Zu Besuch bei Schlumberger und Gespräch mit Andrea Caminneci

Auf den Spuren bekannter Marken wie Benromach oder Kavalan habe ich Schlumberger – A Dram for Everyone besucht und mich mit dem Verkaufsleiter für Whisky, Andrea Caminneci, über die künftigen Abfüllungen von C&S Dram, der Entwicklung von Schlumberger und der Branche unterhalten. Am Ende gibt es noch Verkostungsnotizen zum Benromach 35 Jahre von Gordon & MacPhail. 

Als ich mit dem Schreiben begann, wollte ich einen der ersten Artikel über den unabhängigen Abfüller C&S Dram und Andrea Caminneci verfassen. Dann erfuhr ich aus einer Pressemitteilung, dass Andrea seine Firma Wine & Spirit Partner aufgegeben hatte. Allerdings war ich mir sicher, dass jemand mit einem derartigen Erfahrungsschatz und einem interessanten Portfolio im Gepäck doch irgendwie der Branche erhalten bleibt. Es dauerte dann auch nicht allzu lange bis zu lesen war, dass Andrea wieder zur Schlumberger Vertriebsgesellschaft zurückkehrt, um dort die vakante Stelle als Verkaufsleiter für die Sparte Whisky zu besetzen. Ein wenig überraschend war vielleicht, dass er sich ausgerechnet Schlumberger ausgesucht hatte, wo er von 2000 bis 2004 schon einmal beschäftigt war.

„Die damalige Ausrichtung von Schlumberger hatte Tendenzen die mir nicht so gefallen haben, darum beschloss ich lieber etwas eigenes zu machen. In der Zwischenzeit hat sich die Firmenpolitik aber wieder geändert, so das ich mit vollem Engagement dabei sein kann. Ich meldete mich deshalb im Herbst letzten Jahres per Email bei der Geschäftsführung und fragte an, ob sie an Manpower, Portfolio und Erfahrung interessiert seien. Eine halbe Stunde später erhielt ich eine Einladung zu einem Gespräch. Wir konnten uns dann recht schnell über eine erneute Zusammenarbeit verständigen, so das ich seit dem 01. Oktober 2017 wieder als Verkaufsleiter für Schlumberger tätig bin.“

Schlumberger Team auf der Finest Spirits München

Neues von C&S Dram

Seine Marke C&S Dram hat Andrea mit zu Schlumberger genommen. In diesem Jahr dürfen sich Whiskyliebhaber über Neuerscheinungen freuen, denn Andrea hat Anfang Januar eine Reihe von Fässern abfüllen lassen.

So erscheinen in der C&S Dram Collection ein 5jähriger Glen Ord in Fassstärke mit 61,0% vol., gereift in einem Bourbon Barrel, der mit seinen hellen Fruchtnoten, frischen Kräutern und floralen Anklängen, Liebhaber klassischer Highland Malts ansprechen dürfte. Daneben wird ein 5jähriger Dailuaine, ebenfalls aus einem Bourbon Barrel und abgefüllt mit 62,0% vol. erscheinen, welcher intensive dunkle Fruchtnoten, Ingwer und Toffee versprechen soll. Zu den Bourbonfass gereiften Einzelfassabfüllungen reiht sich ferner ein 9jähriger Fettercairn ein, abgefüllt mit 57,1% vol. – Heidekraut, Gewürze, frische Holznoten und exotische Früchte lassen auf ein vielschichtiges Aromenprofil schließen. Die C&S Dram Collection komplettiert ein 7 Jahre alter Glen Garioch, Bourbon Barrel, 60,2% vol., der mit Aromen von dunklem Honig, Brombeeren und Zuckerrübensirup die Genießer überzeugen soll.

Die Freunde kräftigen Torfrauchs dürften sich für einen C&S Dram Ruad Maor, ein 8 Jahre alter Glenturret, erwärmen können, abgefüllt mit  47,5% vol., der neben einem intensivem kräftigen Raucharoma, Heidekraut und fruchtige Süße bietet. Alle Einzelfassabfüllungen liegen bei ca. 50,00 € (0,7 Liter) oder sogar geringfügig darunter und sind damit preislich absolut attraktiv gestaltet.

Das Flaggschiff bildet in der C&S Dram Senior Reihe ein 20jähriger Glenlossie, abgefüllt mit 55,0% vol. Nach der offiziellen Beschreibung sollen eingekochte Pflaumen, Brombeeren und Karamell den Genießer für sich einnehmen.

