Rückblick: The Whisky Fair Limburg 2018

Frühling ist traditionell Messezeit und einer der jährlichen Höhepunkte ist die beliebte und vielbesuchte Whisky Fair in Limburg, die regelmäßig mit einem vielschichtigen Angebot an aktuellen Abfüllungen, aber vor allem auch seltenen Raritäten überzeugt.

Für mich zeichnen sich Messen mittlerweile vor allem dadurch aus, lieb gewonnene Freunde und Bekannte zu treffen, sich auszutauschen und natürlich, wie soll es auch anders sein, Neues zu probieren und kennenzulernen. Selten findet man auf vergleichbar überschaubarer Fläche eine so dichte Ansammlung an Abfüllungen verschiedener Hersteller, Importeure und Händler, wobei letztere auf der Whisky Fair nach meinem Eindruck doch überwiegen. Das führt freilich zu einem vielfältigen Angebot, denn das Sortiment der Händler begrenzt sich selten auf ganz bestimmte Marken, führt auf der anderen Seite aber auch zu zahlreichen Überschneidungen und macht die Orientierung nicht immer einfach. Das fällt auf Messen, in denen vorwiegend Importeure vertreten sind, wie letztes Jahr die Inter Whisky in Frankfurt etwas leichter, weil das Produktportfolio der Aussteller sich klarer voneinander abgrenzt.

Das Flair in Limburg und die dortige Auswahl suchen dennoch ihresgleichen. Der Besucherandrang in den letzten Jahren hat noch einmal zu einer Ausweitung der Ausstellungsfläche geführt. In diesem Jahr wurde ein weiterer Raum hinzugenommen. Die Anzahl der Aussteller hat sich damit noch einmal vergrößert. Das Problem: Wegen der sommerlichen Temperaturen an den Messetagen war es für die Aussteller Schwerstarbeit.

Jean-Arnaud Frantzen, Marco Bonn & Frank Jerger

Dabei lohnte es sich durchaus, die neuen Räumlichkeiten aufzusuchen, denn dort traten Frank Jerger (Whisky for Life) und Marco Bonn (Brühler Whiskyhaus) mit einem gemeinsamen Stand auf, was durchaus Sinn macht, sind beide doch die  einzigen deutschen Importeure des französischen Abfüllers Michel Couvreur. Und beide hatten noch einen Stargast dabei: Kellermeister und Master-Blender Jean-Arnaud Frantzen persönlich, der in diesem Jahr noch sein zwanzigjähriges Dienstjubiläum im Familienbetrieb feiert und den Gästen am Stand mit viel Engagement die dort präsentierten Abfüllungen näher brachte. Schon am Vorabend hatten wir gemeinsam eine ausgezeichnete Masterclass in Brühl mit 4-Gang-Menü genossen (den Artikel findet Ihr hier).

A Dream of Scotland „Der heilige Bim Bam“

Selbstverständlich gab es an dem Stand das gesamte Sortiment aus dem Hause Couvreur, einschließlich der noch erhältlichen limitierten Abfüllung XV. Daneben präsentierte Marco Bonn erstmals auf einer Messe die mit Vorschusslorbeeren angekündigten Port Charlotte Bottlings von A Dream of Scotland, gereift einmal in einem Château Haut Brion und einmal in einem Vosne Romanée Cask. Diese Raritäten durfte man sich wahrlich nicht entgehen lassen. Daneben gab es die dritte Abfüllung aus der Godfather of Peat Serie, welche schon die vorangegangenen Messeauftritte begleitete, hier nun mit dem „heiligen Bim Bam“ mit Barbados Rum Cask Finish.

Mareike Spitzer am Stand von Irish Whiskeys

Direkt gegenüber präsentierte Mareike Spitzer (Irish Whiskeys) mit ihrer freundlichen und kompetenten Art eine vielfältige Brandbreite irischer Whiskeys, darunter die Abfüllungen Retronaut 17 Jahre, herausgebracht von der Blackwater Distillery (hier gibt es ein paar Verkostungsnotizen dazu), sowie den würzig-fruchtigen und preislich attraktiv gestalteten Clonakilty Virgin Oak, ein Blend aus 7 bis 10 Jahre alten, in Bourbonfässern gereiften, Single Malt und Single Grain Whiskeys. Diese erhielten sodann nochmal ein Finish in frischen Eichenfässern. Würzig, mit Getreide, Vanille und intensiven Früchten von Apfel und Birne. Der Stand von Mareike und ihrem Team ist immer ein Besuch wert.

Sebastian Büssing am Stand von Cask Alive

Nicht unweit davon konnte ich Sebastian Büssing noch einmal einen Besuch abstatten, der mit Frank Gauerts Projekt „Cask Alive“ auf der Messe vertreten war. Bereits auf seiner „Hausmesse“, der Whisky’n’more in Hattingen, konnten wir uns kurz auszutauschen. Ich musste aber einfach noch einmal diesen knapp 13jährigen Tomatin in Fassstärke aus einem Ex-Islayfass probieren. Ausgezeichnet! Bei Cask Alive werden die Abfüllungen direkt von den Fässern am Stand auf Wunsch in Flaschen gefüllt und können direkt mitgenommen werden. Natürlich gab es auch in Limburg wieder Gelegenheit, den 25jährigen Macallan aus dem Shiraz-Fass zu verkosten. Cask Alive steht einfach für ausgezeichnete Fassreifungen mit Experimentierfreudigkeit. Ob nun Kaffeefass, IPA- oder Pflaumenholzfass, Grenzen scheint es keine zu geben.

