My way – Jim McEwan Live mit Robin Laing

Das Jubiläumsjahr zum 25sten Geburtstag von Feinkost Reifferscheid in Bonn erreichte mit dem Besuch von Jim McEwan und Robin Laing im Rheinhotel Dreesen im November seinen Höhepunkt.

25 Jahre Whiskyhandel

Bereits im letzten Jahr durfte Björn bei einem Besuch in Bonn über die anstehenden Jubiläen von Feinkost Reifferscheid berichten (den Artikel dazu findet Ihr noch einmal hier). Seit 1997 betreiben Bärbel und Lutz ihren Feinkostladen, hervorgegangen aus dem schon 1890 von den Großeltern gegründeten Kolonialwarengeschäft. Seit mittlerweile 25 Jahren sind beide im Whiskyhandel unterwegs. Man mag es sich in Zeiten des florierenden Onlinehandels kaum vorstellen, aber Bärbel und Lutz gehören damit zu den Pionieren der Verbreitung von Whisky in Deutschland. Denn  damals gab es hierzulande nur wenige direkte Bezugsquellen für hochwertigen Whisky. Die Verdienste von Lutz und Bärbel können daher gar nicht genügend gewürdigt werden. In einer Zeit, in der die Entscheidung wo ich etwas kaufen möchte, die Frage danach, wo ich etwas kaufen kann längst abgelöst hat, mögen wir uns gerne noch einmal bewusst werden, dass unsere heutige Vielfalt in der Whisky Landschaft eben auch in der Arbeit ebenjener Menschen begründet liegt.

Bei unserem letzten Zusammentreffen berichteten beide Björn schon über die vielen Freundschaften, die über die Jahre hinweg entstanden sind. Dazu zählt vor allem auch die zu Jim McEwan,  ehemaliger Distillery Manager von Bowmore, Bruichladdich und zuletzt Ratgeber von Hunter Laing beim Aufbau der neu gegründeten Ardnahoe Brennerei auf Islay.

Jim ist für Bärbel und Lutz noch einmal nach Deutschland gekommen, um seine Geschichten bei einer besonderen Veranstaltung im Rheinhotel Dreesen mit den Gästen zu teilen – diesmal begleitet von keinem Geringeren als dem Whisky-Barden schlechthin, dem unvergleichlichen Robin Laing sowie einer passenden Auswahl an Single Malts.

Whisky for breakfast

Den Anfang machte eine eigene Jubiläumsabfüllung für 25 Jahre Whiskyhandel, ein 22 jähriger Glenburgie, abgefüllt mit 56,7% vol., die Jim McEwan mit seinen eigenen Tasting Notes vorstellte. Dazu stimmte Robin Laing mit dem Song „Whisky for Breakfast“ die Gäste zum mitsingen ein:

I take whisky for my breakfast,
To see me through the day
Just one litte whisky
helps me on my way
It clears my tubes, thins my blood
Clarifies my head
Just one litte whisky
Then I go back to bed

I don’t need no scrambled eggs
I don’t need no bacon
A single malt is all I need
To stop my hands from shakin‘

– Robin Laing

How did you get here?

Im Anschluss bekamen die Gäste einen 10 jährigen Mortlach, abgefüllt in der Old Malt Cask Reihe von Hunter Laing ins Glas, natürlich mit Tasting Notes von Jim persönlich.

Seit dem 01. August 1963 ist Jim McEwan im Whiskybusiness, als er im Alter von 15 Jahren bei Bowmore seine Lehre als Küfer begann und seitdem nahezu jede Tätigkeit übernahm, die man sich in einer Destillerie vorstellen kann. 1984 wurde er Distillery Manager bei Bowmore und reiste als Brand Ambassador der Marke um die Welt.

