Ein Abend mit Alasdair Stevenson: GlenAllachie Tasting Tour

Auf einer exklusiven Tasting Tour stellte Importeur Kirsch Whisky gemeinsam mit Sales Manager und Brand Ambassador Alasdair Stevenson das neue Standardsortiment der schottischen Brennerei GlenAllachie vor. 

Man hat den Eindruck, die Marke „GlenAllachie“ drückt derzeit massiv ihr gerade aufgelegtes Standardsortiment in den Markt. Foren, Blogs und News-Seiten sind voll mit Berichten über die neuen Abfüllungen bestehend aus 12jährigen, 18jährigen und 25jährigen Single Malts sowie einem 10jährigen in Fassstärke. Dabei gibt es die Brennerei, gelegen in der schottischen Speyside nahe Aberlour, schon seit dem Jahr 1967. Allerdings hat niemand bislang so recht von ihr Notiz genommen, da der letzte Eigentümer, der Spirituosenkonzern Pernod Ricard (u.a. The Glenlivet, Aberlour, Longmorn, Scapa, Chivas Regal, Ballantine’s, Jameson), GlenAllachie nicht selbst als Marke präsentiert hat (abgesehen von der Cask Strength Edition der Chivas Brothers im Jahr 2005). Stattdessen ließ Pernod Ricard die Brennerei für die hauseigenen Blended Whiskys produzieren.

Unabhängigkeit

Zwei Ereignisse änderten dies: Pernod Ricard entschloss sich dazu, sich von der Destillerie zu trennen. Etwa zur gleichen Zeit wurden die Brennereien BenRiach, GlenDronach und Glenglassaugh an dem amerikanischen Konzern Brown Forman (besser bekannt wegen ihres Jack Daniel’s Tennessee Whiskey) verkauft. Dies veranlasste wiederum Master Distiller und Miteigentümer Billy Walker die Brennereien zu verlassen und sich neuen Projekten zuzuwenden. Dabei kam der Verkauf für ihn eigentlich zu früh. Er sah das Potenzial, insbesondere von Glenglassaugh, noch nicht voll ausgeschöpft, konnte sich am Ende aber nicht gegen die anderen Miteigentümer durchsetzen. Also beschloss er, sich von Konzernzwängen zu befreien und gemeinsam mit Graham Stevenson und Trisha Savage die GlenAllachie Distillery Company zu gründen. Mit der Übernahme der Brennerei ging deren gesamter Fassbestand sowie auch die Namensrechte an den Blended Whisky Marken McNare’s und White Heather über.

Und wer viel Geld für eine Brennerei, Namensrechte und Fässer bezahlt, der will natürlich auch möglichst bald Erträge einfahren. Schon zum 50. Geburtstag der Brennerei erschien eine Auflage von sechs exklusiven Fässern (zum exklusiven Preis versteht sich) in der GlenAllachie 50th Anniversary Bottling Edition. Nun folgte jüngst die Veröffentlichung eines neuen Kernsortiments – mit Altersangabe, nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert.

In Deutschland zeichnet sich Kirsch Whisky für den Import verantwortlich und präsentierte diese Abfüllungen auf einer Tour zu diversen Fachhändlern mit keinem Geringeren, als Brand Ambassador Alasdair Stevenson höchstpersönlich. Die vorläufige Abschlussveranstaltung fand am 21. Juli im Brühler Whiskyhaus statt, an der ich auf Einladung von Inhaber Marco Bonn teilnehmen durfte. Neben dem bereits angesprochenen Kernsortiment hatte Alasdair Stevenson noch einen GlenAllachie New Make sowie zwei Fassproben zu künftigen Abfüllungen für Deutschland im Gepäck. Marco Bonn legte dazu noch eine Flasche 50th Anniversary Vintage 1990 oben drauf!

Markanter Speysider im neuen Design

Den Auftakt in den Abend bildet der 12jährige Single Malt, gereift in First-Fill Bourbonfässern und mit einer Nachreifung in Virgin-Oak, PX-Sherry und Oloroso-Sherryfässern versehen, abgefüllt mit 46% vol.

Wer an die Speyside denkt, der hat oftmals das Bild eines weichen und milden Whiskys vor Augen. Dagegen kommt dieser GlenAllachie für meinen Geschmack eher kräftig und markant daher. Anfänglich habe ich erstmal eine intensive Sherrynote in der Nase. Feigen und Datteln, brauner Zucker und Karamell werden zunehmend abgelöst von helleren Fruchtnoten aus den verwendeten Bourbonfässern in Gestalt von eingekochten Pfirsichen und Aprikosen mit Marzipan und einer Prise Zimt, Malz und Eiche. Ist da sogar ein Anflug von Rauch im Hintergrund?

