Zur Adventszeit: Mackmyra Skördetid

Die schwedische Brennerei Mackmyra bringt regelmäßig eine Seasons Edition raus. Zum Herbst erschien, wie passend, der Skördetid – die Erntezeit. Auf der Inter Whisky durfte ich ihn erstmals probieren und mir war schon dort klar, es musste eine zweite Runde eingeläutet werden, denn gewissen Dinge brauchen einfach Zeit und Muße. Der Herbst ist zwar nunmehr in den Winter übergangen, aber dennoch passt der Skördetid auch zur vorweihnachtlichen Adventszeit. 

Als die Schweden anfingen, Single Malt herzustellen

Pot Still bei Mackmyra

Schweden ist ja nicht unbedingt für seine Whiskytradition bekannt. Warum eigentlich nicht? Die Voraussetzungen sind doch nicht schlecht: es gibt jede Menge frisches Quellwasser, ausgedehnte Wälder und Gerstenfelder. Das dachten sich 1998 wohl auch acht Studenten des Royal Institute of Technology, als sie nach einer Skitour in ihr Wintersport Resort einkehrten und den Tag mit ein paar Flaschen Single Malt ausklingen ließen. An diesem Abend entstand die Idee, Single Malt Whisky auch in Schweden herzustellen. Nachdem man verschiedene Rezepturen ausprobiert hatte, waren die Gründer schließlich 2002 soweit, in Produktion zu gehen, worauf sodann im kleinen Örtchen Mackmyra, südlich von Gävle, die erste Destillerie entstand. Produziert wird auf schottischen Pot-Stills der Firma Forsyth’s aus Rothes. 2011 entstand eine weitere Destillerie nur etwa 10 Kilometer von dem bisherigen Standort entfernt.

Mittlerweile ist die Brennerei soweit, dass sie in diesem Jahr erstmals einen 10jährigen Single Malt in ihr Sortiment aufnehmen konnte. Man darf also sagen, die Jungs haben es geschafft.

Besonders Interessant: Seit 2014 befindet sich auf Gut Basthorst, unweit der Hamburger Stadtgrenzen, das erste Fasslager der Brennerei außerhalb Schwedens. Lager und angeschlossener Showroom können besichtigt werden.

Skördetid: Die Erntezeit

Zum ersten Mal präsentiert Mackmyra nun einen Whisky mit einem Amarone-Finish. Nach eigenen Angaben reifte dieser Single Malt sechs Monate in First Fill Ex-Masi Costasera Amarone Fässern mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern nach. „Vaio dei Masi“ heißt das kleine Tal, welches von der Boscaini-Familie Ende des 18. Jahrhunderts erworben wurde und dem Unternehmen seinen Namen verlieh. Heute leitet Sandro Boscaini das Weingut Masi. Der Erzeuger legt dabei besonderen Wert darauf, ausnahmslos hochwertige Weine aus vorwiegend einheimischen Rebsorten herzustellen.

Amarone ist ein italienischer DOCG-Wein (Denominazione di Origine Controllata e Garantita, ital. für kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung). Es handelt sich nicht um einen aufgespritteten Likör-, sondern um einen trockenen Rotwein. Die Weintrauben kommen direkt nach der Ernte zur Trocknung auf Holzgestelle und werden auf gut belüfteten Dachböden oder Lagerräumen zwei bis vier Monate getrocknet, bis sie etwa ein Drittel, manchmal sogar die Hälfte ihres Gewichtes verloren haben (auf italienisch: „Appassimento“ (Schwund)). Während bei diesem Vorgang vor allem Wasser verdunstet, bleiben Säure, Zucker und Extrakte erhalten und werden zunehmend stärker konzentriert. Schließlich werden die Trauben, nun schon fast zu Rosinen geschrumpft, gekeltert, wodurch der Wein seine charakteristische Süße erhält. Diese Eigenschaften sollte sich also auch in dem Whisky wiederfinden, ohne diesen direkt völlig zu vereinnahmen.

Mackmyra Skördetid, 46,1% vol., keine Altersangabe

Für die Reifung des Skördetid kamen insgesamt fünf verschiedene Fässer zum Einsatz: First Fill Ex-Masi Costasera Amarone, First Fill Bourbon und First Fill Oloroso Sherryfässer. Ferner First Fill American Oak mit PX Sättigung und First Fill 30 Liter Fässer, in denen zuvor Mackmyra Reserve lagerte.

Auszeichnungen lassen mich grundsätzlich unbeeindruckt, zumal nicht immer nachvollziehbar ist, wie solche Wertungen letztlich zustande kommen. Dennoch sei an dieser Stelle gesagt, dass der Skördetid beim C2C Spirits Cup 2017 eine Goldmedaille erhielt. Bei diesem Wettbewerb (C2C = consumer to consumer) werden die eingereichten Spirituosen immerhin von Verbrauchern im Bilndtasting verkostet und bewertet. Name, Marketing, Verpackung usw. sollen bei der Bewertung also keine Rolle spielen.

Notes:

Die Farbe weist einen leichten Rotstich auf, bis hin ins ockerfarbene. Der Whisky ist nicht gefärbt.

In der Nase machen sich direkt angenehme Weinnoten bemerkbar. Dunkle frische Trauben, zugleich aber auch eine Süße von Rosinen und getrockneten Pflaumen. Sehr ansprechend. Neben diesen fruchtigen Noten ergänzen vor allem kräutrige Aromen (ich meine es ist Rosmarin) den ersten Eindruck. Ein wenig Eiche, Malz, Zimt und ich meine auch ein Hauch von Bitterschokolade runden den Gesamteindruck ab.

Am Gaumen zeigt sich eine cremige Textur, sehr geschmeidig, anfänglich tatsächlich etwas weniger kräftig, als ich ihn in Erinnerung hatte, schiebt er dann doch ordentlich an. Wieder mit ein wenig Säure, Weintraube, Rosine, dunklen Beeren, sehr kräutrig mit  einer leichten Bitterkeit und Eichenwürze. Schönes Wechselspiel aus Säure und Süße.

Der Nachklang ist mittellang, trockener werdend, aber immer noch mit einer sehr angenehmen Würze und einem leichten Hang zur Bitterkeit.

Fazit:

Ein wirklich spannender und leckerer Single Malt Whisky. Wer Weinnoten in einem Whisky zu schätzen weiß, der sollte diesen hier auf jeden Fall einmal verkosten.

Björn Bachirt

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