Octomore Masterclass Tour 2018

Pünktlich zum Erscheinen des Octomore 08.4 in Deutschland startet in den Laddie Crew Shops die Octomore Masterclass Tour, bei welcher Liebhaber der besonders rauchigen Whiskies die Gelegenheit erhalten, die gesamte Reihe einmal im direkten Vergleich zu erleben, exklusiv präsentiert von Brand Ambassador Ewald J. Stromer.

Nach meinem Bericht über Schlüter’s Genießertreff in Wülfrath (den Artikel findet Ihr hier), lud mich Dirk Schlüter zur Auftaktveranstaltung der Octomore Masterclass Tour 2018 ein. Da musste ich natürlich dabei sein, zumal Tastings mit Bruichladdich Brand Ambassador Ewald J. Stromer einen ausgezeichneten Ruf genießen. Bei einem lebhaften, informativen und kurzweiligen Vortrag präsentierte Ewald nicht nur sämtliche Abfüllungen, angefangen vom Octomore 08.1 bis 08.4, sondern hatte zur Freude der Gäste auch noch zwei Überraschungen dabei.

Für das leibliche Wohl sorgte Stefan Schwarzer mit frischem „Schüttel“Salat, Irish Stew und einer Quarkspeise mit Himbeeren und, na klar, Whisky! Der Schwarze Rabe ist eine Delikatessen-Manufaktur aus Bottrop, die ihre Marmeladen, Chutneys und Senfarten fasst immer mit Whisky, Gin oder Rum veredelt.

Das Octomore Erlebnis

Ocotmore Masterclass ist die erste Serie dieser Abfüllreihe, bei welcher die Whiskies jeweils aufeinander aufbauen sollen und zugleich die drei Säulen von Bruichladdich verkörpern – Terroir, also die Herkunft der Gerste, Alter und Fässer bzw. Fassmanagement mit verschiedenen Rotweinweinfässern, exklusiven Amarone oder Virgin Oak Fässern. Deshalb hatte Ewald J. Stromer die Idee, eine Octomore Erlebnis Reihe zu machen. Wann hat man sonst die Gelegenheit, alle vier Abfüllungen der aktuellen Serie hintereinander im direkten Vergleich zu verkosten (gut, es sei denn, man besitzt sie alle…), dazu noch einen New Make und die Gerste zu probieren, das Produkt also in seiner Entstehung und Vielfältigkeit geschmacklich nachvollziehen und erleben zu können?

„Das Produkt soll Spaß machen. Ich wollte, den Gästen ein Erlebnis präsentieren, eine exklusive Erfahrung all dessen, was Octomore ausmacht.“ – Brand Ambassador Ewald J. Stromer, Februar 2018

Ich denke, dass ist Ewald auch gelungen. Aber von Anfang an…

Bruichladdich – Progressive Hebridean Distillers

Das Tasting begann mit einführenden Worten über die bewegte Geschichte von Bruichladdich.

Gegründet wurde die Brennerei im Jahre 1881 in dem gleichnamigen Dorf, welches seinen Namen wiederum seiner Lage verdankt, denn Bruichladdich leitet sich aus dem gälischen „Bruach a‘ Chladaich“ ab, was so viel bedeutet wie „abschüssiges Ufer“. Die Brüder Robert und William Harvey erbauten dort am Nordufer des Loch Indaal die erste, rein zweckgebundene Destillerie auf Islay. Zweckgebunden bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Brennerei einzig und allein dazu diente, die Blended Industrie mit Whisky zu versorgen. Die gesamte Einrichtung war damals „state of the art“. Kein Bestandteil der Produktion musste in den eigens aus Beton neu errichteten Gebäuden das Haus verlassen. Die gesamte Anlage galt dmals als hochindustriell ausgerichtet und modern.

