Whiskyseminar Indien, Japan & Taiwan

Am 09.09.2017 lud Marco Bonn, Inhaber des Brühler Whiskyhaus, zum Whiskyseminar: Indien, Japan & Taiwan – die heimlichen Stars der letzten Jahre. Bei einem genußvollen und unterhaltsamen Abend wurden sieben Abfüllungen aus Fernost gereicht. Ein kurzer Erfahrungsbericht.

Whiskys aus Fernost?

Kenner der Szene schätzen schon länger die hohe Qualität der Whiskys aus Japan, Indien und Taiwan. Der Anfänger wird jedoch erstmal stutzig. Schottland – klar, Irland, USA – hat man auch schon gehört. Aber Japan? Indien? Taiwan? Kann das etwas sein? Diese Länder gelten gemein nicht als typische Whiskyproduzenten. Dieses Bild hat sich in den letzten zehn Jahren radikal verändert.

Japan

Zum ersten Mal stieß ich auf japanischen Whisky in dem Film „Lost in Translation“. Manch einer wird ihn gesehen haben. Bill Murray spielt dort quasi sich selbst und soll in Japan als Amerikaner (!) Werbung für japanischen Whisky der Marke Suntory machen. Die Japaner müssen auch alles kopieren mag man denken – Elektrogeräte, Autos und jetzt auch noch Whisky… Dabei wird in Japan bereits seit 100 Jahren Whisky gebrannt, lange Zeit jedoch unbeachtet und weithin unterschätzt. Seit japanischer Whisky Anfang des 21. Jahrhunderts auf internationalen Competitions Preise einheimste und Jim Murray in seiner Whisky Bible 2014 einen Yamazaki Sherry Cask 2013 zum besten Whisky der Welt kürte, löste dies einen wahren Boom aus – und ließ die Preise explodieren; besonders bei denjenigen Abfüllungen, die eine Altersangabe tragen.

Verkostet wurde an dem Abend der Hibiki Japanese Harmony Master’s Select (43,0% vol.) aus dem Hause Suntory, ein Blended Whisky aus Malt und Grain Whiskys, alle aus Brennereien unter dem Dach von Suntory. Dieser präsentiert sich schon eimal in einer sehr schönen Flasche – dicker Glaskorken, Etikett aus handgeschöpften Echizen Papier und die Flasche mit 24 Rillen, die den japanischen Mondkalender repräsentieren sollen. Letztlich kommt es natürlich auf den Inhalt an und dieser ist durchaus vergleichbar mit dem Japanese Harmony – leicht, gefällig, mit anfänglicher blumiger Note, Orange und ein wenig Eiche. Sehr schön zusammengestellt. Der Unterschied zum (doch etwas günstigeren) Japanese Harmony ist nicht so deutlich, dass sich der Preisaufschlag lohnt.

In der kompakten 0,5 Liter Flasche präsentierte sich dagegen der Nikka From the Barrel (51,4% vol.). Ebenfalls ein Blended Whisky, sehr mild, süß und fruchtig der bei den Teilnehmern sehr gut ankam. Den hohen Alkoholgehalt merkt man ihm überhaupt nicht an. Wunderbar eingebunden. Auch preislich bewegt er sich mit ca. 35 € für einen Whisky mit immerhin 51,4 % vol. absolut im Rahmen.

Taiwan

Zwei Abfüllungen kamen an diesem Abend aus Taiwan. Beide ohne Altersangabe, was nicht weiter verwundert. Die Whiskys kommen recht jung in die Flasche, haben gleichwohl einen sehr hohen Reifegrad. Verantwortlich hierfür ist der Angels Share, d.h. der Anteil, welcher jährlich an Alkohol aus dem Fass verdunstet. Da durchschnittliche  Jahrestemperatur und Luftfeuchtigkeit in Taiwan sehr hoch sind, verdunsten jährlich zwischen 15% und 20% des Inhalts mit der Folge, dass der Whisky in den Fässern viel schneller reift.

