whic sujet III – Tobermory 1995/2017 Sherry Octave Finish

Die Verkostungsreihe der hauseigenen Abfüllungen des Onlinehändlers whic.de (Leitartikel hier) wird heute mit dem Flaggschiff der sujet-Serie fortgesetzt – einem 21jährigen Tobermory mit einem Sherry Octave Finish.

Whic Sujet I – III

Wie alle Whiskies aus der sujet-Reihe wurde auch dieser Tobermory in Fassstärke abgefüllt, wobei der Angel’s Share uns noch 48,6% vol. übrig gelassen hat. Destilliert im Jahr 1995 und abgefüllt in 2017, stammte dieser Single Malt ursprünglich aus einem einzelnen Fass und wurde sodann in drei kleinere Sherry Octave-Fässer umgefüllt, um eine intensivere Nachreifung zu erhalten. Octave-Fässer haben ein Fassungsvermögen von lediglich ca. 25 Litern. Durch das geringere Volumen ist der Austausch zwischen Fasswand und Destillat stärker. Vor der Abfüllung wurden die Fässer dann wieder zusammengeführt.

Tobermory

Das kleine Hafenstädtchen Tobermory auf der inneren Hebriden Insel Mull gibt der Brennerei Name und Heimat. Gegründet 1795, gehörte die Destillerie einige Jahre zu John Hopkins & Co., einem Unternehmen, in dessen Besitz zum damaligen Zeitpunkt auch die Brennerei Oban stand. Nach der Schließung im 19. Jahrhundert ging Tobermory im Jahr 1916 in den Besitz der Distillers Company Ltd. über. Von Erfolg gekrönt war dieses Engagement allerdings nicht, denn schon 1930 wurde die Produktion wieder eingestellt. Die Wiedereröffnung folge im Jahr 1972, diesmal unter dem Namen Ledaig. Glück hatte diese Namensänderung der Brennerei allerdings nicht gebracht, denn die erneute Schließung erfolgte nur kurze Zeit später und hatte diesmal sogar den Verkauf der auf der Insel gelegenen Lagerhäuser zur Folge, welche sodann in Wohnungen umgewandelt wurden.

Erst als Burn Stewart Distillers Ltd. im Jahre 1993 den Betrieb übernahmen kehrte endlich Ruhe in die wechselvolle Geschichte aus Besitzerwechseln und Schließungen ein. Im Jahr 2007 wurde sogar erstmals wieder ein Lagerhaus auf Mull errichtet.

Unter dem Namen Tobermory füllt die Brennerei heute ungetorfte Whiskies ab, während das Label „Ledaig“ für die getorfte Variante steht.

Notes

Direkt nach dem Einschenken offenbart sich eine sehr schokoladige Note. Während ich den Fettercairn und den Macduff aus dieser Reihe zu Anfang immer etwas verschlossen fand, nimmt dieser Malt einen direkt mit auf die Reise. Das Aroma erinnert mich an eine Vollmilch-Nuss-Schokolade eines bekannten Herstellers, dazu gebräunte Butter und Karamell.

Hierzu gesellt sich die feine Note einer gebackenen und in Honig glasierten Banane, die sich sodann mit herberen Aromen von Tabakblättern und Holzpolitur verbindet. Ich meine auch eine dezente Zitrusnote sowie den frischen Hauch von Minze, Apfel und Birne wahrzunehmen, getragen von einem leichten Kaffeearoma. Ein sehr schönes Wechselspiel zwischen diesen Komponenten.

Der Antritt am Gaumen ist zunächst süß, fast schon sirupartig. Ich habe immer noch diese gebackene Banane mit Honig und frisch gemahlenem Kaffee direkt nach dem Öffnen der Kaffeedose. Auch die Tabaknote kommt etwas kräftiger durch und daneben Anklänge von Apfelsaft.

Im Nachklang setzten sich dann wieder die schokoladigen Noten durch, diesmal ist es jedoch mehr eine Zartbitterschokolade, vielleicht sogar die mit den Salzkörnern oben drauf. Eine dezente Eichennote rundet den langen Abgang ab, jedoch wesentlich ausbalancierter als noch beim Fettercairn und dem Macduff.

Zusammenfassung und Fazit zur sujet-Reihe

Nachdem ich nun alle drei Abfüllungen aus der sujet-Reihe verkosten durfte, fällt das Fazit insgesamt positiv aus. Obwohl ich anfangs etwas skeptisch war, ob der 10jährige Macduff und der 10jährige Fettercairn, beide jeweils mit Madeira-Finish, in einer Abfüllserie wirklich Sinn machen, unterscheiden sich beide doch grundlegend und bieten eine schöne Vielfalt.

Wenn ich die Wahl habe würde ich eher zum Fettercairn greifen, denn dieser hat mich mit seinen nussig-schokoladigen Noten zusammen mit frischen Waldfrüchten mehr überzeugt. Der Macduff spricht eher den Liebhaber von Malz- und Zitrusnoten an, wobei mir hier allerdings die Eichenfracht, insbesondere im Nachklang, einfach zu heftig war und für mich persönlich den Whisky nicht ganz stimmig erscheinen ließ.

Der Tobermory ist zweifellos der komplexeste Malt aus der Reihe, vielschichtig und durchweg interessant vom Aroma über den Geschmack bis hin zum Nachklang. Die 21 Jahre Reifung schlagen sich natürlich im Preis nieder, obwohl ich ihn immer noch durchaus fair finde.

Alle drei Samples wurden mir von Arne Wesche kostenfrei zur Verfügung gestellt. Gleichwohl habe ich mich um eine unvoreingenommene und ehrliche Bewertung bemüht, die mir hoffentlich gelungen ist.

In diesem Sinne: Slàinte Mhath!

Björn Bachirt

 

 

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