Die Destillerie blieb mehrere Jahre im Besitz der Gründerfamilie bis sie 1929 das erste Mal stillgelegt wurde. Nach der Wiedereröffnung im Jahr 1938 folgten zahlreiche Besitzerwechsel bis die Brennerei schließlich 1975 in den Besitz von Whyte & Mackay überging. 1995 folgte jedoch wiederum die Schließung.

Es war ein Londoner Weinhändler namens Mark Reynier der zu dieser Zeit begann, sich näher für die Brennerei zu interessieren. Es gibt viele unterschiedliche Versionen darüber, wie Mark zu Bruichladdich kam. Eine davon habe ich in einem lesenswerten Artikel im The New Yorker (Quelle: The New Yorker Spirit Guide – Reinventing a great distillery) gefunden, auf den ich im Zuge dieses Berichts gestoßen bin und der beschreibt, welche Gedanken Mark Reynier seinerzeit umtrieben. Schon seit vielen Jahren hatte es ihm der Whisky aus dem Hause Bruichladdich wegen seiner außergewöhnlichen Komplexität angetan, zumal dieser, im Gegensatz zu den anderen Malts der Insel Islay, nicht getorft war. Mark Reynier beschrieb dies in etwa so:

„It had the elegance, balance, finesse, harmony—everything I’d been brought up to look for in a great wine, and there it was in a spirit.” – Mark Reynier, The New Yorker, 2004

Die Ernüchterung kam dann scheinbar bei einem Besuch auf der Insel Islay. Er selbst hatte erwartet, bei Bruichladdich von einem freundlichen Besitzer empfangen zu werden, mit einer ausgedehnten Besichtigungstour der Destillerie und der Möglichkeit, direkt vor Ort Informationen aus erster Hand zu erhalten, so wie er es eben als Gast auf vielen Weingütern zuvor erlebt hatte. Stattdessen wurde er von einem verschlossenen Tor mit der Aufschrift „Fabrik geschlossen. Keine Besucher“ und einem Arbeiter mit den Worten „F*ck off“ begrüßt. Mark Reynier musste einsehen, dass er hier offenbar nicht als Gast, sondern eher als Eindringling angesehen wurde. Seinen Laddie konnte er dennoch weiter genießen, frei nach dem Motto: „Jetzt erst recht!“

Zur „Rettung“ seines geliebten Whiskys spann er nämlich einen kühnen Plan – die Destillerie zu kaufen. Von da an schrieb er jedes Jahr an die Besitzer, erhielt jedoch fortlaufend Absagen, bis man sich im Jahr 2000 dann doch auf einen Kaufpreis von 6,7 Mio. Pfund einigen konnte. Nun ist es nicht so, dass die Banken gerade Schlange stehen, um Neugründungen von Destillerien oder Übernahmen zu finanzieren. Die Bank of Scotland erklärte sich immerhin bereit, 2,5 Mio. Pfund zur Verfügung zu stellen, wenn Mark Reynier den restlichen Betrag von 4,2 Mio. Pfund aufbringt. Also schrieb er wohlhabende Kunden seines Weinhandels und diejenigen an, welche auf Islay Land besaßen, um das nötige Kapital aufzubringen. Ein Drittel des benötigten Geldes kam schließlich von Islay und mehr als die Hälfte aus den übrigen Teilen Schottlands. Einer der ersten Shareholder war beispielsweise Gordon Wright, kein Geringerer als Besitzer der Springbank Destillerie in Campbeltown.

Zusammen mit Simon Coughlin und Master-Distiller Legende Jim McEwan, der zuvor 38 Jahre bei Bowmore beschäftigt war, stellte Mark Reynier alle Konventionen in Frage und führte beispielsweise Begriffe wie „Terroir“ ein, die man zuvor nur aus dem Weinanbau kannte. Dieser progressive Ansatz findet sich nun auch im Namen „Progressive Hebridean Distillers“ wieder. Am 27.05.2001 wurde erstmals seit der Schließung wieder destilliert.

