Cadenhead’s Köln – Whisky mit Tradition

Der unabhängige Abfüller Cadenhead’s feiert in diesem Jahr sein 175jähriges bestehen. Gegründet 1842 von William Cadenhead befindet sich die Firma mittlerweile im Besitz von J & A Mitchell aus Campbeltown, die bekannt für ihre Marken Springbank, Longrow und Hazelburn ist. Das Cadenhead’s Sortiment beschränkt sich jedoch bei weitem nicht auf Abfüllungen dieser Marken, wovon ich mich bei einem Besuch im Shop in Köln selbst überzeugen konnte.

In dem gemütlichen Ladenlokal an der Luxemburger Straße empfängt Markus Müller seine Kunden. Er und sein Geschäftspartner Gregor Nacke betreiben nunmehr im 17. Jahr ihren Cadenhead’s Whisky Market in Köln. Sie waren damit die ersten auf dem kontinentaleuropäischen Festland, die in Partnerschaft mit dem schottischen Abfüller einen Shop eröffneten. Und sie stehen bis heute hinter diesem Konzept. „Cadenhead’s hat uns schon immer mit hervorragenden Abfüllungen überzeugt“, erzählt mir Markus Müller.

Nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert und mit Altersangabe präsentiert der unabhängige Abfüller vorwiegend ausgewählte Einzelfassabfüllungen. Cadenhead’s steht für naturbelassene Whiskys mit Tradition. „Ich kenne einfach keinen Abfüller, der so viel Wert auf Tradition legt und es zugleich schafft, über Jahre hinweg konstant eine ausgezeichnete Qualität abzuliefern. Dies wissen unsere Kunden zu schätzen.“ Man merkt Markus sofort an, dass er mit Herzblut dabei ist und voller Überzeugung sagt:

„Wir verkaufen ehrlichen Whisky“

In dem beeindruckenden Regal, mit zum Teil unverkäuflichen Raritäten, zeigt Markus mir die Bandbreite seines Sortiments. Zum Herzstück gehören dabei Whiskys aus der „Authentic Collection“ – Einzelfassabfüllungen schottischer Malt-Whiskys aus unterschiedlichen Brennereien, stets mit Angabe des Jahrgangs, in welchem der Whisky gebrannt wurde sowie mit einer Angabe zum Alter. Die Abfüllungen sind limitiert und häufig deutlich älter als 20 Jahre. Selten habe ich so viele Whiskys mit hohem Alter in dieser Bandbreite gesehen. Markus führt dies auf ein stets gutes Fassmanagement und gute Beziehungen zurück, die es Cadenhead’s auch heute noch erlauben, ihren Kunden ältere Abfüllungen in größerer Zahl zu präsentieren.

Neben der „Authentic Collection“ führt Cadenhead’s u.a. noch die Reihe „Chairman’s Stock“ mit goldenem Etikett. Hierbei handelt es sich um seltene Raritäten, wie beispielsweise einem Dufftown aus dem Jahr 1978, 31 Jahre alt, oder etwa einem Tomintoul aus dem Jahre 1985, 26 Jahre alt – beide sogar durchaus noch zu einem akzeptablen Preis. Die Abfüllungen beschränken sich allerdings nicht nur auf Schottland. Unter dem Label „Cadenhead’s World Whiskies“ werden auch Whiskys anderer Länder abgefüllt. Das Kernsortiment stellen jedoch weiterhin naturbelassene schottische Single Malts dar.

Limitierte Abfüllungen von Cadenhead’s

Als während meines Besuchs dann doch eine Kundin aus dem angelsächsischen Sprachraum nach einem deutschen Whisky fragt, greife ich das Thema kurz auf und erkundige mich bei Markus danach, was er denn von den deutschen Produzenten hält. Sein Urteil fällt nicht besonders milde aus: „Die Qualität deutscher Whiskys ist zu 90% nicht überzeugend. Bei den restlichen 10% stimmt einfach das Preis-/Leistungsverhältnis nicht. Wenn ich an deutschen Whisky denke, dann fällt mir immer James Cagney in einem meiner Lieblingsfilme „The roaring twenties“ ein, als dieser mit seinem Whisky-Lieferanten nicht zufrieden ist und sagt: „dann brenne ich eben selbst Whisky“. Mal eben so Whisky zu brennen funktioniert einfach nicht. Um guten Whisky herzustellen benötigt es Erfahrung, ein gute Fässer und vor allem eine gute Brennanlage. Nicht umsonst setzen die Schotten auf dicke bauchige Brennblasen aus Kupfer.“

Wenden wir uns also wieder den hauseigenen Abfüllungen zu. Sehr schön sind die im Shop befindlichen Living Casks mit Maltwhiskys aus verschiedenen Regionen Schottlands (Islay, Highlands, Lowlands und Campbeltown), welche direkt vor Ort abgefüllt werden – in Fassstärke versteht sich. Dazu gibt es noch ein Rumfass. Bei Living Casks wird das Fass einfach immer wieder aufgefüllt und ist damit quasi nie leer. Vergleichbar ist dies mit dem aus der spanischen Sherry-Produktion bekannten Solera Verfahren. Durch immer wiederkehrendes Auffüllen des Fasses ändert sich fortlaufend auch das Aroma des Inhalts. Deshalb können Abfüllungen Monate später völlig anders schmecken, als diejenigen, die sich heute im Fass befinden. Ich hatte die Gelegenheit, zwei hiervon zu probieren und zwar den Islay from the cask mit 58% vol. und den Highland from the cask mit 58,5% vol. Wie der Name schon sagt handelt es sich bei dem einen um ein Living Cask ausschließlich mit Malt Whiskys von der Insel Islay und bei dem anderen ausschließlich um Highland Whiskys. Der Highland Blend überzeugt mit einer schönen Vanillenote, Karamell, Fudge, ein wenig Rosine und floralen Noten. Dagegen wird die Abfüllung aus dem Islay Living Cask von einer schönen Rauchnote getragen, weniger phenolisch, eher Lagerfeuer und geräucherter Speck, ein wenig Vanille, Zitrus, leicht würzig. Die Fassstärke verleiht beiden Whiskys einen kräftigen Antritt und einen langen Nachklang.

Living Casks im Cadenhead’s Shop

Ich bedanke mich bei Markus für den netten Empfang und die Zeit die er mir gewidmet hat. Wer sich einen Überblick über das aktuelle Sortiment verschaffen will sollte einmal auf der Homepage von Cadenhead’s nachsehen oder am besten direkt in Köln vorbeischauen. Wie zuletzt im Netz zu lesen war, wird der Shop in Köln auch bis auf Weiters als einziger in Deutschland verbleiben. Die Partnerschaft in Berlin wurde angeblich mit dem dortigen Besitzer beendet.

Björn Bachirt

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