Lone Star Whiskey & Cowboy Bourbon

Wer mit dem Pferd zur Brennerei reitet, der bekommt eine Gratis-Führung. Nicht die einzige Besonderheit der texanischen Brennerei Garrison Brothers.

Es ist mal wieder Zeit für einen Bourbon. In diesem Fall nicht aus Tennessee oder Kentucky, sondern ein Texas Straight Bourbon Whiskey aus dem Hause Garrison Brothers.

Aufmerksam wurde ich erstmals auf diese Brennerei und die Geschichte dahinter in einem Whisky & Art Tasting in Essen, im Rahmen dessen David Christopher Schlierenkämper den Gästen eine Abfüllung vorstellte, die er aus den Vereinigten Staaten mitgebracht hatte. Als ein Freund mich nun fragte, ob er mir etwas aus den USA besorgen könnte, da zögerte ich nicht lange und bat ihn darum, nach einem Bourbon der Garrison Brothers Ausschau zu halten.

Lone Star Whiskey

Wer schon einmal eine Whisky Destillerie besucht hat und dabei die Fasslager besichtigen durfte, der wird dabei vielleicht auf ehemalige Bourbonfässer der Garrison Brothers gestoßen sein. Dan Garrison, der zuvor in der Technologie-Industrie arbeitete, verlor nach der Übernahme durch eine kalifornische Softwarefirma seinen Job. Im Alter von 40 Jahren, mit Ehefrau und zwei Kindern, musste er sich neu erfinden. Dazu bedurfte es offenbar eines einschneidenden Erlebnisses. Als Fan der Buffalo Trace Distillery, insbesondere deren Marken Blanton’s und Pappy van Winkle (als deren Flaschen noch bezahlbar waren), wanderte er den Bourbon Trail in Kentucky und verliebte sich darin. Zusammen mit Freunden und Familie kaufte Dan Garrison in Hye, Texas eine Ranch und gründete dort im Jahr 2005 die wohlgemerkt erste legale Bourbon Destillerie in der Geschichte Texas.

Über 50 verschiedene Rezepturen probierte Dan Garrison nach eigenen Angaben aus, bevor die richtige gefunden war. Im Gegensatz zu den meisten Bourbon Brennereien, die auf das Sour Mash Verfahren vertrauen, setzt Dan Garrison auf Sweet Mash. Während beim Sour Mash der Maische ein Teil der sauren Destillationsrückstände (Stillage mit pH-Wert 0,5 bis 5,4) wieder zugeführt werden, damit die Hefe besser arbeiten kann, wird beim Sweet Mash Verfahren auf diesen Arbeitsschritt verzichtet.

Der Weizen stammt von der eigenen Ranch, der Mais aus umliegenden Farmen in Panhandle, Dallam County und die Gerste vom pazifischen Nordwesten. Die Mash Bill, also die Rezeptur, in welchem Verhältnis die Getreidesorten in die Maische kommen, wird jedes Jahr geändert, wobei der Maisanteil selbstverständlich immer bei mindestens 51% liegt. Bei der Reifung hilft das besonders warme und trockene Klima in Texas, welches allerdings auch seine Tücken hat. Zu Anfang der Produktion hatte die Brennerei aufgrund der Hitze in den Lagerhäusern mit brüchigen, undichten Fässern zu kämpfen. Teilweise werden sehr kleine Fässer mit nur 10 oder 20 Gallonen verwendet. Ankündigungen über bevorstehende Gesetzesänderungen in den USA (künftig muss jeder Bourbon in einem ungefähr 50 Gallonen umfassenden Fass gereift werden) dürfte dieser Art der Reifung allerdings wohl leider ein Ende bereiten.

Freiwillige vor

Irgedwann muss der Bourbon aber auch mal auf Flaschen gezogen werden (frühestens nach zwei Jahren Reifung). Und weil das kleine Unternehmen dazu dringend helfende Hände benötigte, kam man auf die Idee sog. Volunteer Bottling Parties zu veranstalten. Dazu werden Freiwillige zu gratis BBQ, Bier und Whisky eingeladen, die dann die Flaschen von Hand befüllen, beschriften und versiegeln. Dan Garrison signiert sodann jede Flasche noch einmal von Hand! Mittlerweile sind diese Bottling Parties zur einer Tradition geworden, die über die Landesgrenzen hinaus freiwillige Helfer anzieht.