The Botanist – Islay Dry Gin

Für Aufsehen sorgte sicherlich die Meldung im Jahr 2012, dass Bruichladdich an den Konzern Remy Cointreau verkauft werden soll. Zuvor waren bereits hin und wieder Übernahmeangebote bei den Besitzern eingegangen, welche der Führungsriege aber nicht gefielen. Man wollte zudem seine Unabhängigkeit wahren. Es drängten sich allerdings längst notwendige Investitionen zur Instandhaltung und zum Ausbau der Lagerkapazitäten auf. Zudem traten zwischen 2001 und 2012 gelegentlich Schwierigkeiten mit Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter auf, die mit der Vergabe von Anteilen an der Destillerie aufgewogen wurden.

Remy Cointreau waren die Ersten, die mit einer Vision an die Sache herangingen, so dass sich die Anteilseigner schließlich für einen Verkauf in Höhe von 58 Mio. Pfund entschieden, wovon nicht nur die Besitzer profitierten sollten. Remy Cointreau hat seitdem einen weiteren Millionenbetrag in die Brennerei investiert, neue Lagerhäuser gebaut und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Eine eigene Mälzerei ist in Planung. Die Entscheidungen über das Produkt werden den vor Ort handelnden Personen überlassen, nach dem Ausscheiden von Mark Reynier und Jim McEwan, vornehmlich Simon Coughlin, Produktionsleiter Allan Logan und Master Distiller Adam Hannett. Eine Erhöhung der Produktionskapazität ist für Remy Cointreau auch weiterhin kein Thema.

Bruichladdich ist heute mit 92 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber auf der Insel Islay und, wenn man nur die einzelne Destillerie betrachtet, zugleich die schottische Brennerei, welche die meisten Arbeitnehmer beschäftigt. Mit den an die Brennerei angeschlossenen Farmen hängen wirtschaftlich insgesamt ca. 1.000 Bewohner der Insel direkt oder indirekt mit der Brennerei zusammen. Dabei soll auch das soziale Engagement nicht unerwähnt bleiben. Einen Teil des Gewinns wird in soziale Projekte investiert. Zudem beschäftigt die Brennerei eine Vielzahl von Mitarbeitern mit geistiger oder körperlicher Behinderung.

Während der interessanten Einführung über die Gesichte der Destillerie mussten die Gäste im Übrigen nicht auf dem Trockenen sitzen, denn es gab zur Begrüßung und Begleitung des Vortrages mit dem „The Botanist“, veredelt mit 22 Botanicals von der Insel Islay, einen lecker gemixten Gin-Tonic. Auch deshalb keine schlechte Idee, weil die Geschmacksknospen doch immer recht heftig auf den ersten Dram des Abends anspringen. So werden diese wenigstens schon einmal auf die bevorstehende Verkostung „kalibriert“.

2017er Octomore New Make

Ein wirkliches Erlebnis war die Gelegenheit, einen Octomore New Make zu verkosten. Octomore wird einmal im Jahr „in einem Schwung“ destilliert. Im Anschluss daran erfolgt eine ausgiebige Grundreinigung, denn es würde nicht ohne weiteres funktionieren, direkt im Anschluss daran wieder einen ungetorften Laddie zu brennen. Verwendet wird immer die Ernte aus dem Vorjahr, d.h. in der aktuellen Serie wurde Gerste aus dem Jahr 2016 verwendet.

Die Teilnehmer dürfen die Gerste auch direkt probieren. In einem kleinen Behältnis befindet sich auf jedem Platz auf einer Seite ungetorfte Gerste die insgesamt sechs Tage mit heißer Luft getrocknet wurde und rechts daneben getofte Gerste mit einem Phenolgehalt von 106 ppm. Die ungetorfte Gerste ist leicht süß und malzig, die getorfte dagegen noch einmal deutlich süßer mit ein wenig BBQ und Speck. Sehr interessant. Keine Spur von medizinischen Noten nach Mullbinden oder verbrannten Autoreifen.