Der Antritt am Gaumen ist vollmundig und fest. Dieser Malt legt sich förmlich auf die Zunge. Pfirsiche, Mirabellen, Aprikosenmarmelade, Ananas und Karamell sorgen für ein angenehm fruchtiges und leicht süßes Aroma, gepaart mit einer feinen Ingwerschärfe. Das Finish ist mittel bis lang, etwas mehr Eiche, Mokka und Zimt.

Gelungener Auftakt in den Abend. Kräftig, ausdrucksstark, mit einer schönen Aromenfracht und noch dazu mit ca. 40€ zum Einstieg in die Welt von GlenAllachie fair bepreist.

Auf die Frage, wie den Teilnehmern das neue Design der Flaschen gefällt, scheiden sich allerdings die Geister. Der Name GlenAllachie leitet sich vom gälischen Gleann Aileachaidh ab, was übersetzt soviel wie „Tal der Steine“ heißt. Das Design der Flaschen und Umverpackungen nimmt diese Bedeutung wieder auf, Inspiriert von keltischen Runen und piktischen Steinen.

Alasdair Stevenson präsentiert den 12er begleitet von einer kurzen Einführung in die (noch junge) Geschichte von GlenAllachie: Gegründet 1967 und gebaut 1968 nach einem Entwurf des Architekten William Delme Evans, der auch die Brennereien Isle of Jura, Macduff (Deveron) und Tullibardine entworfen hat, befand sich die Brennerei ursprünglich im Besitz von Mackinlay McPherson Ltd. – einem Tochterunternehmen der Scottish & Newcastle Breweries Ltd. Erstmals wurde die Destillerie 1983 geschlossen, bevor sie 1985 an Invergordon Distlillers verkauft wurde. Doch schon 1987 folgte die nächste Schließung, bis Pernod Ricard die Brennerei 1989 übernahm und die Kapazität mit zwei Wash-Stills und zwei Spirit-Stills sogleich verdoppelte. Auch die Produktionsmenge wurde auf bis zu 4 Mio. Liter im Jahr hochgefahren.

Brand Ambassador Alasdair Stevenson präsentiert die neue Core Range

Während dieses kleinen Vortrages geht eine Flasche mit dem GlenAllachie New Make durch die Reihen. Ein sehr kräftiger und recht schwerer, öliger Brand. Viel Getreide und Malz in der Nase, dagegen eher dezente Frucht. Aromen von Bananen und Birnen, ein wenig Apfel und Mirabelle. Kräftiger, prickelnder und sehr süßer Antritt am Gaumen. Auch hier überraschend schwer und vollmundig, rassig und ungestüm.

Die Verkostung des New Makes ist zugleich eine gute Gelegenheit, einmal über Besonderheiten in der Produktion bei GlenAllachie zu sprechen.

Unter Billy Walker wurde zunächst Produktionskapazität auf mittlerweile „nur“ noch 800.000 Liter heruntergefahren. Dagegen legt man besonderen Wert auf die Fermentationszeit, welche nun 120 Stunden beträgt. Das sog. Distillery Team bilden derzeit Kenny Dent und Dennis Cooper, die schon vorher in der Brennerei arbeiteten und bei der Ausbildung der Mitarbeiter halfen. Philip Murray und Michael Duncan ergänzen die Mannschaft. Gebrannt wird von Montag bis Donnerstag. Am Freitag wird sodann die Anlage gereinigt, während Samstag und Sonntag für die Mitarbeiter frei bleibt. Die Anlage verfügt über vier Stills und acht Washbacks. Das Besondere: durch zwei getrennte Spirit-Safes lassen sich simultan unterschiedliche Brände herstellen. So wäre es beispielsweise möglich, zur gleichen Zeit einen getorften und ungetorften New Make herzustellen. GlenAllachie möchte in Zukunft in jedem Fall auch einen rauchigen Single Malt anbieten.

Als Operations Manager konnte Richard Beattie gewonnen werden, der zuvor Distillery Manager der Speyside Distillery und Director of Distilling bei den Mossburn Distillers (Eigentümer von Torobhaig auf Skye) sowie bei der Akashi Distillery in Japan war. Er kommt damit auf einen Erfahrungsschatz von 30 Jahren in der Whiskyindustrie. Für die Zukunft scheint GlenAllachie gut also aufgestellt.