Wo wir doch gerade bei außergewöhnlichen Fassexperimenten sind: Dafür ist auch die schwedische Brennerei Mackmyra bekannt. Björn Bertram stellte mir am Stand den „Moment Prestige“ vor, ein elf Jahre alter Single Malt, gereift in französischen Eichenfässern, die zuvor mit Wein von dem traditionsreichen französischen Champagnerproduzenten Philipponnat belegt waren. Whisky und Champagner – passt das? Ich meine: Ja! Klingt ungewöhnlich, aber in diesem Malt lassen sich tatsächlich herrlich frische und vor allem erstaunlich prickelnde Weinnoten finden. An sich mag ich keinen Schaumwein, aber der Charakter harmoniert doch recht gut mit einem Single Malt. Der jüngste Teil des Whiskys reifte von 2006 bis 2017, der älteste Anteil, nach Herstellerangaben etwa 40%, reifte von 2004 bis 2017.

Noch besser gefiel mir aber der Moment Fjällmark, ein Single Malt, dessen Destillat zum Teil in schwedischen Moltebeerweinfässern reifte, welches zusätzlich mit Malts aus Pedro Ximénez- und Oloroso Sherryfässern vermählt wurde. Ich bin selbst einmal in Schweden bis über den Nordpolarkreis gewandert und kann mich noch gut an Moltebeeren erinnern. Diese Aromen lassen sich tatsächlich im Whisky wiederfinden, dazu Trauben, Birnen und weiße Schokolade mit subtilen Noten von Tabak.

Mackmyra präsentierte auf der Messe auch den Gravity Single Cask. Das Interessante hieran: Der Bauch des Fasses stammt aus ehemaligen Bourbonfässern aus amerikanischer Eiche, während Böden aus schwedischer Eiche von der Insel Visingsö eingebracht wurden. Auch Mackmyra setzt den Weg spannender Fassexperimente weiter konsequent fort.

Direkt gegenüber präsentierte Schlumberger – A Dram for Everyone Abfüllungen u.a. von Benromach, Kavalan und C&S Dram. Besonders interessiert hat mich allerdings diesmal das Sortiment aus dem Hause Mossburn. Mossburn Distillers sind Eigentümer der gleichnamigen Destille in den Borders und bauen daneben gerade an der Torabhaig Brennerei auf Skye. Damit wird Talisker in Zukunft nicht mehr die einzige Destille auf der Insel sein. Was Mossburn auf der Messe präsentiert, stammt freilich noch nicht aus den eigenen Brennereien. Derzeit tritt man am Markt als unabhängiger Abfüller auf. Probieren konnte ich zwei Blended Malts, einen „Blended Speyside“ sowie einen „Blended Islands“, beide absolut gelungen und empfehlenswert.

Eine solche Empfehlung kann man auch für den neuen Kilchoman Port Cask aussprechen. Die 2005 gegründete Islay-Brennerei hat mich schon seit jeher begeistert. Selbst die jüngeren Abfüllungen überzeugten schon wegen einer hervorragenden Fassauswahl. Zuletzt erschien mit dem Kilchoman 10 Jahre Club Release ein Whisky, der noch einmal gezeigt hat, zu was diese Brennerei im Stande ist. Der neue Port Cask ist erst die zweite Auskopplung, die in Portweinfässern reifen durfte. Schön, dass die Brennerei noch einmal ein Batch aufgelegt hat. Dirk Ehlig-MacLeod schenkte mir einen Dram am Stand von Alba Import ein und ich darf sagen, auch dieses Batch lohnt sich wieder. 

Glückwünsche durften dann schließlich noch an dem Stand von Feinkost Reifferscheid überbracht werden. Bärbel und Lutz Reifferscheid feiern in diesem Jahr 25jähriges Dienstjubiläum. Darüber durfte ich schon letztes Jahr berichten (hier gibts noch einmal den Artikel).

Schon 1890 gründeten die Großeltern den örtlichen Kolonialwarenhandel in Bonn-Mehlem. Anfang Dezember 1997 öffnete dann der “Genusstempel” seine Pforten und feierte letztes Jahr den zwanzigsten Geburtstag. Bereits seit 25 Jahren gibt es aber schon den Whiskyhandel der Beiden. Heute umfasst das Sortiment ca. 3000 verschiedene Weine und Spirituosen, darunter 2000 Whiskys. Ein umfangreiches Rum- und Cognacsortiment, Gin, Grappa, Obstbrände, exklusive Zigarren und Feinkostartikel runden das Sortiment ab. Bärbel und Lutz sind damit neben SCOMA (auch auf der Messe vertreten) und Otto Steudel in Nürnberg die ältesten, auf Whisky spezialisierten Fachhändler in Deutschland und haben die Entwicklung von Anfang an miterlebt.

Zum Jubiläum präsentierte Feinkost Reifferscheid eine Reihe von Sonderabfüllungen, wozu auch ein absolut herausragender 25jähriger Springbank Single Cask aus einem Refill Bourbon Hogshead gehörte, destilliert 1993 und abgefüllt 2018. Einen Dram habe ich mir gegönnt. Fast zu schade für die Messe, denn so einen Tropfen muss man eigentlich in ruhiger Atmosphäre oder gemütlich mit Freunden genießen. Danach war es schwer, Vergleichbares zu finden. Ein gelungener Abschluss einer erlebnisreichen Messe, auf der ich wieder viele Bekanntschaften geschlossen habe.

Björn Bachirt

 

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