Inter Whisky 2017

Messen

Am ersten Adventswochenende rief drei Tage lang wieder das „Wasser des Lebens“ Whiskyliebhaber nach Frankfurt am Main. Auf einem kleinen Messerundgang habe ich meine Eindrücke zusammengefasst und ein paar ganz persönliche Highlights herausgegriffen. 

Musste ich mir ausgerechnet den Tag aussuchen, an dem zum ersten Mal in diesem Jahr selbst in den Niederungen des Westens Schnee fällt? Das bedeutet nur Verspätungen und Zugausfälle. Ein paar Schneeflocken und der Verkehr gerät doch direkt wieder ins Stocken. Aber dazu später mehr. Die Neugier überwog dann letztendlich doch. Also, auf nach Frankfurt zum Gesellschaftshaus im Palmengarten.

Gesellschaftshaus im Palmengarten

Zentral gelegen, gut vom Hauptbahnhof oder vom Flughafen aus erreichbar, präsentiert sich die Inter Whisky in einem sehr schönen Ambiente. Das Gesellschaftshaus mit dem historischen Festsaal und den Kronleuchtern ist wirklich gediegen. Eine angenehme Lichtstimmung und die spätklassizistische Architektur tragen zur Atmosphäre bei. Leider müssen Kassen und Garderobe aus Platzgründen draußen vor dem Gebäude in Zelten untergebracht werden. Das lange Warten bis zur Öffnung im munteren Frankfurter Schneetreiben trübt ein wenig die Stimmung. Aber sei es drum, mit dem ein oder anderen Whisky dürfte es schnell wieder warm werden.

Die Stände der Aussteller erstrecken sich über zwei Ebenen, wobei es auf der Empore schon einmal recht eng werden kann, wenn sich die Besucher an den Ständen vorbeidrängen. Teilweise gibt es dann kein Durchkommen. An diesem Sonntag ist der Besucherandrang jedoch anfangs erträglich. Es bleibt genügend Raum und Zeit, um an den Ständen zu verweilen. Die meisten Aussteller sind freundlich, zuvorkommend und gerne für einen Plausch offen.

Festsaal im Gesellschaftshaus

Thousand Mountains McRaven

Eigentlich wollte ich mir zunächst einmal einen Überblick verschaffen, bleibe aber dann doch an dem feinen Stand der Sauerländer Edelbrand GmbH hängen, denn so freundlich und aufgeschlossen bin ich selten auf einer Messe begrüßt worden, wie von Thomas Lesniowski, Leiter Vertrieb und Marketing. Wir kommen schnell ins Gespräch und Thomas stellt mir die Abfüllungen vor, welche auf der Messe präsentiert werden. Darunter ist exklusiv der McRaven PX-Special in Fassstärke. Wunderbar geschmeidig und vollmundig. Dunkle Früchte, Schokolade, Espresso. Das haben die Sauerländer wirklich außerordentlich gut hinbekommen. Müsste man nochmal mit Ruhe und genügend Muße verkosten.

Mc Raven Single Malt, New Make und PX-Special

Präsentiert wird auch ein New Make, bei dem sich geschmacklich der Brennereicharakter sehr schön nachvollziehen lässt. Immer wieder spannend im Vergleich zu sehen, was die Fassreifung später daraus macht und wie viel Einfluss die Fässer auf das Destillat nehmen. Einen Preis gab es dieses Jahr übrigens bei der diesjährigen Auszeichnung der Germany’s Best Whisky Awards für den Mc Raven Triple Matured „Islay Special“, welcher u.a. eine Nachreifung in einem ehemaligen Laphroaig-Fass erhalten hat. Nächstes Jahr ist definitiv ein Besuch in der Brennerei geplant…

Hillock 7,5/15

Nur ein paar Stände weiter präsentierte die sympathische Destillerie Heinrich Habbel ihre neuesten Abfüllungen. Darunter der Hillock 7,5/Fünfzehntel Four Wood Single Malt Whisky, gereift in Ex-Bourbon, Ex-Islay und ehemaligen Cognac-Fässern. Die Destillate erhielten sodann noch einmal ein Finish in einem ehemaligen Islay-Sherry-Butt. Wie kommt die Zahl 7,5/15 zustande? Vermählt werden Destillate mit 7,5 Jahren und 15 Jahren Reifung. Sehr sanft, geschmeidig mit Noten von Honig, Vanille und frischen Früchten sowie einem Anflug von Rauch. Dies mag neben der Verwendung der ehemaligen Islay-Fässer auch daran liegen, dass bei der Herstellung teilweise getorftes Malz und Rauchmalz zum Einsatz kommen. Damit werde ich mich aber bei einem Besuch im Februar nächsten Jahres näher beschäftigen.

Wo wir schon bei den Deutschen Herstellern sind darf ich noch auf den Westside Whisky Trail verweisen, welcher die Brennereien Thousand Mountains (Mc Raven s.o.), Hillock Park und Fading Hill (Birkenhof-Brennerei GmbH) miteinander verbindet. Geführte Touren können unter info@westsidewhiskytrail.de angefragt werden. Sicherlich keine schlechte Idee, dass sich die deutschen Hersteller untereinander durch solche Projekte unterstützen.

BORCO Marken-Import

Den wahrscheinlichen spektakulärsten Stand auf der Messe hat die Firma BORCO-Marken-Import prominent in der Mitte des Saals aufgebaut. Komplett in schwarz gehalten mit in einem kleinen privaten Tasting-Raum, aufgebaut wie ein großes schwarzes Eichenfass. BORCO ist in Deutschland Importeur für die schottischen Single Malts der Marken The Dalmore, Jura und Glengoyne sowie der irischen Marke Teeling und des japanischen Herstellers Nikka (kleiner Tipp: der Blended Whisky Nikka from the Barrel sowie der Nikka liegen für Japaner preislich im Rahmen und eine Verkostung lohnt sich durchaus). Daneben befinden sich auch das amerikanische Label Haeven Hill sowie der kanadische Hersteller Corby im Produktportfolio.