Alte Hasen

Beim Fassbestand kann das Team offenbar aus dem Vollen schöpfen. Wie sonst wäre man in der Lage, direkt ein Kernsortiment in hoher Auflage mit einem 18jährigen und 25jährigen Single Malt zu bestücken. Beide Abfüllungen stellt Alasdair Stevenson seinen Gäste als nächstes vor.

Der 18er hat für meinen Geschmack deutlich mehr Getreidenoten und Malz, als der 12er und wirkt damit sogar überraschend frischer. Zitrone, Physalis, Mirabelle und Banane sind die ersten Assoziationen, die mir in den Sinn kommen. Eine angenehme Vanillenoten umschmeichelt die Nase, dazu etwas süßer Butterscotch und Marzipan. Er wirkt leichter und ausbalancierter als der 12jährige. Zunächst habe ich deutlich weniger Sherry, als noch beim 12er, obwohl auch hier Fässer bei der Reifung zum Einsatz kamen, die zuvor mit PX- und Oloroso-Sherry belegt waren. Am Gaumen dann Kirschen und etwas Schokolade, die von dieser Reifung zeugen und dennoch sind es auch hier eher hellere Früchte die mir in den Sinn kommen – Zitrone, Orange, etwas Honig und Vanille. Der Nachklang fällt mittellang aus mit einer leichten Note einer herb-bitteren Grapefruit, saftigen Orangen und Schokolade.

Interessante, harmonisch abgestimmte Abfüllung, die preislich allerdings auch direkt einen Sprung macht (ca. 95,00 € für 0,7 Liter).

Der 25jährige setzt da noch einen drauf – leider! Denn wer eine Flasche hiervon sein Eigen nennen möchte, der zahlt für diesen Genuss derzeit ca. 250,00 € für 0,7 Liter. Ob dieser Aufpreis es wert ist, muss freilich jeder selbst entscheiden. Der 25er hat aber Einiges zu bieten, keine Frage. Die Zusammensetzung der Fässer entspricht der des 18jährigen, also amerikanische Eichenfässer sowie PX- und Oloroso Sherryfässer. Eine leicht wachsige Note steigt in die Nase mit Honig und vollreifen Kirschen. Würziger als der 18er mit Heidekraut, Rosmarin, Banane, kandierter Ananas und Eiche.

Ein wirklich ausgesprochen schöner, voller Antritt am Gaumen mit cremiger Textur. Angenehmes Mundgefühl. Dieser Malt kann eine ganze Weile auf der Zunge bleiben. Aromen von Marzipan, Mandeln, Kirsche, Rosinen, Ananas, mit Karamell durchzogene dunkle Schokolade und Spekulatius. Das Finish ist lang. Nunmehr kommen die Sherrynoten deutlicher nach vorne. Backpflaumen, Rosinen, Orangenzesten und würzige Eiche. Ein leicht wachsiges Gefühl bleibt am Gaumen haften. Ein wirklich toller Malt bei dem nur der Preis ein wenig den Gesamteindruck trübt.

Fassstark

Der bessere Deal ist da vielleicht der 10jährige in Fassstärke, welcher in frischen Virgin Oak Fässern, PX- und Oloroso-Fässern reifen durfte. Ja, auch hier ist die Fasszusammensetzung für dieses Batch  ähnlich wie bei den übrigen Abfüllungen, und dennoch fasziniert jeder GlenAllachie doch mit einem eigenständigen Geschmacksprofil.

Der 10er fällt deutlich hellfruchtiger aus, als die bisher verkosteten Drams. Birne, Zitrone, Banane gepaart mit Toffee- und Gewürznoten (Nelke). Die 57,1% vol. sind schön eingebunden, wirken in der Nase nicht aufdringlich, sorgen aber am Gaumen für einen kraftvollen Antritt. Banane, Ananas, Kirsche, Honig und Vanille im Zusammenspiel mit einem dezenten Röstaroma und Malz. Auch im Nachklang bleiben die hellen Fruchtnoten und eine angenehme Würze (Nelke, Muskat) erhalten. Ein Malt der wirklich Spaß macht und mit ca. 53,00 € mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis aufwarten kann. Wäre neben dem 12er meine erste Wahl!

