Am 09. Juni 2018 bestand in den deutschen Laddie Crew Stores die Möglichkeit, den neuen Port Charlotte 10 Jahre sowie den Islay Barley Vintage 2011 zu probieren. Die beste Gelegenheit für einen direkten Vergleich.
Der heutige Tag verspricht ereignisreich zu werden. Denn neben der Just Whisky in Oberhausen locken die Laddie Crew Stores in Deutschland mit der Vorstellung der beiden neuen Port Charlotte Abfüllungen, die künftig zum Standardsortiment gehören sollen. Darunter – man höre und staune – ein zehnjähriger Port Charlotte mit Altersangabe sowie der Islay Barley Vintage 2011. Da trifft es sich gut, wenn sich die Fahrt nach Oberhausen zur Messe mit einem Besuch bei Schlüters Genießertreff in Wülfrath verbinden lässt, um diese Neuheiten einmal zu verkosten.
Port Charlotte 10 years old
Als wir, das sind Andre Davepon (andresfeinenotes.de) und ich, den gemütlichen Laden von Dirk Schlüter betreten, sind die ersten Gläser schon eingeschenkt. Seit 11.00 Uhr heute morgen darf hier bereits verkostet werden. Dirk, wie immer aufmerksam und zuvorkommend, wenn es um seine Gäste geht, reicht mir schon das erste Glas mit dem neuen Port Charlotte, 10 Jahre, abgefüllt mit 50% vol.
Auf dem Tresen stehen dazu die passenden Flaschen. Bereits aus den Pressemitteilungen war das neue Design bekannt. Gedrungene, kompakte, säulenartige Flaschenform, die mir grundsätzlich ganz gut gefällt, wenngleich ich mir wünschen würde, das Glas wäre nach wie vor ungefärbt und ließe einen Blick auf den darin befindlichen Whisky zu. Dennoch eine ansprechende Präsentation die darauf schließen lässt, dass sich die drei Serien von Bruichladdich – Laddie, Port Charlotte und Octomore – auch im Design und in der Präsentation noch einmal deutlicher voneinander abheben sollen (bei Octomore war das ja schon seit jeher der Fall).
Bislang waren die Port Charlotte Abfüllungen mit einem Alter von 10 Jahren stets nur in streng limitierter Auflage verfügbar. Nunmehr wird dieser 10jährige Scottish Barley (der Name ist darauf zurückzuführen, dass er zu 100% aus schottischer Gerste aus der Region Invernesshire gebrannt wird) dauerhaft erhältlich sein. Er ersetzt den bisher bekannten, Bruichladdich nennt ihn Multi-Vintage Cuvée, Scottish Barley.
Die Zusammensetzung der Fässer gibt Bruichladdich offiziell wie folgt an: 65% Frist-Fill American Whiskey Casks, 10% Second-Fill American Whiskey Casks sowie 25% französische Second-Fill Weinfässer. Wie für Bruichladdich üblich kommt der Port Charlotte nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert in die Flasche.
Notes:
Lagerfeuerrauch, dezent speckig mit einem Duft glimmender Holzscheite, Teer und Asche, dazu warme und süße, voluminöse Eichennoten und Malzzucker. Viel Karamell und Fudge, aber zugleich mit einer Frische von Zitrusfrüchten, Zitronenkuchen, Pfirsich und Vanille. Angenehme florale Noten nach frischen Gräsern und Nelken steigen in die Nase auf. Insgesamt sehr harmonisch abgestimmt und so passend zur Jahreszeit. Strand, Meeresrauschen, Lagerfeuer und Sonnenuntergang! Dieses Bild habe ich irgendwie im Kopf.
Süßer, sehr malziger Antritt am Gaumen mit einem leichten Prickeln auf der Zunge. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden. Zu der Süße von Vanille und Karamell gesellen sich fruchtige Noten von Äpfeln und reifen Bananen sowie warmer Keksteig. Muskat, Nelke und Eiche sorgen für eine angenehme Würze, die sich auch im Nachklang fortsetzt. Die Äpfel und Bananen sind immer noch da, etwas mehr Rauch tritt nun wieder in den Vordergrund.
Port Charlotte Islay Barley 2011
Neben dem 10jährigen Port Charlotte veröffentlicht Bruichladdich noch den Islay Barley Vintage 2011, der sich sowohl hinsichtlich der Fasszusammensetzung, als auch hinsichtlich der Herkunft der Gerste unterscheidet. Bekanntlich legt Bruichladdich viel Wert auf den Begriff des „Terroir“, welcher sonst eher aus dem Agrarbereich bzw. dem Weinanbau bekannt ist. Danach soll es unter anderem für den späteren Charakter des Destillats von Bedeutung sein, auf welchem Boden die Gerste angebaut wurde. Nach offiziellen Angaben gibt es hier einen deutlichen Unterschied beispielsweise zur Gerste, die auf dem schottischen Festland angebaut wird. Andere sehen diesen Einfluss eher als gering an und betrachten derartige Aussagen vielmehr als gutes Marketing.
Wie immer man dazu steht, Fakt ist, die Gerste für den Islay Barley stammt ausschließlich aus Farmen auf der Insel Islay, namentlich von den Farmern Raymond Stewart – Sunderland, Neil McLellan – Kilchiaran und Raymond Fletcher – Dunlossit. Die Fasszusammensetzung besteht hier aus 75% First-Fill American Whiskey Casks sowie 25% französische Second-Fill Weinfässer die mit den Sorten Syrah und Merlot belegt waren.
Notes:
Zu Beginn schöner, einnehmender Torfrauch, nicht zu brachial, sondern angenehm ausbalanciert mit erdigen und floralen Noten. Frisch umgegrabene Erde, Gras und Heu, etwas Asche, Salz und warme Getreidenoten. Wenn die Nase sich an den Rauch gewöhnt hat, treten zunehmend süßere Aromen in den Vordergrund. Nun sind es eingekochte Äpfel, übergossen mit warmer Vanillesauce, etwas Keksteig, Malz, Karamell und ein Hauch Zitrus.
Weiches, cremiges Mundgefühl. Ein wenig Salz auf den Lippen, Vanille und Karamell am Gaumen. Auch die eingekochten Äpfel sind wieder da zusammen mit süßen Eichennoten, Jod und Pfeffer. Im Nachklang dann wieder mehr Torfrauch, nun leicht speckig, noch mehr Asche und immer noch diese süßen Äpfel.
Fazit
Ich suche ja immer gerne meine Local Dealer auf. Nicht selten treffe ich dort zufällig Freunde und Bekannte. So auch an diesem Tag. Dazu noch bei einem netten Plausch neue Abfüllungen verkosten – herrlich. In diesem Fall haben mich die Port Charlotte Neuerscheinungen wirklich überzeugt, vor allem weil sich beide charakterlich durchaus unterscheiden, komplex und angenehm im Geschmack sind und noch dazu ein tolles Preis-Leistungsverhältnis bieten. Für mein Empfinden liegt der 10er leicht vorne. Und jetzt weiter nach Oberhausen…
Björn Bachirt