Octomore OBA Abfüllung und Octomore New Make

Am meisten überrascht hat mich der New Make. Ich hätte hier besonders starken Rauch, weil eben noch nicht durch jahrelange Fassreifung abgebaut, und eine alkoholische Note in der Nase erwartet. Im Gegenteil! Der Rauch ist äußerst mild, zeigt sich allenfalls in einer leichten Specknote, sehr cremig, erdig und ein wenig kräutrig. Es dominieren eher helle Früchte wie Birne und Zitrone mit einer ausgeprägten Malzigkeit. Der Alkohol ist in der Nase kaum wahrnehmbar. Einfach faszinierend.

Auch am Gaumen ist der New Make sehr malzig, ölig bis cremig, mit leichter Zitrusnote und einem frischen Minzblatt. Jetzt ist aber auch der Alkohol da, prickelnd, leichte Schärfe – gut, irgendwo müssen die 68,2% vol. ja versteckt sein. Habe sie gefunden…

Der Nachklang ist eher kurz, eine leichte pfeffrige Schärfe und eine frische malzige Note bleibt. Eine sehr interessante Erfahrung. Ewald erklärt den Teilnehmern in diesem Zusammenhang auch, dass von dem Rauchgehalt der Gerste nach Maischen, Fermentation und Destillation zwischen 10% und 30% im Destillat übrig bleiben.

Octomore 08.1 und die Frage, wer hat den torfigsten Whisky?

Nach dem New Make geht es weiter mit der Verkostung des Octomore 08.1, welcher zu 100% in 1st-Fill-Bourbon Fässern reifte, zunächst getrennt in Fässern die aus den Brennereien Buffalo-Trace, Clermont-Springs (Jim Beam), Four Roses, Heaven Hill und Jack Daniels stammen und anschließend zu einem Batch vermählt wurden. Dieser Octomore ist acht Jahre alt und wurde mit 59,3% vol. abgefüllt, nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert. Die verwendete Gerste wies nach dem Trocknen einen Phenolgehalt von 167 ppm auf.

Anfänglich dominanter Rauch mit Asche, Holzkohle und ein wenig BBQ. Während sich die Nase allmählich an den Rauch gewöhnt tritt ein kräftiges Vanillearoma in den Vordergrund, Vanillepudding und Vanillecreme, grüner Apfel, Melone, frische Zitrone, Mandel und ein wenig Marzipan. Ach, ich mag halt 1st- Fill-Bourbon Reifungen, deshalb war der 08.1 bislang auch mein Favorit in der Reihe. Mal sehen, ob sich das heute ändert. Er profitiert jedenfalls davon, wenn man ihm eine Weile Zeit im Glas lässt. Er wirkt dann noch harmonischer, runder. Die 59,3% vol. sind erstaunlicher Weise kaum wahrnehmbar. Was für eine Gefälligkeit.

Am Gaumen dann aber ein deutliches Prickeln, sehr süß, Vanille, Marshmallow, Zitrone, dazu eine leichte Pfefferschärfe die sich auch im langen Nachklang mit Vanille, Apfel und Lackritz fortsetzt. Hier kommt nun auch der Rauch wieder stärker durch.

Ich war bislang der Meinung, dass ihm Wasser nicht besonders gut bekommt, sondern eher zu einem Verlust an Aromen führt. Heute mache ich allerdings erstaunlicher Weise die Erfahrung, dass er mit Wasser noch einmal deutlich cremiger wird, das Vanillearoma und die Fruchtigkeit werden betont und eine leicht florale Note kommt hinzu. Der Raucht tritt etwas in den Hintergrund.

Handelt es sich nun bei den Octomore Whiskies um die torfigsten der Welt? Wieso eigentlich diese Jagd nach immer höheren ppm Zahlen, die letztlich doch nichts darüber aussagen, wieviel Rauch nun im Whisky am Ende übrig bleibt und schon gar nichts darüber, wie er denn nun schmeckt?