Wahrscheinlich hätte Alasdair vor lauter Begeisterung für das Produkt das Tasting ohne Pause durchgezogen, wenn ihn Marco Bonn nicht gebremst hätte. Immerhin warteten als Pausensnack noch Würstchen (vom Meister des Hauses selbst gegrillt) und Salat auf die Gäste. Eine willkommene Gelegenheit, auf der Terrasse über den Dächern von Brühl ganz entspannt den Sommerabend zu genießen. Und es ist Alasdair anzusehen, dass ihm dieser Programmpunkt außerordentlichen Spaß macht.

50th Anniversary Vintage 1990

Nicht weniger Spaß bereitet die Fortsetzung des Tastings mit dem 50th Anniversary Vintage 1990 Bottling. Nach einer Bestandsaufnahme der Fassbestände wählte Billy Walker zur Feier des fünfzigsten Geburtstages der Brennerei sechs Einzelfässer aus Jahrgängen zwischen 1978 und 1991. Aus Cask #2517, einem Sherry Butt, stammt dieser 27jährige Single Malt, abgefüllt mit 54,6% vol. und limitiert auf 752 (0,5 Liter!) Flaschen. Der Preis liegt bei ca. 245,00 €.

Dunkle Sherrynoten strömen aus dem Glas, getrocknete Pflaumen, Rosinen,  Kirschen mit süßem Karamell, gebrannten Mandeln und Haselnüssen. Dunkle Schokolade und Mokkanoten treten hinzu. Dahinter liegt die Frische grüner Äpfel, Ananas und Nelken. So lasse ich mir eine Sherryreifung gefallen.

Der Antritt am Gaumen ist kräftig und trocken. Süße Sultaninen, Backpflaumen, Datteln und Brombeeren kleiden den Mundraum aus, bevor in einem langen Finish wieder dunkle Schokolade, Orangen und Mokka den Ton angeben. Die zunehmende Bitterkeit überdeckt leider etwas die fruchtigen Noten.

Sneak Peak

Und wem das noch nicht genügt, für den hat Alasdair Stevenson noch zwei neue Fassproben dabei, die wohl im Herbst bei Kirsch Whisky erscheinen werden.

Die erste Probe stammt von einem 8jährigen Glenallachie, welcher zunächst in First-Fill Bourbonfässern reifen durfte und anschließend ein Finish über acht Monate in einem First-Fill Moscatel Hogshead erhielt. Er wird voraussichtlich „exclusively bottled for Germany“ im Oktober erscheinen. Wunderbar intensive Noten von Vanille, Pfirsich und Banane lassen die verwendeten Bourbonfässer erkennen. Dazu gesellen sich Aromen von Fudge, dunklen Weintrauben und Schokolade. Dickflüssig und ölig am Gaumen mit cremiger Nuss-Nougat Schokolade und Haselnüssen.

Die zweite Abfüllung reifte ebenfalls zunächst in First-Fill Bourbonfässern und durfte sodann über acht Monate in einem PX-Sherry Puncheon nachreifen. Der Duft von warmer, flüssiger Butter und Schokolade gepaart mit Rosinen, Vanille, Banane und Zitrone sorgt für ein spannendes Bouquet.

Wenn wir schon dabei sind einen Blick in die Zukunft zu riskieren: Mit der Akquisition von GlenAllachie haben Billy Walker und sein Team auch die Namensrechte an den Marken White Heather und MacNair’s erworben. Auch hier sind demnächst neue Abfüllungen zu erwarten:

Bei MacNaire’s werden unter dem Namen Lum Reek drei verschiedene Whiskys erscheinen: Ein Peated Malt ohne Altersangabe, ein 12jähriger peated und ein peated mit 21 Jahren.

Unterhaltsamer Abend mit Alasdair Stevenson

Fazit

Vielen Dank an Alasdair Stevenson und das engagierte Team von Kirsch Whisky (Maik Ahlers und Andre Haberecht) sowie an Gastgeber Marco Bonn für den abwechslungsreichen und genussvollen Abend. Solche Tastings, in denen verschiedene Abfüllungen einer Brennerei im direkten Vergleich verkostet werden dürfen, finde ich immer besonders spannend. Favoriten des Abends waren für mich der 12jährige und der 10jährige in Fasstärke. Sehr vielversprechend sind die für Oktober bei Kirsch Whisky angekündigten Abfüllungen für Deutschland. Besonders der Moscatel hat mich direkt abgeholt.

Björn Bachirt

Links:

Brühler Whiskyhaus

Kirsch Whisky

The Glenallachie Distillery

 

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