Dabei ist er Entertainer durch und durch. Ein Mann der weiß wie er die Leute zum Lachen und zum Nachdenken bringt. Nicht zuletzt deswegen, wird Jim geachtet und geliebt. Wer sonst könnte es sich erlauben, seine Gäste mit den folgenden Worten zu begrüßen:

Oh, I haven’t seen so many ugly men and so many beautiful women – Jim McEwan

Aber auch diejenigen die Jim McEwan zum ersten Mal erleben, spüren dass die Geschichten die er erzählt, wirklich seine sind. Er lässt seine Zuhörer miterleben was es bedeutet, wenn er als Blender um einzelne Prozentpunkte in der Zusammensetzung hadert. Oder wenn er über die Geheimnisse des „Blutes von Islay“ philosophiert und verrät: „It was bloody good!“. Hier erlebt man einen bodenständigen Mann, dessen Einladung ihn auf Islay zu besuchen genauso ernst zu nehmen ist, wie seine Bescheidenheit und Liebe zum Whisky.

Bei diesem Event hat Jim wieder zahlreiche unterhaltsame Anekdoten im Gepäck, die wir hier im Detail gar nicht alle wiedergeben können. Zum einen deshalb, weil das geschriebene Wort alleine Mimik, Gestik und Erzählweise in Jims ganz eigener Art nicht ansatzweise wiedergeben kann und dem wohl auch nicht gerecht würde. Zum anderen hätten wir das Gefühl, man würde ihm diese Geschichten irgendwie „stehlen“. Es ist einfach seine unnachahmliche Art der Präsentation, die einen solchen Abend zu etwas ganz Besonderem werden lässt. Dazu muss man als Gast nur in die Augen von Bärbel und Lutz Reifferscheid schauen, die sichtlich ergriffen von alldem waren, was sich dort ereignete.

Ein Bild blieb uns aber doch im Gedächtnis, nämlich aus der Geschichte, bei der Jim erzählte wie Bowmore 1994 zum Spirituosenkonzern Suntory gelangte. Was muss in ihm vorgegangen sein, als vier Hubschrauber mit dem Präsidenten von Suntory und seinem Gefolge an Bord auf Islay landeten und der Besitzer von Bowmore ihm erst da offenbarte: „Jim, heute verkaufen wir die Brennerei an die Japaner!“

Zwei Jahre später stand Jim in einem der höchsten Bürogebäude Tokios im Büro ebenjenes Präsidenten von Suntory, mit einem Dram aus dessen privater Sammlung (es handelte sich um die Black Bowmore Flasche mit der Nummer 1) in der Hand und sinnierte:

„Jim, how did you get here?“

Wie konnte der Jim McEwan, der mehr als dreißig Jahre zuvor seine Lehre als Küfer bei Bowmore begann und an seinem ersten Arbeitstag mit löchriger Hose in der Destillerie erschien, hier hin gelangen? Ein Bild, das nachhaltig in Erinnerung bleibt und zugleich Ausdruck einer beispiellosen Karriere ist.

Robin Laing ließ es sich bei dieser Gelegenheit nicht nehmen, an Jims Versuch eines vierfach destillierten Single Malts zu erinnern:

Uisquebaugh Baul

Uisquebaugh Baul, Uisquebaugh Baul
High intensity alcohol
Exceedingly risky, it’s perilous whisky
One sip and you’ll stumble and fall

Uisquebaugh Baul is four times distilled
Some say it cures and some say it kills
Take my advice and make out a will
Before you try Uisquebaugh Baul

Highland Toast

Die Gäste durften in der Zwischenzeit den 10järhigen Bruichladdich „First Edition“ gefolgt von einem 8jährigen Port Charlotte mit 60,5% vol. verkosten, bevor eine Pause mit kulinarischem Buffet aus rheinischen Spezialitäten folgte. 

Im Anschluss versteigerten einige großzügige Spender eigene Flaschen oder Bilder aus ihren privaten Sammlungen, welche sie an diesem Abend für einen guten Zweck zur Verfügung stellten. Jim selbst steuerte eine Flasche des bereits erwähnten Glen Moray bei und dazu seine handgeschriebenen Tasting Notes. Ferner durfte exklusiver Bruichladdich Adventskalender ersteigert werden, den es sonst nur in den Laddie Crew Stores in streng limitierter Auflage zu gewinnen gab. So kamen an diesem Abend über 9.000,00 € an Spenden zusammen, die gemeinsam mit einem Teil des Eintrittspreises als Spende an Jims Charity Organisation Spirit Aid floss.

