Signatory Vintage Local Dealer Selection, Teil II: Linkwood 20y und Ballechin 11y

Im ersten Teil hatte ich mich mit dem Fettercairn 28yo sowie dem Clynelish 21yo näher befasst (Bericht hier). Nunmehr sind der Linkwood 20yo sowie der Ballechin 11yo an der Reihe.

Sechs fachkundige deutsche Händler begaben sich auf Einladung des unabhängigen Abfüllers Signatory Vintage im Oktober 2017 in dessen heilige Lagerhallen. Signatory Vintage verfügt über einen riesigen Fassbestand. Deshalb wollte ich von Dirk Schlüter, Inhaber von Schlüter’s Genießertreff in Wülfrath, wissen, wie er uns eine Kollegen an die Sache rangegangen sind:

„Es ist weniger aufregend, als viele sich das vorstellen. Du schaust natürlich, dass Du mit einer Abfüllreihe eine möglichst große Produktvielfalt anbieten kannst. Einige von uns interessierten sich besonders für First-Fill Fässer, wobei wir anfangs vor allem Abfüllungen aus den Destillerien Glenlivet, Clynelish und Bunnahabhain auf dem Zettel hatten. Also schaust Du erstmal gezielt danach. Wir haben dann mehrere Fässer probiert. Wenn Du eines gefunden hast, was dir besonders zusagt, probierst Du vielleicht auch das Fass links und rechts daneben. Wir haben dann auch ältere Fässer aus anderen Destillerien näher unter die Lupe genommen. Eine konkrete Absprache, was es am Ende werden soll, gab es vorher allerdings nicht.

Und Dirk weiter:

Preis-/ Leistung spielen bei der Auswahl natürlich auch eine Rolle. Wir wollten eine ausgezeichnete Qualtität zu einem vernünftigen Preis anbieten können. Das betrifft auch die älteren Abfüllungen, die bereits erschienen sind, wie beispielsweise den Clynelish oder den Fettercairn. Bei manchen Fässern musst Du dann vorher ausspindeln lassen, wieviele Flaschen das Fass am Ende ergibt, um zu erfahren, zu welchem Preis Du die Flasche denn überhaupt anbieten könntest.

Mit dem Ballechin 11 Jahre, gereift in einem Sauternes Fass, erschien zuletzt auch der erste, leicht rauchige Single Malt in der Reihe:

Bei den rauchigen Whiskies war die Auswahl etwas schwieriger. Wir waren froh, dass wir noch den Ballechin mit in die Reihe nehmen konnten. Als wir den probierten war uns direkt klar, der muss mit.

Anlässlich meines Gesprächs mit Dirk habe ich ihn auch gefragt, wie es zu der Gestaltung der Flaschen und Etiketten kam:

Bei dem Label gab es keine lange Diskussion. Es sollte sich natürlich optisch von den übrigen Reihen von Signatory abheben und einen eigenständigen Charakter haben. Das wurde noch vor Ort besprochen. Besonders Marco Bonn vom Brühler Whiskyhaus kennt sich da aus. Wir haben uns recht schnell auf die „Local Dealer Selection“ mit der schwarzen Tube und dem roten Label verständigt.

Und mit dem Linkwood und dem Ballechin aus dieser Reihe will ich mich heute näher befassen:

Linkwood 20 Jahre, Hogshead #7547

Destilliert am 30.06.1997 und abgefüllt am 27.11.2017 mit 55,8% vol. ergab dieses Hogshead insgesamt 250 Flaschen, nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert.

Linkwood 20 Jahre, Local Dealer Selection, Hogshead No. 7547, 55,8% vol.

Der erste Eindruck in der Nase ist unglaublich fruchtig, blumig und würzig. Leichte grasige Noten, Heu, gepaart mit süßer Vanille und einem vielfältigen Fruchtcocktail aus frischen Äpfeln, Honigmelone, Pfirsich, Aprikose und Zitrusnoten verbinden sich mit einer schönen Honigsüße. Sehr ansprechend! Zur Komplexität trägt auch eine Würzigkeit von Rosmarin, Anis, Ingwer und Eiche bei. Dieser Malt lädt durchaus dazu ein, sich einen ganzen Abend lang damit zu beschäftigen. Wer möchte, kann ein paar Tropfen Wasser hinzugeben. Diese lassen ihn noch weicher und fruchtiger wirken und die Vanillenote kommt etwas stärker durch. Ich finde ihn jedoch unverdünnt am besten.

