießertreff verkosten und war schon damals ziemlich angetan. Dennoch konnte ich im Rahmen des Tastings zunächst nur einen flüchtigen Eindruck gewinnen, den es nun zu vertiefen gilt. Die Bezeichnung OLC steht für eine Nachreifung in Oloroso Sherry-Casks, wobei die Fasszusammensetzung dieses Port Charlotte, wie üblich, weitaus komplexer ausfällt.

Dies liest sich dann in der offiziellen Pressemitteilung wie folgt: 30% 1st-Fill American Whisky Casks, 40% 2nd-Fill American Whisky Casks, 25% Vin-doux-naturel-Fässer (Süßwein) und 5% 2nd-Fill-Syrah Weinfässer. Diese Fässer wurden sodann miteinander vermählt. Im Anschluss durfte der Malt noch einmal 18 Monate in 1st-Fill Oloroso Hogsheads nachreifen. Diese stammen aus einer Zusammenarbeit mit Jan Pettersens Fernando de Castilla. Jan Pettersen kann bereits auf eine mehr als 35 jährige Karriere in der Sherry-Herstellung zurückblicken. Seit 1999 ist er Besitzer der in der Altstadt von Jerez ansässigen Bodega.

Bei den hier für die Nachreifung des Port Charlotte verwendeten Fässer soll es sich sogar um solche handeln, die zuvor mit besonders lang gereiftem Sherry belegt waren. Destilliert im Jahr 2010, wurde diese Auflage aus der Cask Exploration nun mit 55,1 % vol. abgefüllt. Zur Anzahl der Flaschen existieren keine offiziellen Angaben. Da der MRC:01 nun jedoch etwa zwei Jahre „durchgehalten“ hat, dürfte auch der OLC:01 noch eine Weile verfügbar sein.

Port Charlotte OLC:01

Tasting Notes

Aromatischer Lagerfeuerrauch erfüllt den Raum, delikat, klar, mit einem Duft nach geräuchertem Schinken und Barbeque. Dieser ergänzt sich harmonisch mit einem feinen Sherry-Aroma, welches keinesfalls zu dominant ausfällt. Kein Vergleich zu einer Sherry-Vollreifung, sondern eher filigran eingebunden mit Noten von getrockneten Feigen, dunklen Beeren, gerösteten Walnüssen und einem Hauch Liebstöckel. Das Aroma geht nun langsam über in eine warme Nuss-Nougat-Schokolade. Ein Malt mit ausgesprochen schöner Komplexität, der über den ganzen Abend hinweg zu einer Entdeckungsreise einlädt und an deren Ende es nicht bei den nussig-schokoladigen Noten bleibt, sondern nun sogar hellere Früchte, Zitrusaromen, Heu und Vanille auszumachen sind.

Im Mund dann zunächst richtig süß, mit einer sehr öligen Textur. Dieser Port Charlotte kommt mit einem vollmundigen Antritt, begleitet von eingekochten Früchten und getrockneten Feigen. Noten von Toffee, Vanille und Milchschokolade breiten sich aus, während sich an den Zungenrändern eine pfeffrige Schärfe entwickelt.

Die Süße geht allmählich zurück und weicht nun in einem durchaus lang anmutenden Nachklang Aromen von trockenem Rauch, Eiche, Tabak und Walnüssen. Eine leichte Bitterkeit aus Schokolade und Kaffeearomen baut sich auf, begleitet von getrockneten Feigen. Nach dem ersten Schluck rieche ich noch einmal am Glas. Der Duft der Nuss-Nougat-Schokolade ist nun noch intensiver. Diese einnehmende Nussigkeit prägt für meinen Geschmack ohnehin den Charakter dieses Malts.

Fazit

Eine ganz hervorragende Abfüllung aus der Cask Exploration Reihe. Der Vergleich mit dem CC:01, MC:01 und MRC:01 hinkt natürlich, allein schon wegen der völlig unterschiedlichen Fasszusammensetzung. Von allen Abfüllungen war ich bisher absolut angetan, dennoch wird das hier wohl mein Liebling werden.

Björn Bachirt

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