Dazu schenkten die Gastgeber den 17jährigen „White Sands“ von Bowmore sowie einen 25jährigen Bowmore (Originalabfüllung) aus. 

Zum Abschluss stimmte Jim standesgemäß den „Highland Toast“ mit einem kräftigen Octomore 4.1 an, der dann auf „ex“ getrunken werden sollte. Schließlich sollte der „Highland Toast“ ja in aggressiver und in kriegerischer Manier vorgetragen werden, wobei sich die Gäste üblicherweise mit einem Bein auf den Stuhl und (an diesem Abend ausnahmsweise mal nicht) mit dem anderen Bein auf den Tisch stellen.

Jim McEwans „Highland Toast“:
(very,very agressive -wie vor der letzten entscheidenden
Schlacht/gebrüllt!)

1. Mach Leish – Mach Leish – Mach Leish (sprich: mach-liesch 3x)
(Dabei das gefüllte Whiskyglas vom Körper wegstoßen 3x)
2. Stay Leish – Stay Leish – Stay Leish (sprich: stey-liesch 3x)
(Dabei das gefüllte Whiskyglas zum Körper hinziehen 3x)
3. Suas Leish – Suas Leish – Suas Leish (sprich: suas-liesch 3x)
(Dabei das gefüllte Whiskyglas zur Decke stemmen 3x)
4. Seas Leish – Seas Leish – Seas Leish (sprich: sies-liesch 3x)
(Dabei das gefüllte Whiskyglas zum Boden drücken 3x)
5. Slàinte – Slàinte – Slàinte mhath !(sprich:
slandsche-slandsche-slandsche waa !)

Man hält das Glas erhoben und prostet sich zu !
Danach kippt der „Krieger“ den Whisky auf „EX“ genüsslich in den Schlund !

Zur Freude der Hotelangestellten folgten die Gäste nicht Jims Aufforderung: 

Now, you are warriors! Smash your glas to the ground, devastate the room and set this place on fire!

Big decisions come from your heart

Was also bleibt von einem Abend über den man gefühlt noch lange weiter schreiben könnte? Für uns bleibt das mitgereist sein, mit den Erzählungen über das Lebenswerk eines Mannes, dessen Arbeit ihn als 18 jährigen Küfer erstmals zu Bruichladdich brachte (Bruichladdich besaß damals keinen eigenen Küfer) und an seinem ersten Abend dort zusammen mit den alten Brennmeistern saß, nicht ahnend, dass er einmal viele Jahre später für die Erfolgsgeschichte von Bruichladdichs Wiederaufstieg maßgeblich mitverantwortlich sein würde. 

Trotz des langen Tages (immerhin näherte sich die Veranstaltung bereits Mitternacht) stand Jim noch für Autogramme und Fotos zur Verfügung. Die kundigen Laddie Fans hatten bereits vorausschauend ihre Schätze aus privater Sammlung mitgebracht und ließen sich Flaschen und Tubes signieren. Jim signierte alles, machte jedoch mit einem Augenzwinkern deutlich: „No body parts, please!“

Und wie könnte man den Bericht besser beenden, als mit Worten der Protagonisten selbst?

Big decisions come from your heart. That is why we love! – Jim McEwan

Und wenn Ihr mal auf der Straße gefragt werden solltet, was Whisky eigentlich ist, dann haltet es einfach mit Robin Laing:

Whisky is like us – strong and tasty – Robin Laing

Links

Feinkost Reifferscheid

Robin Laing

Spirit Aid

, , , , , ,
Vorheriger Beitrag
Lone Star Whiskey & Cowboy Bourbon
Nächster Beitrag
Glenfiddich Experimental Series

Ähnliche Beiträge

Menü