Der Antritt am Gaumen ist kräftig und ebenfalls süß-würzig. Pfirsich, Melone, Aprikose bestätigen den ersten fruchtigen Eindruck. Eiche und eine leichte Ingwerschärfe sind spürbar.

Der Nachklang ist kräftig, würzig aber immer noch sehr fruchtig mit etwas mehr Eiche.

Wieder mal ein vortreffliches Fass! Linkwood scheint sich derzeit großer Beliebtheit bei unabhängigen Abfüllern zu erfreuen, was die jüngst doch recht zahlreich erschienen Abfüllungen unterschiedlicher Jahrgänge bei Signatory Vintage, Gordon & MacPhail oder A.D. Rattray belegen. Ich verstehe jetzt auch warum…

Ballechin 11 Jahre, Sauternes Cask Matured, Cask No. 371

Sehr gespannt war ich auf die erste rauchige Abfüllung aus der Local Dealer Selection.

Die Highland Brennerei Edradour wurde 2002 durch Andrew Symington, Besitzer von Signatory Vintage, übernommen. Unter dem Markennamen Ballechin werden seit 2006 nun auch getorfte Whiskies von der Brennerei vertrieben. Zudem wird Wert auf vielfältige Wood-Finishes gelegt aus Fässern, in denen zuvor beispielsweise Marsala, Sauternes, Madeira, Bordeaux oder Portwein reifte. Es überrascht daher nicht, dass es ein rauchiger, in Sauternes Weinfässern gereifter, Single Malt in die Local Dealer Selection geschafft hat.

Auffallend ist, dass der Ballechin, im Gegensatz zu den anderen Abfüllungen der Reihe, nicht in der schwarzen Tube mit dem schwarzen Etikett und dem roten Label erscheint. Offenbar waren sich hier einmal nicht alle Beteiligten über die Gestaltung einig, denn dieser Single Malt ist mit dem typischen Batllechin Label und nicht mit dem neu gestalteten Local Dealer Selection Etikett versehen. Auch das Flaschendesign ist Ballechin-typisch bauchig und gedrungen und hebt sich von den anderen Abfüllungen in der Reihe ab. Für mich eine nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung, denn die Gestaltung der übrigen Tuben habe ich als sehr prägnant und edel empfunden. Dieses hätte man auch hier zur einheitlichen Gestaltung der Reihe beibehalten können. Beim Ballechin weist dagegen nur das dezent angebrachte „Local Dealer Selection“ Emblem darauf hin, wo dieser Whisky einzuordnen ist. Ansonsten könnte man meinen, es würde sich um eine „normale“ Abfüllung aus dem Hause Edradour handeln. Aber gut, entscheidend ist ja, was in der Flasche ist.

Ballechin 11 Jahre, Sauternes Cask Matured, Lcoal Dealer Selection, 57,9% vol., Cask No. 371

Destilliert am 01.12.2005 und abgefüllt am 21.11.2017 mit 57,9% vol., hat dieses Fass 285 Flaschen ergeben.

Frisch eingeschüttet, steigt in der Nase ein leichter, subtiler, speckiger Rauch auf. Glimmende Holzkohle, BBQ und dazu gesellen sich dann süße Weinnoten aus dem Sauternes-Fass. Trauben, (Rum-)Rosinen und eine angenehme Honigsüße bilden die Grundlage für diesen süß-fruchtigen, nussigen Single Malt. Ein leichtes Röstaroma und eine schöne Malzigkeit verbinden sich mit einem Hauch Espresso zu einem komplexen Aroma. Ein Single Malt, der mir von der ersten Nase her schon gefällt. Der Alkohol ist trotz der 57,8% vol. schön eingebunden, nicht zu aufdringlich und auch die Rauchnote fällt nicht zu dominant aus.

Auf der Zunge prickelnd, kräftig mit einem Wechselspiel aus traubiger Süße und leichtem Rauch, ein wenig Säure, Malz und Eiche, etwas aschig mit einer leichten Espressonote. Ein paar Tropfen Wasser machen ihn geschmeidiger am Gaumen.

Der Nachklang ist lang, wärmend, immer noch süß, aber jetzt mit einer leichten Bitternote (Zartbitterschokolade, Kaffee/Espresso).

Fazit

Wieder zwei sehr überzeugende und kompelxe Abfüllungen aus der Local Dealer Selection, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im nächsten Tagebucheintrag zu dieser Reihe möchte ich mir den Glenlivet sowie den Bunnahabhain vornehmen.

Björn Bachirt

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