Aus Island gibt es heute drei neue Abfüllungen aus der Brennerei Floki zu verkosten, die kürzlich von Distillery Managerin Eva María Sigurbjörnsdóttir auf dem Bottle Market vorgestellt wurden.
Der Whisky Liebhaber ist ja gemeinhin schon recht eigentümlich. Während die Beschreibung von Noten wie „riecht nach altem Kartoffelkeller, staubigem Buchrücken, Teer oder Arzneimittelschrank“ bei dem ein oder anderen ein freudiges Lächeln hervorzaubert, vermag der Außenstehende oft nicht so recht nachzuvollziehen, was denn daran nun geschmacklich reizvoll sein soll.
Nun gibt es allerdings Beispiele, die auch bei mir ein Stirnrunzeln hervorrufen, nämlich als die isländische Brennerei Floki, die 2009 gegründet wurde und seit 2013 Spirituosen destilliert, ihren „Young Malt – Sheep Dung Reserve“ herausbrachte. Ja, ganz recht. Das Malz wird hier nicht über Torffeuer gedarrt, sondern über Schafsdung! Probiert hatte ich bislang noch nicht, aber nunmehr stellte mir der deutsche Importeur Kirsch Whisky Proben dreier neuer Abfüllungen zur Verfügung, welche Distillery Managerin Eva María Sigurbjörnsdóttir zum Bottle Market in Bremen mitgebracht hatte.
Bíta á jaxlinn
„Bíta á jaxlinn“ ist ein isländisches Sprichwort und besagt so viel wie bei uns „auf die Zähne beißen“, d.h. wenn etwas Schwieriges vor einem liegt, soll man weitermachen. So in etwa begegne ich diesen drei Proben, die vor mir stehen:

Darunter befindet sich mit dem „Floki Sheep Dung Reserve Single Cask“ der erste rauchige Single Malt als Einzelfassabfüllung, der drei Jahre in ehemaligen Floki Young Malt Casks reifen durfte und mit 47% vol. in die Flasche kam.
Dazu gibt es noch zwei Fassproben zu verkosten. Hierbei handelt sich jeweils um einen 2,5 Jahre alten Malzbrand, einmal mit einem Stout Cask Finish und einem Oloroso Sherry Finish. Beide abgefüllt in Fassstärke, allerdings wurde der Alkoholgehalt nicht gemessen. Das endgültige Produkt kann sich noch geringfügig ändern. Hier gibt es eine kleine Vorschau…
Floki Stout Cask Finish
Der Floki Stout Cask Finish reifte zunächst zwei Jahre in frischen Eichenfässern (new oak) und durfte noch einmal fünf bis sechs Monate in einem Fass nachreifen, welches zuvor mit Stout Bier belegt war.
Die erste Nase ist ungewöhnlich. Ganz anders, als alles, was ich zuvor an Malzbränden probieren durfte. Hat etwas von Sauerteig und Graubrot und direkt dahinter kommt er, der intensive Geruch nach Stallboden, nassem Stroh und Heu. Stellt Euch vor, Ihr betretet die Ställe eines Bauernhofs! Der Alkohol ist allerdings schön eingebunden, kein Stechen, keine alkoholische Schärfe. Malz und Getreidenoten treten stattdessen besonders deutlich hervor. Die Getreidenote bleibt intensiv, erinnert mich an Roggen- oder Schwarzbrot. Im Hintergrund etwas Vanille, eine dezente Zitrusnote, vielleicht sogar Zitronat und ein Hauch Röstkaffee.
Am Gaumen entfaltet sich süßliches Prickeln, jetzt hilft auch der Alkohol ordentlich mit und sorgt für einen kräftigen Antritt, bleibt in der Nase aber gleichwohl zurückhaltend. Im Mund macht sich nun Getreide, Malz und viel Holz breit, kleidet förmlich den ganzen Mundraum aus, wobei dieser Spirit zunehmend trockener und holziger wird. Der Stallgeruch bleibt dabei stets präsent.
Floki Oloroso Sherry Finish
Mal schauen, ob sich da beim Oloroso Sherry Finish etwas ändert…
Auch hier haben wir zunächst eine Belegung über zwei Jahre in frischen Eichenfässern mit anschließendem Finish über fünf bis sechs Monate in einem Oloroso Sherry Cask.
Bei der ersten Nase wäre ich allerdings nicht auf Oloroso gekommen, sondern hätte vielleicht eher auf Pedo Ximenéz getippt. Eine fast schon betäubende Süße strömt aus dem Glas, buttrige Karamellsoße, Toffee, Karamell-Sahne-Bonbon, vielleicht auch Erdbeer-Sahne-Bonbons. Da spielt auf jeden Fall etwas Frucht mit. Das ist allerdings nur der erste Aufgalopp, die erste Welle, die über die Nase schwappt, denn schon recht schnell ist er wieder präsent, der typische Floki. Je länger er im Glas nach Luft schnappen darf, umso mehr kommt wieder diese intensive Getreide und Malznote durch und natürlich sind auch sie wieder unsere Begleiter: Der Stallboden, das Heu und das feuchte Stroh.
Der Antritt ist süßer als noch beim Stout Cask, der Alkohol hält sich anfangs noch zurück, baut sich etwas langsamer auf. Am Gaumen sehr viel Getreide, so als würde man in ein frisches Brötchen beißen und dazu wieder sehr viel trockenes Holz aus den new oak Fässern.
Floki Sheep Dung Reserve Single Malt Whisky
Nun denn, widmen wir uns der dritten Aufgabe: Einem Single Malt Whisky, dem nun 3jährigen Sheep Dung Reserve, gereift in ehemaligen Floki Young Malt Casks. Diese Probe stammt aus Fass Nr. 1
Die Nase ist wieder ganz typisch. Wenn Stallgeruch den Brennereicharakter abbildet, dann ist er auch hier wahrnehmbar, aber, trotz des Namens, nicht ganz so herb, wie noch bei den zuvor verkosteten Malzbränden. Dieser Malt wirkt doch frischer, so als hätte ein ordentlicher Wind den Geruch für einen kurzen Moment hinweggeweht. Florale Noten (Heu, Gras, Getreide), dazu sehr viel Zitrus, Zitronenmelisse, Vanille und etwas Menthol strömen in die Nase.
Weich und ölig am Gaumen, die 47% passen hier sehr gut und sorgen für ein angenehmes Mundgefühl. Der typische Floki Charakter bleibt, aber dieser hat mehr frische Zitrusaromen und etwas weniger Holz, wenngleich der Nachklang kürzer ausfällt. Dafür wirkt er insgesamt doch ein Stück harmonischer, weniger eigenwillig als seine jüngeren Kollegen.
Fazit
Das ist schon eine sehr eigenwillige Herangehensweise an die Malt Whisky Herstellung. Unverwechselbar und Abseits des Mainstream. Wer damit auf Tuchfühlung gehen möchte, der sollte tatsächlich mit dem 3jährigen Sheep Dung Reserve Whisky (es gibt auch hiervon noch einen jüngeren Malzbrand) anfangen, der ein wenig harmonischer ausfällt, als seine jungen Kollegen, wahrscheinlich auch deshalb, weil hier auf den Einsatz der New Oak Fässer verzichtet wurde.
Vielen Dank an Kirsch Whisky, für die Gelegenheit zu dieser exklusiven Verkostung!