Klingt doch insgesamt sehr vielversprechend. Es freut mich, dass die Marke C&S Dram weiterlebt. Gerade in Zeiten, in denen sich die Preisschraube scheinbar immer weiter nach oben dreht, überzeugte C&S Dram bislang immer mit Abfüllungen, die auch ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis im Blick hatten. Andrea Caminneci verspricht, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.

KAVALAN auf der Überholspur

Neben C&S Dram zählen zum Sortiment von Schlumberger derzeit ferner die Marken Benromach, KAVALAN, Penderyn, Blanton’s, Spey, Morrison and Mackay und SpreeWood Distillers. Besonders die taiwanesische Marke KAVALAN hat in den letzen Jahren für viel Aufsehen gesorgt, wuchs in Rekordzeit, wurde mit Auszeichnungen überschüttet und stieg im Zuge des Erfolgs auch preislich kräftig an.

„Es ist schon erstaunlich, wie man dort mit Willen, Hartnäckigkeit und scheinbar unbegrenzten Geldmitteln in kürzester Zeit das aufgebaut hat, wofür die schottische Whiskyindustrie 500 Jahre brauchte. Das Klima und die schnelle Reifezeit spielen KAVALAN natürlich in die Karten. Und wenn du dir über Investitionen keine Gedanken machen musst, weil hinter dir mit der King Car Group ein Mischkonzern steht, der dich mit frischem Kapital ausstatten kann, ist das sicherlich nicht von Nachteil. Man darf es aber nicht darauf reduzieren. KAVALAN bietet ein exzellentes Produktportfolio, was nicht zuletzt auf ein hervorragendes Fassmanagement zurückzuführen ist.“

Für das Fassmanagement engagierte man keinen Geringeren als den leider im Jahre 2017 verstorbenen Dr. Jim Swan, der gerne auch als „the Einstein of whisky“ bezeichnet wird. Er war u.a. bei Lindores Abbey, Penderyn, der Speyside Distillery, Kilchoman und jüngst beim Bau der Destillerien Clydeside und Annandale beratend tätig.

„KAVALAN hat das Fassmanegement sehr konsequent und kompromisslos umgesetzt. Sie benutzen ausschließlich First-Fill oder Second-Fill Fässer und schicken ihre Mitarbeiter in die besten Bodegas und Weingüter auf der ganzen Welt, um dort Fässer einzukaufen. Bei der Qualität macht KAVALAN keine Abstriche. Natürlich sind die Einzelfassabfüllungen aus der Solist-Reihe im oberen Preissegment angesiedelt, aber ich sage den Leuten dann immer, wer KAVALAN wirklich erleben will, wer wissen will, was KAVALAN wirklich ausmacht, der sollte mit dem King Car Conductor anfangen – lang anhaltend, sanft, Vanillenoten, komplexe exotische Fruchtaromen. Ein toller Single Malt und preislich absolut attraktiv.“

KAVALAN Brennerei

Um die Branche muss man sich derzeit ohnehin keine Sorgen machen:

„Auf der einen Seite ist zu beobachten, dass gerade bei besonders starken Marken der Preis offenbar keine Rolle mehr zu spielen scheint. Auf der anderen Seite kommen zahlreiche neue unabhängige Abfüller auf dem Markt, die den Fokus auf eher unbekannte Brennereien legen, von denen es preislich noch attraktive Fässer guter Qualität gibt. Ich persönlich beobachte derzeit sehr gespannt die Entwicklungen bei Morrison & MacKay, wo der Schwerpunkt von der ursprünglichen Likörproduktion sich längst zum Whisky verlagert hat. Mit den Serien Càrn Mòr Strictly Limited und Celebration of the Cask ist man im Single Cask, Selected Cask Vatting Bereich sehr stark aufgestellt. Als Dauerbrenner etabliert sich die Blended Malt Serie „Old Perth“ und die „Regional Single Malts“ mit Big Strand, Kirkwall Bay und RiverFlow erobern seit gut einem Jahr mehr und mehr Fans. Seit dem 01.11.2017 wird in der Aberargie Distillerie auch eigener Whisky destilliert, geplant ist auschließlich mit Golden Promise Gerste aus eigenem Anbau zu arbeiten. 120 Hektar Gerstenfeld finden sich direkt hinter der Destille. Auch sehr interessant ist, was Mossburn Distillers sowohl in der gleichnamigen Destille in den Borders, als auch bei der Torabhaig Brennerei auf Skye entwickeln. Da kommt so einiges auf uns zu, und das schneller als viele denken.“

Gebäude Morrison and Mackay

A Dram for Everyone

Seit Andrea Caminneci erneut hauptverantwortlich bei Schlumberger für die Verkaufsparte Whisky zuständig ist, tritt die beliebte Spirituose auch wieder mehr in den Vordergrund.