„Jim McEwan, wollte wieder den ursprünglichen Islay Malt kreieren, bei dem die Gerste ausschließlich über Torfrauch getrocknet wird. Stark rauchig mit unverwechselbarem Charakter. Deshalb ließ er die Gerste eine Woche über Torffeuer trocknen, so wie es sonst keine andere Brennerei macht. Das brachte uns dazu, den Phenolgehalt zu messen und ihn direkt auf die Flasche zu schreiben.“ – Ewald J. Stromer, Februar 2018

Interessant zu erfahren war, dass der verwendete Torf nicht von der Insel Islay stammt, sondern aus den Highlands auf dem Festland, weil dieser weniger Bestandteile an Jod und Seetang aufweist. Verwendet wird die zweite Torfschicht, in der sich am meisten Phenole befinden. Der Torf wird dann drei Monate zum Trocknen ausgelegt, bevor er für die Befeuerung des Kilns verwendet wird.

Octomore 08.2 und die drei Säulen von Bruichladdich

Nach einer kleinen Pause, die mit den bereits angesprochenen Köstlichkeiten von Stefan Schwarzer versüßt wurde, ging es weiter mit dem Octomore 08.2, welcher sechs Jahre separat in französischen 2nd-Fill-Sauternes und Mourvedrefässern (fränzösische Rotweinsorte) sowie in österreichischen Süßweinfässern reifen durfte, bevor diese anschließend vermählt wurden. Nach der Vermählung erhielt dieser Single Malt allerdings zusätzlich noch einmal eine zweijährige Reifung in italienischen 1st-Fill Amaronefässern. Insgesamt reifte dieser Octomore acht Jahre und wurde mit 58,4% vol. abgefüllt. Der Phenolgehalt der verwendeten Gerste betrug ebenfalls 167 ppm.

Amarone ist ein italienischer DOCG-Wein (Denominazione di Origine Controllata e Garantita, ital. für kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung). Es handelt sich nicht um einen aufgespritteten Likör-, sondern um einen trockenen Rotwein. Die Weintrauben kommen direkt nach der Ernte zur Trocknung auf Holzgestelle und werden auf gut belüfteten Dachböden oder Lagerräumen zwei bis vier Monate getrocknet, bis sie etwa ein Drittel, manchmal sogar die Hälfte ihres Gewichtes verloren haben (auf italienisch: „Appassimento“ (Schwund)). Während bei diesem Vorgang vor allem Wasser verdunstet, bleiben Säure, Zucker und Extrakte erhalten und werden zunehmend stärker konzentriert. Schließlich werden die Trauben, nun schon fast zu Rosinen geschrumpft, gekeltert, wodurch der Wein seine charakteristische Süße erhält.

Die Amaronefässer werden für den Octomore allerdings komplett entleert, also trocken befüllt. Es befinden sich keine Rückstände des Weins mehr im Fass. Mit dieser ausgeprägten Weinfassreifung folgt der 08.2 seinen Vorgängern, die ebenfalls die Ziffer 2 trugen, denn es handelt sich dabei immer um ein besonderes Fassexperiment. Hier sollen die drei Säulen von Bruichladdich, Terroir, Alter und Fassreifung wieder zum tragen kommen.

Der Octomore 08.2 fällt betont fruchtiger aus als der 08.1, dazu mit einer deutlichen Karamellsüße, dunkle Früchte, Datteln, Feigen, ein wenig Anis, Walnüsse, Mandeln und leichte Röstaromen. Ein kräftiger süßer Antritt am Gaumen, cremig und vollmundig. Nach meinem Eindruck kommt besonders das Sauternes-Fass schön durch. Die fruchtigen Fassaromen verbinden sich mit einem aschigen Raucharoma, gebräuntem Toast, Brombeere, dunkle Weintrauben, Kirschen sowie Anklänge einer Zartbitterschokolade.