Garrison Brothers Single Barrel 94 Proof

Und wie schmeckt nun so ein texanischer Bourbon? Die zum Teil handschriftlichen Notizen auf der Flasche verraten über unseren heutigen Kandidaten erstaunlich viel:

Bei diesem Bourbon handelt es sich um einen Single Barrel aus Fass Nr. 2645. Dieses offenbar besonders kleine Fass (wahrscheinlich eines der 10 Gallonen Fässer) hat gerade einmal 51 Flaschen ergeben. Der Mais für diesen Whiskey stammt von der Sorte Panhandle White Corn, welcher 2010 geerntet wurde. 2011 destilliert und für drei Jahre in frischen Eichenfässern gereift, kam dieser Bourbon 2014 in die Flasche und wurde für die amerikanische Spirituosenkette „Total Wine & More“ mit einer Alkoholstärke von 94 Proof (47% vol.) abgefüllt.

Notes

Geruch: Die erste Nase – ganz anders, als das was ich sonst so im Glas habe. Frisch geschnittenes Holz, als wäre die Säge gerade durch die Holzscheite gefahren, die Luft noch voll von Sägespänen. Die sonst so oft beschriebene Klebstoffnote beim Bourbon fällt erstaunlich dezent aus und erinnert an gerade aufgetragene Holzlasur, wenn die Bretter in die Sonne zum trocknen gelegt werden. Ein Bourbon, den man durchaus atmen lassen darf, damit er sein volles Aroma entfalten kann. Dann bringt er eine wahrlich schöne Süße hervor die sich mit dem Holzduft vermengt und an warmes Popcorn mit zerlassener Butter und viel Ahornsirup erinnert, etwas Honig, Vanille, Cornflakes und eine schöne Frucht, die sich als saftiger roter Apfel und einem Hauch von Banane definieren lässt. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden, in der Nase nur gelegentlich spürbar und ansonsten sehr harmonisch.

Geschmack: Konzentrieren wir uns auf den Geschmack. Sehr weicher Antritt am Gaumen. Nur ein leichtes Prickeln an der Zungenspitze und den Rändern lässt auf die 47% vol. schließen. Die Süße kleidet den Mundraum aus, fällt dennoch wesentlich dezenter aus, als vermutet. Das frische Holz ist allerdings wieder da mit Popcorn, Getreide, Vanille. Ganz überraschend wird er nun eher trocken, was mich hier aber nicht so sehr stört, weil nun eine angenehme Würze hinzutritt.

Nachklang: Das Finish ist doch recht lang. Holz, Lakritz, Vanille. Dieser Bourbon bleibt zunächst trocken, bevor dann die Frucht in Form eines ganzen Korbes frischer Äpfel zurückkehrt. Holz und Apfel bestimmen für meinen Geschmack das Finish.

Garrison Brothers Single Barrel 94 Proof for Total Wine & More

Fazit

So lasse ich mir einen Bourbon gefallen. Holznoten, Würze und Süße gehen hier eine schöne Verbindung ein. Vielleicht bekomme ich irgendwann einmal die Gelegenheit, den stets sehr limitierten (und leider auch teuren) Cowboy Bourbon, eine Einzelfassabfüllung in Fassstärke, probieren zu dürfen.

Björn Bachirt
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7 Kommentare.

  • WhiskyJason
    11. Januar 2019 21:18

    gut gemacht – aber ich vermisse den Hinweis auf Preis – so ein Bourbon ist ist leider in Europa nicht ganz billig oder?

    • Aktuell habe ich keine Einzelabfüllung hier gesehen. Hin und wieder schafft es eine nach Deutschland. Daher kann ich aktuell zum Preis nichts sagen. Dieser hier war für Total Wine & More abgefüllt. In den USA wird er um die 100 US $ gehandelt.

  • Hallo Björn,
    Sehr schön dein Bericht. Ich verspreche dir eine Probe in Fassstärke. Ich habe einen in Cask Strength, sobald ich den in einem Tasting öffne, denke ich an dich und lass etwas übrig. Eventuell komme ich auch mal eine Probe vom Cowboy heran, aber den kenne ich selbst noch nicht. Wenn die Probe groß genug ausfällt, dann denk ich auch hier an dich. Falls du etwas mehr mit Bourbon machst, dann kannst du von mir noch andere Proben demnächst mal haben, hab schönes in Florida eingekauft.
    Dir weiterhin viel Erfolg mit Whisky-Diaries !
    Gruß,
    David
    Whisky&Art

    • Hallo David,
      durfte ja schon im Video mit Jason mir die Beute aus dem Urlaub ansehen. So ein Cowboy Bourbon wäre natürlich im Vergleich mal interessant. Hin und wieder tauchen Flaschen auch hier in Deutschland und teilweise auch in Versteigerungen auf.

  • Du hast mir richtig Bock auf diesen Bourbon gemacht! Und ich will zur bottling-party !

  • There are three things we love here at Garrison Brothers: good bourbon, good food, and making the world a better place. And in our new Bourbon 301 series, you’ll have a wonderful opportunity to enjoy all three!

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