The Dalmore 35 Years Old

Am Stand treffe ich den Brand Ambassador Mario Kappes, der mir das absolute Highlight der diesjährigen Messe, den The Dalmore 35 Years Old, vorstellt. Die Präsentation dieses exklusiven Whiskys ist extravagant und spektakulär. Das Dalmore Emblem ist aus massiven Silber, der Kristalldekanter wurde eigens von der französischen Glasmanufaktur Baccarat kreiert und der Whisky reifte mindestens 30 Jahre in Matusalem Sherryfässern. Zudem reifte er in einem Ex-Bourbonfass sowie in einer Colheita Port-Pipe. Wer also noch ca. 4.300,00 € für ein Weihnachtsgeschenk übrig hat – noch ist er erhältlich…

Probiert habe ich allerdings den King Alexander III, den ich bislang noch nicht kannte, der mittlerweile jedoch schon zu den Klassikern aus dem Hause Dalmore zählt. Kurz noch einmal zur Story: Diese Abfüllung ehrt den gleichnamigen König Alexander III. Im Jahr 1263 erlegte Colin of Kintail, Chef des Mackenzie-Clans, einen Hirsch und rettete damit König Alexander III das Leben. Dieser verlieh dem Mackenzie-Clan zum Dank das Zwölfender-Emblem. Als Nachfahren des Clans 1867 die Destillerie Dalmore übernahmen schmückten sie damit fortan ihre Whiskyflaschen.

Der King Alexander reifte in insgesamt sechs verschiedenen Fassarten: Bourbon, Matusalem Oloroso Sherry, Madeira, Marsala, Portwein und Cabernet Souvignon. Die Nase ist wirklich wunderbar aromatisch. Ich meine Zimt, Karamell und dunkle Beerenfrüchte wiederzufinden. Sehr schön zusammengestellt. Aber warum nur füllt The Dalmore ihn nur mit 40% vol ab? Was wäre das doch für eine Granate, wenn er Fassstärke oder wenigstens 48% vol. hätte. Vielleicht habe ich ja keine Ahnung, aber nach meinem persönlichen Empfinden geht ihm am Gaumen die Puste aus. Dennoch wieder eine Interessante Erfahrung.

Mackmyra Skördetid

Mackmyra Skördetid, 46,1% vol.

An dem Stand von Mackmyra treffe ich Björn Bertram, der mir die das aktuelle Sortiment des schwedischen Herstellers vorstellt. Markenzeichen von Mackmyra ist, dass nur schwedische Rohstoffe eingesetzt werden. Ein Großteil der Whiskys lagert zudem in Fässern aus schwedischer Eiche, die von eigenen Küfern zusammengebaut werden. Auch der Vertrieb wird von Mackmyra selbst organisiert. Besondere Abfüllungen auf der Messe sind der Svensk Rök (Schwedischer Rauch) / Amerikansk EK. Das Aroma des Rauchs ist inspiriert von der alten Tradition, Speisen mit Wacholderrauch zu veredeln und haltbar zu machen. Diese limitierte Auflage reifte in 200l Fässern in der eigenen Bodas Mine.

Probiert habe ich den Skördetid, der durch seine kreative Fassreifung begeistert. Primär reifte dieser Single Malt Whisky in First Fill Ex-Masi Costasera Amarone, First Fill Bourbon und First Fill Oloroso Sherryfässern. Sekundär kamen First Fill American Oak mit PX Sättigung sowie First Fill 30 Liter Fässer mit Mackmyra Reserve bei der Reifung zum Einsatz. Das Ergebnis ist fantastisch. Die Nase ist würzig und fruchtig mit Weinnoten von dunklen Trauben, Rosinen, Anis und Vanille. Sehr süß und rund. Die 46,1% vol. verschaffen ihm schon einen recht kräftigen, würzigen Antritt mit getrockneten Früchten, vor allem Rosinen. Fortsetzung folgt…

Balvenie Tun 1509 Batch 4

Eine inspirierende und freundliche Begegnung hatte ich auch am Stand von Gruppo Campari mit Ambassador Joachim Teschke der mir den Balvenie Tun 1509 Batch 4, 51,7% vol. vorstellte; kreiert von David Stewart aus insgesamt 23 Fässern (13 Ex-Bourbonbarrels und 10 europäische Sherrybutts). Die Whiskys aus diesen Fässern werden dann in der Tun 1509 für mehrere Monate miteinander vermählt, so das sich die Aromen noch besser zu einer einzigartigen Komposition zusammenfinden sollen.

Auf der Tube sind die verwendeten Fässer und ihre jeweiligen Geschmacksprofile im Einzelnen aufgelistet. Mehr Transparenz kann man im Rahmen des geltenden Regelwerks wohl nicht erwarten. Großartig!

Malzig und süß, Honig, trockene Früchte, leichte Ingwerschärfe gepaart mit Zitrusnoten und Karamell. Wirklich sehr komplex, harmonisch und wunderbar zusammengestellt.

Fazit

Ein sehr aufschlussreicher Ausflug zur Inter Whisky 2017 mit einigen interessanten Begegnungen von denen ich meine persönlichen Highlights hier rausgegriffen habe.

Ach ja, muss ich erwähnen, dass der für die Rückreise gebuchte Zug ausfiel?

Björn Bachirt

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