Beide Whiskys stammten aus der noch sehr jungen Brennerei Kavalan, die erst seit 2005 als erste staatlich unabhängige Destille in Taiwan produziert. Die Kavalan Brennerei gehört zur King Car Group – ein Unternehmen, welches in verschiedenen Geschäftsbereichen wie Getränke, Speisen, Biotechnologie und Aquakultur tätig ist (für nähere Infos gibt es sogar eine deutsche Website).

Los ging es mit dem KAVALAN Single Malt Whisky Solist Peaty Cask (51,6% vol.) – einer Einzelfassabfüllung (Preis 129,90 €). Erstaunlich gut gereift, kräftig, würzig und fruchtig. Der Name „Peaty Cask“ lässt auf einen rauchigen Whisky schließen. Der Rauch ist jedoch allenfalls dezent im Hintergrund wahrnehmbar, legt sich erst beim zweiten Schluck leicht auf die Zunge.

Im Anschluss folgte der KAVALAN Single Malt Whisky Ex-Bourbon Cask (46,0% vol.), ein Whisky aus der Standard-Range von Kavalan. Im Gegensatz zum Solist dominieren hier eher die helleren Fruchtnoten (Zitrus, exotischer Fruchtcocktail), blumige Aromen getragen von einer schönen Vanillenote.

Erstaunlich wie in Taiwan mit Know-how (und viel Geld) in so kurzer Zeit qualitativ hochwertige Whiskys entstanden sind.

Indien

Indien produziert weltweit gesehen die größten Mengen Whisky. Das meiste davon ist international gar nicht erhältlich und – vorsichtig ausgedrückt – auch nicht wirklich mit dem zu vergleichen, was wir unter Whisky verstehen. Zwei Brennereien sind jedoch besonders hervorzuheben und am Weltmarkt etabliert – Amrut und Paul John.

Aus der Brennerei Amrut konnten an diesem Abend zunächst der Amrut Fusion Single Malt Whisky, 50,0% vol. verkostet werden. Frisch mit fruchtigen Zitrusnoten, Apfel, Karamell und ein wenig Eiche. Amrut produziert seit dem Jahr 1948 (damals noch unter „verheißungsvollen“ Namen Amrut Laboratories).

Von dem unabhängigen deutschen (!) Abfüller Malts of Scotland kommt der Paul John Single Bourbon Barrel 6 Jahre, 58% vol. – hier unter dem Label „Malts of India„. Gründer von Malts of Scotland, Thomas Ewers, hat sich mit harter Arbeit und Zielstrebigkeit mit seiner Marke schnell einen Namen unter den unabhängigen Abfüllern gemacht, obwohl er nach eigenen Angaben seinen ersten Single Malt Whisky erst 2003 probiert hat. Aus dem Sortiment der indischen Brennerei Paul John (das junge Unternehmen produziert seit 1996) durfte sich Thomas Ewers ein Einzelfass für seine Abfüllung aussuchen. Die Fassstärke ist in der Nase zunächst gar nicht so sehr spürbar. Der Alkoholgehalt transportiert vielmehr schöne Aromen von Vanille und hellen Früchten, schiebt dann aber am Gaumen mit einem kraftvollen Antritt mächtig an.

Ein ganz besonderer Tropfen stellte auch der Amrut 60th Anniversary LMDW Peated Port Pipe (59,0 % vol.) dar. LMDW steht dabei für den französischen Importeur La Maison du Whisky, zu dessen 60. Geburtstag eigens diese Abfüllung erschienen ist. La Maison du Whisky ist einer der weltweit größten Importeure und Großhändler von Whisky und Spirituosen. Die Jubiläumsabfüllung aus dem Hause Amrut hat es wirklich in sich, sowohl von der Qualität her, als auch vom Preis. Voll, kräftig, cremig, mundfüllend und sehr komplex mit dunklen Früchten und feiner rauchiger Note. Auch hier sorgt die Fasstärke für einen mächtigen Antritt. Wie sagte Maro an dem Abend so schön:

„Ein Mund voll Whisky“

Fazit

Ein gelungener informativer Abend mit einem spannenden Line-up. Vielen Dank an Marco Bonn für die gute Unterhaltung. Wer sich auf eine Entdeckungsreise zu den Whiskys aus Fernost begeben möchte, sollte sich einmal das Sortiment des Brühler Whiskyhaus ansehen.

Björn Bachirt

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