„Ich möchte, dass wir in der Sparte Whisky ein schärferes Profil bekommen. Deshalb möchte ich, dass die Marke Schlumberger wieder deutlicher mit Whisky in Zusammenhang gebracht wird. Einer Mitarbeiterin fiel dazu die Tag-Line: „A Dram for Everyone“ ein. Diese fand ich sehr griffig. Wir kreierten dann ein dazu passendes neues Logo und werden künftig unseren Auftritt auch auf Messen einheitlich danach ausrichten. Wir sind über das Jahr hinweg auf vielen Messen vertreten und die Besucher sollen klar erkennen, wofür Schlumberger steht und welche Marken wir repräsentieren. Natürlich kann es passieren, dass diese Marken auch einmal wechseln, aber Schlumberger bleibt.“

An der Pinnwand hängen bereits die neuen Entwürfe von Künstler Alfred Prenzlow für den künftigen Messeauftritt. Kürzlich kündigte Schlumberger in den einschlägigen Foren zudem an, mit dem Drambassador Programm vermehrt mit Bloggern zusammenarbeiten zu wollen, um neben den Messeauftritten die neuesten Abfüllungen vorzustellen.

„Das wurde aus meiner Sicht in der Vergangenheit viel zu sehr vernachlässigt. Natürlich sind Blogs für uns Online-Multiplikatoren und eine gute Plattform, um Neuerscheinungen vorzustellen. Mir ist aber wichtig zu betonen, dass wir an ehrlichen Meinungen interessiert sind. Gerne darf auch mal Kritik geäußert werden.“

Benromach 35 Jahre

Benromach 35 Jahre

Mit den Verkostungen können wir direkt einmal anfangen, denn zum Abschluss gibt mir Andrea noch ein Sample vom Benromach 35 Jahre, gereift in First-Fill Sherryfässern und abgefüllt mit 43% vol. von Gordon & MacPhail. An einen solchen Malt gehe ich schon mit Respekt ran, denn schließlich ist das was ich hier im Glas habe beinahe so alt wie ich selbst. Fast mein ganzes Leben schlummerte dieser Whisky still in einem Sherryfass.

Eiche, poliertes Holz, Sherry, ein bisschen Leder und dunkle getrocknete Früchte wie Pflaumen, Rosinen und eine wunderbare Karamellsüße strömen mir in die Nase. Voller Körper und dennoch nicht allzu schwer, denn dezente Zitrusnoten machen sich im Hintergrund bemerkbar. Auf einmal kommt ein leicht süß-herbes Aroma nach Rübenkraut und kandierten Orangen durch und dahinter ein kühlendes Minzblatt.

Geschmeidiger sanfter Antritt, Früchtekuchen, Zimt, Orangen, Birne und Sherry. Nach einer Weile am Gaumen tritt doch eine leichte Schärfe hinzu, wie weißer Pfeffer, dazu ein wenig Minze und Zartbtitterschokolade.

Der Nachklang ist lang, immer noch leicht süß und fruchtig, etwas Zimt, Schokolade und nun auch kräftigere Eichennoten. Ruhe, Zeit und Aufmerksamkeit verlangt dieser Malt. Gedanken schweifen lassen und genießen.

Vielen Dank an Andrea Caminneci, dass er trotz seines wie immer vollen Terminkalenders die Zeit für ein Gespräch gefunden hat!

Björn Bachirt

Die Bilder in diesem Artikel wurden mir von der Schlumberger Vertriebesgesellschaft mbH & Co. KG zur Verfügung gestellt.

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1 Kommentar.

  • Stefan Brösel
    21. Februar 2018 11:47

    Danke für den interessanten Einblick und auch einige Blicke hinter die Kulissen! Noch bin ich mit Kavalan jedoch (noch) nicht „warm“ geworden. Nosing war schon mal perfekt, aber Tasting war schwach und doch, m. E., einige Fehlnoten. Aber ich denke ich werde auf den Messen weiterversuchen müssen.

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