Yamazaki Single Malt, 12 Jahre

Hanami – Blüten betrachten. Für Japaner ist die Kirschblüte Ende März bis Anfang April eine eigene Jahreszeit und tief in der Kultur verankert. Dieses jährlich wiederkehrende Ereignis hat mich dazu inspiriert, einmal eine Verkostungsreihe zu japanischen Whiskys zu beginnen. Den Auftakt macht der Yamazaki Single Malt, 12 Jahre.

Seit mehr als 1000 Jahren werden Kirschblütenfeste in allen Teilen des Landes gefeiert. „Mono no aware“ – die Wertschätzung der vergänglichen Schönheit der Natur. Die Kirschblüte gilt zum einen als Inbegriff der vollkommenen Schönheit, andererseits blüht sie nur eine äußerst kurze Zeit und stellt damit auch ein Symbol der Vergänglichkeit dar. Auch hier zulande fangen gerade die ersten Kirschen an zu blühen, was ich zum Anlass genommen habe, mir einige Miniaturen verschiedener japanischer Whiskys zu besorgen. Zwei davon stammen aus der ältesten, nur auf Whisky spezialisierten, Brennerei Yamazaki, gelegen auf Japans größter Insel Honshu.

 

Gegründet wurde sie 1923. Hier kreierten die Urväter des japanischen Whiskys, Shinjiro Torii und Masataka Taketsuru ihre ersten japanischen Single Malt Whiskys nach schottischem Vorbild. Torii besaß bereits die Firma Kotobukiya, welche mit einem Likörwein namens „Akadama“ großen Erfolg hatte. Er setzte sich jedoch das Ziel, einen Whisky für den Gaumen der Japaner zu kreieren.

Masataka Taketsuru dagegen wuchs mit der Sake-Brennerei seiner Familie auf. Bei einer Schottlandreise faszinierte ihn das „Wasser des Lebens“ scheinbar so sehr, dass er seinen Lebensmittelpunkt zunächst dorthin verlegte. Er schrieb sich an der Universität in Glasgow in Chemiekurse ein und erlernte in verschiedenen Brennereien Schottlands das Destillieren. Um eigenen Whisky zu brennen, kehrte er nach Japan zurück und half Shinjiro Torii nach Gründung der Firma Suntory beim Aufbau der Brennerei Yamazaki, bevor 1934 die Partnerschaft der beiden endete und Taketsuru die Firma Dainippokaju, später umbenannt in Nikka, gründete und auf der Insel Hokkaido die gleichnamige Destillerie errichten ließ, welche heute unter dem Namen Yoichi bekannt ist. Die Entwicklung von Yamazaki/Suntory und Yoichi/Nikka erfolgte fortan völlig unabhängig.

Yamazaki verfeinerte und perfektionierte über die Jahre hinweg den Produktionsprozess. Mittlerweile verfügt die Brennerei über stattliche 16 Brennblasen, alle in unterschiedlichen Formen und Größen, teils mit Kohle und teils mit heißem Dampf befeuert, dazu noch mit Lyne Arms in jeweils unterschiedlichen Winkeln versehen. Noch komplexer erscheint der Produktionsprozess, wenn man sich vor Augen führt, dass dazu noch verschiedene Kondensatoren, Wormtubs sowie unterschiedliche Hefestämme und Gärzeiten zum Einsatz kommen. Die Idee dahinter ist klar. Die Anzahl der Brennereien in Japan ist überschaubar, mithin das Prinzip der Kooperation untereinander dort völlig unbekannt. Während in Schottland Brennereien ihr Destillat bzw. ihre Fässer zum Teil auch an die Blended Instustrie und an unabhängige Abfüller liefern, scheint es für japanische Destillerien unvorstellbar, eigene Erzeugnisse an Konkurrenten im eigenen Land abzugeben. Stattdessen werden in einer Brennerei wie Yamazaki Destillate mit unterschiedlichen Produktionsabläufen hergestellt, um die gewünschte Vielfalt zu erhalten.

Die Frage ist nun, ob sich diese hoch komplexen Produktionsabläufe auch in der Qualität widerspiegeln? Einen Grund muss es ja haben, warum japanische Whiskys weltweit so beliebt sind, dass die Brennereien die Nachfrage kaum decken können und die Preise derart in die Höhe geschossen sind.

Notes

Dieser 12jährige Yamazaki reifte in Fässern aus amerikanischer, spanischer und japanischer Eiche und wurde mit 43,0% vol abgefüllt.

Yamazaki Single Malt, 12 Jahre

Nichts drängt sich zunächst in den Vordergrund, abgesehen vielleicht von einer aromatischen Eichenwürze, die allseits präsent ist. In diesem sehr feinen, harmonischen Destillat offenbaren sich zunehmend fruchtigere Noten reifer grüner Äpfel und Birnen, getragen von süßem Honig, Vanille und einem Hauch Minze und Lakritz. Die reiferen Früchte werden nach einer Weile abgelöst von einem intensiven Duft getrockneter Aprikosen.

Am Gaumen weich und mit leichtem Körper, Honig kleidet den Mund aus und belegt die Zunge. Dazu die intensive saftige Frucht süßer Äpfel und Aprikosen.

Im eher mittellangen, aber äußerst bekömmlichen Nachklang kommt wieder eine schöne Eichenwürze durch. Honig und Lakritz gesellen sich zu reifen Äpfeln, Aprikosen und Birnen. Ein Malt, der von der Nase über den Gaumen bis hin zum Abgang einen äußerst runden und ausbalancierten Eindruck macht. Sehr elegant zusammengestellt. Da darf auf den ersten Dram gerne noch ein zweiter folgen. Nur der Preis mag nicht (mehr) so ganz überzeugen.

Der Eindruck bleibt: Japanischer Whisky ist elegant, geschmacklich komplex, aber leider auch teuer. Und dennoch: Altersangaben auf japanischen Abfüllungen werden immer seltener. Vermeintliche Standards, die vor ein paar Jahren mit einer Altersangabe versehen waren, werden zumeist nicht mehr nachproduziert. Anders lässt sich die hohe Nachfrage scheinbar nicht befriedigen, weil die Bestände aufgezehrt sind. Wer also die Gelegenheit hat, einen Yamazaki mit 12 Jahren Reifung zu erwerben, sollte dies vielleicht jetzt noch tun.


Björn Bachirt

Das Titelbild zu diesem Beitrag wurde mir freundlicher Weise von Ede Skibinski zur Verfügung gestellt.

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