The Whisky Cask: Zwei Mal Ben Nevis 1996, 20 Jahre, Bourbon Hogshead und Sherry Butt

Ben Nevis erfreut sich in jüngster Zeit wachsender Beliebtheit. Vor allem bei unabhängigen Abfüllern tauchen vermehrt lohnenswerte Einzelfässer auf. Zwei aktuelle Ben Nevis aus dem Sortiment von „The Whisky Cask“ habe ich verkostet.

Eher durch Zufall bin ich auf diese beiden 20 jährigen Single Malts gestoßen. Schon länger hatte ich Ausschau nach interessanten Whiskies aus dem Hause Ben Nevis gehalten, die Abfüllungen von The Whisky Cask aber nicht auf dem Schirm gehabt, bis ich bei einem Beitrag von Tom Zeman von Whisky in Wiesbaden darauf stieß. Dort waren sie allerdings schon vergriffen. Tom hatte jedoch noch ein paar Samples im Angebot, also habe ich zugeschlagen, denn mich interessierte besonders der direkte Vergleich zwischen der Reifung in einem Bourbon Hogshead und einem Sherry Butt. Aktuell sind beide Einzelfassabfüllungen noch im Online-Shop von The Whisky Cask erhältlich und dies auch zu durchaus vertretbaren Preisen unter 100 €, was ich für 20 jährige Single Malts absolut fair finde. Beide sind nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert.

„The Whisky Cask“ – Ben Nevis 20 Jahre Bourbon Hogshead

Fangen wir mit der Bourbonfass Reifung an, auch deshalb, weil diese mit 45,5% vol. einen geringeren Alkoholgehalt aufweist. Laut „The Whisky Cask“ handelt es sich hierbei gleichwohl um Fassstärke. Es mag also sein, dass der Angel’s Share einfach nicht mehr übrig gelassen hat.

Die Farbe fällt mit einem blassen Strohgelb recht hell aus. Mir strömt direkt der Geruch einer reifen Banane und ein süßer Duft nach Blütenhonig entgegen. Die reife Banane wird schnell abgelöst von einem Korb voller reifer Zitrusfrüchte, frische Mandarinen und Orangen, Orangenzesten und frisch ausgepresste Limetten. Dieser Malt weckt Gedanken an wärmere Frühlingstage auf der Terrasse mit einem Krug frischer Zitronenlimonade.

Der zarte Duft von Minze und Vanille steigt nun auf gepaart mit einer angenehmen Malzigkeit. Die Honignote bleibt dabei stets präsent und dazu ein blumiger Duft nach Orangen- und Holunderblüte.

Auch am Gaumen bleibt der fruchtige Charakter erhalten mit Mandarine, Mandarinenschale, leicht herb, leicht süßlich und mit einer sehr cremigen Honigtextur. Im Hintergrund ein wenig Ingwerschärfe.

Das Finish ist her mittel bis lang, immer noch fruchtig und fällt weder trocken noch besonders bitter aus, stattdessen eine herbe Süße der Zitrusfrüchte und eine würzige Eichennote, die aber stets dezent bleibt.

„The Whisky Cask“ – Ben Nevis 20 Jahre Sherry Butt

Im direkten Vergleich dazu geht es direkt weiter mit der gleichaltrigen Reifung in einem Sherry Butt, welche mit 54,3 % vol. jedoch deutlich kräftiger daher kommt.

Farblich fällt er mit einer hellen Bernsteinnote nur ein wenig dunkler aus, als der Ben Nevis aus dem Bourbonfass, was schon dem Auge nach darauf schließen lässt, dass hier keine kräftige First Fill Sherry Reifung zu erwarten ist, sondern eher dezente, fruchtige Sherrynoten.

Der erste Eindruck fällt dann zunächst sehr nussig aus, geröstete Mandeln und Macadamia. Auf einmal habe ich kurz den Anflug von etwas frisch Gegrilltem in der Nase. Da sind auf jeden Fall ein paar Röstaromen mit im Spiel und etwas angebranntes Karamell. Allerdings drängen sich dann wiederum fruchtige Aromen in den Vordergrund, frische dunkle Weintrauben, Himbeere und dezente Zitrusnoten. Das hier ist definitiv keine schwere Sherryfass Reifung, kein Vergleich etwa zu einem Glendronach oder gar einem Michel Couvreur, stattdessen leicht, nussig und fruchtig mit dezenten Eichenholznoten im Hintergrund. Runde Sache!

Der Antritt am Gaumen ist kräftig und hebt noch einmal den fruchtigen Charakter hervor – dunkle frische Weintrauben, Himbeeren, cremiges Karamell und etwas schwarzer Pfeffer.

Die fruchtigen Aromen bleiben auch im Nachklang erhalten, leicht süßlich, etwas Schokolade, ein wenig nussig und nun auch mit etwas mehr Eichenholz.

Fazit

Zwei wirklich ausgesprochen schöne, komplexe, frisch fruchtige Einzelfassabfüllungen. Der Ben Nevis aus dem Bourbon Hogshead hat mir etwas besser gefallen, was aber allein vom persönlichen Geschmack abhängt. Beide sind aktuell (Stand: Februar 2018) noch bei The Whisky Cask zu erwerben. Ich stelle Euch hier auch den Link aus der Whiskybase zur Verfügung, wobei ich der Meinung bin, dass sie dort wertungsmäßig etwas zu niedrig ausfallen:

TWC Ben Nevis 1996,  20 Jahre, Bourbon Hogshead

https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/101262/ben-nevis-1996-twc

TWC Ben Nevis, 1996, 20 Jahre, Sherry Butt

https://www.whiskybase.com/whiskies/whisky/101263/ben-nevis-1996-twc

Björn Bachirt

 

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