Springer und Port: Springbank Society Bottling 15 Jahre Port Finish

Der heutige Tagebucheintrag widmet sich einem rassigen Springer: Dem aktuellen Bottling der Springbank Society mit einem Finish in Port Hogsheads.

Freud und Leid der Community

Einige schottische Whisky-Brennereien bieten ihren Anhängern die Möglichkeit von Clubmitgliedschaften. Deren Vorteil liegt zumeist neben dem exklusiven Zugang zu Events vor allem in eigenen, stark limitierten Clubabfüllungen. Ardbeg hat das „Ardbeg Committee“, Laphroaig versammelt seine Fans in der „Friends of Laphroaig“-Community und die in Campbeltown ansässige Brennerei Springbank hat die „Springbank Society“.

Anhand der aktuellen Abfüllung, einem 15jährigen Springbank mit einem Finish in Port Hogsheads, destilliert im Mai 2003 und abgefüllt im September 2018 mit 56,2% vol., limitiert auf nur 1.090 Flaschen, zeigt sich wieder einmal, wie unterschiedlich die Brennereien bzw. dort wo Konzerne im Hintergrund stehen, ebenjene mit dem Zugang zu ihren exklusiven Auskopplungen umgehen.

Da wird beispielsweise gerne ein fester Termin mit Uhrzeit vorgegeben, bei dem man sich online einwählen und die Flasche bestellen kann, nur um dann festzustellen, dass die Server dem Ansturm nicht gewachsen sind, die Bestellseite nicht lädt, Einkäufe nicht abgeschlossen werden können oder der genervte Fan die F5-Taste seiner Tastatur (aktualisiert jeweils den Browser) so lange quält in der Hoffnung, die Bestellung doch endlich tätigen zu können, um im Anschluss zu erfahren, dass die Veröffentlichung kurzerhand wegen technischer Probleme verschoben wurde. Die Fangemeinde ist groß, der Ärger meistens umso größer und die einschlägigen Foren voll von Beiträgen und Kommentaren.

Still und leise geht es dagegen bei Springbank zu. So jedenfalls mein Eindruck. Bestellt werden kann ab einem bestimmten Datum mit einer Email an die Society, frei nach dem Motto: „First come, first serve“. Die Bestellung ist auf zwei Flaschen pro Mitglied begrenzt. Das wars. Im Anschluss daran erfahre ich, ob ich eine Flasche zugeteilt bekommen habe. In diesem Fall war der Ansturm offenbar größer, als sonst. Scheinbar zieht ein Port Finish mehr Interessierte an, weshalb Springbank kurzerhand per Email bekannt gab, dass pro Mitglied nur eine Flasche bestellt werden kann, damit möglichst viele in den Genuss der Abfüllung kommen. Sodann wird jedes Mitglied persönlich per Email kontaktiert und nach Art und Weise der Lieferung gefragt. Bezahlmethoden, wie etwa Mitteilung der Kreditkartendaten über Telefon, mögen in Zeiten, in denen Richtlinien beispielsweise von Banken immer komplexere und sichere Authentifizierungsmittel für Überweisungen verlangen, etwas nachdenklich stimmen, die klassische Banküberweisung ist aber auch erlaubt. Die persönliche Ansprache lässt jedenfalls das Gefühl zurück, als Kunde noch ernst genommen zu werden.

Aus der vorgenannten Beschreibung ist sicherlich herauszuhören, welcher Methode ich eher zugeneigt bin, wenn es um die Verteilung von Clubabfüllungen geht. Just als ich diesen Artikel jedoch online stelle, verkündet Springbank, für das nächste Society Bottling im Februar/März 2019, ein Online-Bestell- und Bezahlsystem implementieren zu wollen. Mal sehen. Hoffentlich treten dann nicht die gleichen Probleme auf, die wir schon von anderen Brennereien kennen…

Nun steht er also da, der aktuelle Springbank:

Notes

Geruch: Society-Abfüllungen können hin und wieder recht speziell ausfallen; weichen gerne einmal von dem Bekannten ab, was in der Brennerei sonst so erscheint. Nachdem zuletzt von Abfüllungen mit dominanter Schwefelnote zu lesen war, bin ich allerdings diesmal skeptisch. Leichten Schwefeleinfluss habe ich auch hier zu Anfang. Die Note, welche mir hier entgegen strömt führe ich jedenfalls nicht auf den Rauch zurück. Das bringt mich dazu, ihm eine Weile Zeit zum atmen zu geben.

Die Luft tut ihm gut. Rassig und kantig bleib er auch weiterhin. Altes Leder, staubiger Buchrücken, leicht erdig mit Noten von Tabak, Asche und würziger Eiche. Ein kleiner Schmutzpuckel, wenn man so will. Hintenan kommt eine schöne, frische malzige Note zum Vorschein und wird begleitetet von dunklen Früchten. Säuerliche Johannisbeere, Erdbeere, Sauerkirsche und ein Hauch Schokolade und Marzipan. In einem zweiten Glas habe ich noch ein wenig Wasser hinzugegeben, welches bei diesem Malt den fruchtigen Komponenten mehr Geltung verschafft.

Nach dem zweiten Schluck entfaltet sich mehr Würzigkeit der Eiche, aber auch mehr rote Früchte. Der Portwein kommt nun stärker durch.

Geschmack: Süßlicher, voller und prickelnder Antritt. Kräftig, vollmundig und schwer. Eine malzige Süße wird begleitet von roten Beeren. Fruchtig, zugleich aber auch pfeffrig, ledrig, salzig und floral mit Gräsern, Heu und Tabakblättern, aber auch gerösteten Haselnüssen und dunkler Schokolade, wobei zunehmend trockener werdend hin zu Kakaopulver und mit mehr Würze aus dem Holz. Mit der Hinzugabe von Wasser insgesamt weicher, süßlicher wobei auch die Frucht in Form der Johannisbeere und Kirsche besser zur Geltung kommt, stets begleitet von herberen Noten nach Tabak und Leder, wenn nun auch weniger pfeffrig.

Nachklang: Durchaus lang anhaltend, wärmend, trocken mit einer leicht bitteren Mokkanote. Wieder mehr Asche drängt nach vorne, dazu Leder, würzige Eiche, geröstetes Brot und Haselnüsse.

Fazit

Ein Single Malt, der wirklich viel Aufmerksamkeit fordert. Kein leichtes Vergnügen, sondern eines mit Ecken und harten Kanten, aber gerade deshalb auch spannend.

Björn Bachirt

 

 

 

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