Glenfiddich Experimental Series

Nachdem ich das zweite Batch des 21jährigen Winter Storm bereits verkosten durfte (hier ist noch einmal der Artikel dazu verlinkt: Glenfiddich Winter Storm Batch 2), wird es nun endlich mal Zeit für die weiteren Abfüllungen aus der Experimental Reihe von Glenfiddich: Project XX, IPA und der neue Fire & Cane.

Project XX

Nach offiziellen Angaben lud Master Distiller Brian Kinsman für den Project XX 20 Whisky Experten aus 16 Ländern in das Conval Lagerhaus ein. Diese sollten unter tausenden Fässern jeweils ihren Favoriten auswählen. Ob es dabei wirklich keinerlei Einschränkungen gab, sei einmal dahingestellt, jedenfalls wurden am Ende 20 Fässer von Brian zu einem Batch vermählt. Die genaue Zusammensetzung, das Alter der Fässer sowie die Fassart und Vorbelegung sind nicht bekannt. Es zählt allein der Geschmack…

Project XX, 47% vol., gefärbt, kühlgefiltert, 0,7 Liter ca. 45 €

Geruch: Sehr süß! Warmes Birnenkompott mit Crumble, Mandarine, grüner Apfel, Karamell, Vanille, Zimt und Anis. Ein Hauch von Sherrynoten und dunklen Früchten (Kirsche, Rosinen) deutet sich ganz zart an, dazu Mandeln und würzige Eiche.

Geschmack: Süßlich, fruchtiger Antritt mit leichtem Körper und angenehmer Textur. Wirklich außerordentlich schönes Mundgefühl. Birne, Apfel, Mandarine auch hier, mit Toffee, ein wenig weißem Pfeffer, Zimt und Eiche.

Nachklang: Bleibt süßlich mit sehr viel Birne, fast wie bei einem Birnengeist, frische grüne Äpfel im Überfluss, Rosinen, Karamell und Eiche.

Fazit: Von der Nase über den Gaumen bis hin zum Nachklang ein sehr angenehmer, süßlicher Single Malt. Toller „Daily Dram“.

IPA

In Zusammenarbeit mit der schottischen Speyside Brewery entstand die Idee zum Glenfiddich IPA Experiment. IPA steht für Indian Pale Ale. Angeblich soll das IPA, bzw. dessen Vorläufer, das sog. October Beer für die in Indien stationierten Soldaten der englischen Krone gebraut worden sein. Um die lange Anreise mit dem Schiff zu überstehen, wurde dazu der Alkoholgehalt des Bieres heraufgesetzt sowie mehr Hopfen verwendet. Hopfen weist antibakterielle Eigenschaften auf und wirkt damit konservierend. Damit konnte das Bier länger haltbar gemacht werden. Der Wahrheitsgehalt der Geschichte um die englischen Soldaten ist umstritten, Fakt ist aber, dass dieses Bier schon seit ca. 200 Jahren gebraut wird und nicht erst mit der beliebten Craft Beer Kultur entstand.

Der Glenfiddich IPA reifte zunächst in ehemaligen Bourbon Casks und erhielt sodann ein Finish in zuvor mit IPA belegten Fässern. Über die Dauer der Reifung ist nichts bekannt.

Glenfiddich IPA, 43% vol., gefärbt, kühlgefiltert, 0,7 Liter ca. 45 €

Geruch: Weniger süßlich, als noch der Project XX. Eher herber. Wer ein IPA zu schätzen weiß, der dürfte es auch hier direkt wiederfinden, wenngleich nicht so dominant, aber schön eingebunden. Angenehme frische Zitrusnoten und Hopfen gehen mit dem filigranen Brennereicharakter von Glenfiddich eine schöne Verbindung ein. Birne, gelber Pfirsich, Apfel, Vanille und Malz warten auf ihre Entdeckung. Die Zitrusfruchtigkeit überwiegt jedoch.

Geschmack: Schönes Mundgefühl, angenehme, fast cremige Textur am Gaumen mit der Süße von Karamell und der Frische von grünen Äpfeln und Birne. Von dem IPA Finish merke ich zunächst nicht allzu viel.

Nachklang: Das ändert sich aber im Nachklang, denn hier sind Zitrusnoten und der etwas herbe Geschmack des Hopfens wieder präsenter. Das IPA Finish kommt noch einmal stärker durch und bleibt doch recht lange am Gaumen haften. Dazu gibt es einen ordentlichen Nachschlag Birne, Vanille und Eiche.

Fazit: Experiment gelungen! Das Finish in mit IPA belegten Fässern könnte sicher noch ausgeprägter ausfallen, aber so kommt der Charakter der Brennerei immerhin schön zur Geltung.

Fire & Cane

Ungewöhnlich für Glenfiddich: Die Verwendung von getorftem Malz. Dazu reifte dieser Single Malt in ehemaligen Bourbonfässern und erhielt sodann ein Finish in Rumfässern.

Fire & Cane, 43% vol., gefärbt, kühlgefiltert, 0,7 Liter ca. 50 €

Geruch: Süßes Malz mit einer sehr delikaten, sehr sanften Rauchnote, die mich aber eher an ein erloschenes Lagerfeuer, als an lodernde Flammen erinnert, eine leicht speckige Note liegt dahinter. Der Rauch harmoniert schön mit dem für Glenfiddich so typischen Birnenaroma (frische Birnen und süße Dosenbirnen), ein wenig Banane, Getreide, Zuckerwatte und eine angenehme Würze. Der Alkohol kühlt ein wenig die Nase. Jung, frisch und delikat.

Geschmack: Leichter, süßer, malziger Antritt am Gaumen, der Rauch ist nicht mehr allzu präsent. Nun noch mehr Birne, Birnenkompott, Banane Zitrus und Toffee, gepaart mit einer leichten Würze und Anis.

Nachklang: Eher mittel denn langanhaltend, Malz, Zitrone, ein wenig säuerlich-bitterer Zitronenabrieb.

Fazit: Sehr angenehmer, leichter und filigran jugendlicher Single Malt mit feiner malziger Süße und schöner heller Frucht. Der dezente Rauch verleiht ihm vor allem in der Nase mehr Komplexität.

Zusammenfassung

Angenehme Überraschung bei dieser Glenfiddich Experimental Reihe. Jede Abfüllung für sich eigenständig und dennoch verwandt. Drei sehr delikate und filigrane Single Malts. Ein Favorit ist schwer auszumachen, aber ich tendiere zum Project XX. Wer Glenfiddich bislang nur vom 12jährigen Single Malt her kennt, sollte sich einmal näher mit der Experimental Series beschäftigen, die nicht nur dem Einsteiger eine lohnenswerte Erfahrung zu bieten hat.

Besonderer Dank für die Sample geht an David Christopher Schlierenkämper (Whisky&Art) und Tino Reile (meinwhiskyblog.de).

Copyright Titelbild by Glenfiddich – a trademark of William Grant & Sons Ltd.

Björn Bachirt


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