Penderyn ex-Scotch Single Cask

Den heutigen Tagebucheintrag widme ich einem Single Malt aus der Walisischen Penderyn Brennerei, gereift in einem Einzelfass, welches zuvor mit Scotch belegt war, exklusiv abgefüllt für den deutschen Vertriebspartner Schlumberger.

Teufelszeug

In Wales galt Whisky lange Zeit als „Teufelszeug“, was im Zuge der Abstinenzbewegung, die Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erlebte, dazu führte, dass 1898 die letzte Destillerie ihre Produktion einstellte. Zum Glück hat sich diese Sichtweise auf das Wasser des Lebens gewandelt, was im Jahr 2000 schließlich in der feierlichen Eröffnung der Penderyn Brennerei unter der Schirmherrschaft des Prinz of Wales mündete. Walisische Whiskytradition erlebte damit ihre (längst überfällige) Wiedergeburt.

Neben einer durchaus ansprechenden Core Range, sind es vor allem die Single Cask Abfüllungen, die mich auf diese Brennerei brachten, allen voran der ex-Tawny Port (mittlerweile sind wir dort bei Fass Nr. 3 angelangt). Mein überraschendes Highlight in den letzten Monaten ist jedoch der heutige Kandidat aus einem ehemaligen Scotch Fass.

Dabei war die Begegnung eher zufällig, denn eigentlich wollte ich auf der Whisky Spring in Schwetzingen dem von mir so geschätzten Penderyn Brand Ambassador, Bastian Denkler, nur einmal eben „Hallo“ sagen. Es war schon recht spät und der Messetag wie üblich lang, da schenkte mir Sebastian noch diesen Single Cask ins Glas. Nach einigen verkosteten Proben hätte ich nicht erwartet, dass mich der Waliser Single Malt zur späteren Stunde noch abholt, doch er erwies sich als wahre Offenbarung, die ich unbedingt einmal in Ruhe verkosten wollte.

Das hole ich heute dann endlich nach. Kein Teufelszeug, sondern, dies sei den nachfolgenden Verkostungsnotizen schon einmal vorweg genommen, eine fruchtig komplexe Gaumenfreude.

Penderyn ex-Scotch Cask

Diesen Single Malt hat Penderyn exklusiv für den deutschen Vertrieb Schlumberger – A Dram for Everyone gebottled. Destilliert im Dezember 2007 und abgefüllt im Juli 2019 stellt dieses Einzelfass zugleich die bislang älteste offizielle Abfüllung der Brennerei dar. 163 Flaschen ließen sich aus Fass Nr. A238 ziehen. Aus welcher Brennerei das zuvor schon einmal mit schottischem Single Malt belegte Fass stammt, ist nicht bekannt. Die meisten Fässer dieser Art sollen jedoch aus Brennereien stammen, die auf Islay ansässig sind. Da ich keinerlei rauchige Noten in dem Whisky ausmachen kann, kommen nicht mehr allzu viele Destillerien in Frage, die auch nicht rauchigen Single Malt auf Islay herstellen.

Penderyn Ex-Scotch Cask

Tasting Notes

Was mich damals auf der Messe schon begeistert hat, finde ich auch heute direkt wieder. Eine einnehmende Fruchtigkeit empfängt die Nase. Birnenkompott und reife Banane, Pfirsiche und süß-säuerliche Erdbeeren zum Auftakt. Darauf folgen Noten von Orangenabrieb, Baiser Makronen, Karamellbonbons und Shortbread. Intensiv, hellfruchtig und süß. Dahinter liegt ein würzige Eichenholznote, Muskat, Zimt und weißer Pfeffer.

Süßer, vollmundiger und cremiger Antritt. Mir gefällt besonders, wie gefällig sich dieser Single Malt, trotz seiner satten 59,5 % vol., auf die Zunge legt. Erst nach einer Weile breitet sich eine pfeffrige Schärfe an den Zungenrändern aus. Vanille und Toffee bestimmen dagegen zunächst den Antritt, bevor sich der Geschmack in Richtung eingekochter, heller Früchte, Bananen, Birnen und Pfirsichen entwickelt.

Dieses Geschmacksprofil setzt sich auch im Nachklang noch fort. Die Fruchtigkeit bleibt, erinnert nun aber eher an Dosenfrüchte, Litschi, Pfirsiche und Bananensaft. Aromen von schwarzen Johannisbeeren leiten sodann über zu einer leichten Trockenheit, geprägt von würzigen Eichenholznoten und Anklängen von Mocca.

Fazit

Da hat Andrea Caminneci für Schlumberger ein tolles Einzelfass ausgesucht. Intensive Frucht und feine Süße finden in der angenehme Würze einen ebenbürtigen Gegenspieler. Ein überzeugendes Geschmacksprofil vom Geruch, über den Geschmack bis hin zum Nachklang.

Björn Bachirt

Links

Penderyn Distillery Wales

Schlumberger – A Dram for Everyone

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