Shinshu Komagatake „Shinanotanpopo“ Single Malt

Auf den Yamazaki 12 Jahre folgt heute der Mars Shinshu Komagatake „Shinanotanpopo“ Single Malt aus der „Nature of Shinshu“ Serie, abgefüllt mit 52,0% vol. und limitiert auf insgesamt 11.000 Flaschen. Kanpai!

Wo war eigentlich meine Kristallkugel vor ca. 10 Jahren, als der japanische Whisky international seinen Durchbruch feierte? Zu dieser Zeit hätte man noch eine ganz Reihe von Abfüllungen günstig erwerben können, die heute als Rarität in Auktionen gehandelt werden. Selbst die Japaner haben dies nicht kommen sehen. Schaut man sich die Entwicklung näher an, so wundert es, dass noch zur Jahrtausendwende bedeutende Destillerien wie Karuizawa und Hanyu geschlossen wurden, weil die Eigentümer kein Interesse mehr an Whisky hatten und der heimische Markt in der Krise steckte. Heute werden Abfüllungen aus diesen Brennereien auf Auktionen, so sie denn dort überhaupt einmal auftauchen, zu abenteuerlichen Preisen gehandelt. Ein Teil der Hanyu Bestände geht heute in der Marke Chichibu von Akira Akuto auf.

Sieht man sich die Geschichte der Brennerei Mars Shinshu, mit deren Abfüllung wir uns heute beschäftigen wollen, näher an, so scheint auch diese Destillerie lange Zeit mit ihrem Schicksal gehadert zu haben und wusste offenbar weder wie, noch wo sie eigentlich hin will.

Die Brennerei begann mit der Produktion in Yamanashi in der Region Chubu auf Japans größter Insel Honshu. Dort erwarb der Eigentümer Hombo im Jahr 1949 eine Whiskylizenz, begann jedoch erst 1960 mit der Produktion eines schweren, rauchigen Whiskys, der jedoch kaum Liebhaber fand, denn schon 1969 wurde die Brennerei wieder geschlossen. Erst zehn Jahre später unternahm der Eigentümer einen neuen Versuch. Offensichtlich versprach man sich durch einen Standortwechsel einen größeren Erfolg, denn man verlegte die Produktion nach Kagoshima, an die Spitze der Südinsel Kyushu. Dem Stil blieb man gleichwohl treu und brannte auch weiterhin einen schweren und rauchigen Malt. Auch dieser kam nicht gut an.

Der Eigentümer entschied deshalb, wieder zurück nach Honshu zu ziehen, diesmal in die Nähe von Nagano. Dort änderte man auch den Stil der Brennerei, hin zu einem leichteren Whisky. Und nun kommen wir wieder zurück zu den eingangs angesprochenen Destillerien Karuizawa und Hanyu, denn ungefähr zur selben Zeit wie diese, machte auch Mars Shinshu wieder dicht. Damit verlor Japan die dritte Whiskybrennerei in kürzester Zeit. Kaum zu Glauben, dass nur wenige Jahre später japanischer Whisky einen absoluten Boom erlebte. Ich muss endlich diese Kristallkugel finden…

Mittlerweile ist die Brennerei jedoch wieder in Betrieb. Nachdem man zunächst einen Blended Malt aus eigenen älteren Beständen und schottischen Single Malts kreierte, kam 2016 wieder der erste Single Malt heraus.

Mars Shinshu Komagatake „Shinanotanpopo“

Bei diesem Komagatake „Shinanotanpopo“ (Löwenzahn) handelt es sich um die dritte Edition von Mars Shinshus „Nature of Shinshu“ Serie. Der „Komagatake Rindo“ (Enzian) war der erste in der Serie von Premium Single Malts, gefolgt vom „Komagatake Kohiganzakura“, einer Verneigung vor der Kirschblüte.

Der „Shinanotanpopo“ ist ein Vatting aus drei Jahre alten Single Malts, welche in Ex-Bourbonfässern und frischen Eichenfässern aus Amerikanischer Weißeiche reiften. Die Angaben dazu sind allerdings nicht eindeutig. Verschiedentlich ist auch zu lesen, dass die Malts zwischen drei und sechs Jahre alt sind. Der andere Teil besteht jedenfalls aus 20 Jahre alten Whiskys aus Sherry Casks. Auf der Umverpackung heißt es dazu:

„The nature of Shinshu – our quiet and beautiful surroundings inspire us to make a good collection of whisky. Our third release is Shinanotanpopo, dandelions which pop up in spring in Nagano. With this symbolism in mind, precious 20-year-old whisky from sherry casks is vatted whith young whisky matured in Bourbon and American white oak barrels. The result is a floral and fruity impression.“

 

Der Komgatake „Shinanotanpopo“ ist nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert und wurde mit ordentlichen 52% vol. abgefüllt. Die Edition ist auf 11.000 Flaschen limitiert.

Notes

Der erste Eindruck in der Nase ist tatsächlich sehr floral, ein kurzer Anflug von Nelke und Muskat, gefolgt von frischem Gras sowie Garten- und Wiesenkräutern. Diese florale Note geht schnell über in eine schöne Eichenwürze. Daneben geben geröstetes Malz, Karamell und Vanille den Ton an. Je mehr ich mich damit beschäftige, desto sanfter, süßer, aber vor allem fruchtiger wird dieser Malt. Mit Zucker bestreute Johannisbeeren und dick eingekochte Brombeeren bestimmen nun das Aroma. Herrlich vielschichtig und komplex dieses Bouquet. Die 52% vol. passen hervorragend dazu, keinesfalls stechend, transportieren sie eine schöne Aromenvielfalt.

Der Antritt am Gaumen fällt ebenfalls überraschend weich, aber intensiv süß aus. Brombeermarmelade kleidet den Mund aus, dazu Karamell und Vanille mit ein wenig weißem Pfeffer und angenehmen Holznoten.

Auch im Nachklang bleibt diese intensive Brombeermarmeladennote haften, dazu Johannisbeere, mehr Eiche und nun auch zunehmend nussiger.

Dieser Komgatake „Shinanotanpopo“ ist aktuell noch erhältlich (Stand: April 2018), mit ca. 130 € für die 0,7 Liter-Flasche, allerdings auch im gehobenen Preissegment angesiedelt. Er bietet eine wunderbar süß-fruchtige, florale Aromenvielfalt und hat mir sogar noch besser gefallen, als der zuletzt verkostete 12jährige Yamazaki. Schön, dass Ede Skibinski ihn geöffnet hat und mich daran teilhaben ließ. Da es sich bei der Komagatake-Serie um stets limitierte Abfüllungen handelt, dürften viele Flaschen wohl in den Regalen der Sammler verschwinden, denn wer die Edition komplett hat, kann in einigen Jahren sicherlich eine Preissteigerung erwarten.


Björn Bachirt

Das Titelbild wurde mir mit freundlicher Unterstützung von Ede Skibinski zur Verfügung gestellt.

Links

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