Der Nachklang ist lang, Rauch, Asche und süße Kirschen. Gefällt mir sogar noch einen Tick besser als der 08.1. Sehr elegante Weinfassreifung.

Ohnehin wird bei Bruichladdich sehr viel Wert auf die Qualität der Fässer gelegt. Zum Einsatz kommen ausschließlich 1st-Fill, 2nd-Fill und 3rd-Fill Fässer bzw. nur Fässer, die maximal 25 Jahre befüllt werden. Wer einmal vor Ort ist, erkennt die Fässer an der Bemalung. 1st-Fill Fässer erhalten keine Bemalung auf dem Deckel, 2nd-Fill Fässer werden dagegen mit weißer Farbe bemalt, während 3rd-Fill Fässer die offizielle Farbe der Brennerei „Aqua“ (gerne auch mal als türkis bezeichnet) aufdem Deckel erhalten.

Octomore 08.3 und die Frage, woher kommt die Gerste?

Wir haben heute Abend nun oft gehört, dass die Herkunft der Gerste für Bruichladdich eine besondere Rolle spielt. Das Erbe von Mark Reynier ist auch heute noch in dem Satz

„We believe terroir matters“

klar erkennbar.

Nirgendwo deutlicher findet sich dies in der aktuellen Octomore Reihe wieder, als im 08.3 Islay Barley. Die Gerste der Sorte Oxbridge stammt von einer einzigen Farm und dort von einem einzigen Feld und aus einem Jahrgang. Insgesamt sind 14 Farmen auf der Insel Islay an die Brennerei angeschlossen. Der bekannteste Farmer ist sicherlich James Brown. Der ehemalige Leuchtturmwächter, Polizist und Hammerwerfer besitzt Ländereien auf dem ehemaligen Gelände der Octomore Brennerei, deren Namensrechte Bruichladdich erworben hat. Er besitzt zudem eine der größten Cattle-Rinder Herden der Insel und gilt als einer der besten Piper auf Islay.

Der Octomore 08.3 reifte fünf Jahre lang zu 56% in ehemaligen Bourbonfässern sowie zu 44% in europäischen Eichenfässern (ex-Pauillac, -Ventoux, -Rhone und -Burgund). Abgefüllt wurde er mit 61,2% vol. Der Phenolgehalt der Gerste betrug 309 ppm.

Ein volles, süßes und kräftiges Eichenaroma steigt in die Nase auf. Karamell, Malzzucker, Teig, Kirsche, Pfirsich – elegante, fruchtige Eichenfassreifung. Kräftig, volles Eichenaroma auch am Gaumen, Kirsche, Erdbeere, leichte Bitterkeit und ein wenig Salz.

Im Nachklang wieder deutlich mehr Rauch und florale Aromen nach Rosenwasser und Veilchen, nicht allzu schwer, eher wie ein leichtes Parfüm, allerdings nicht so ganz mein Geschmack.

Octomore 08.4 und die Frage: Wieviel frisches Holz darf es sein?

Das Konzept des 08.4 basiert auf der Verwendung von Virgin Oak Fässern, also solchen, in denen zuvor noch keine andere Flüssigkeit, sei es nun eine Spirituose oder Wein, lagern durfte. Nun besteht hier durchaus die Gefahr, dass die Kombination aus kräftigem Rauch und frischem Holz zu dominant ausfällt und das Destillat förmlich erschlägt. Adam Hannett ging bei dem 08.4 einen Mittelweg. Nur 20% wurde in Virgin Oak Fässern gereift, während die übrigen 80% ihre Zeit in ehemaligen First-Fill Bourbonfässern verbringen durften bevor sie dann in neue europäische Eichenfässer umgefüllt wurden, in denen zuvor der Octomore 07.4 reifte. Die Reifedauer betrug insgesamt acht Jahre. Abgefüllt wurde er mit 58,7% vol.. Der Phenolgehalt der verwendeten Gerste betrug diesmal 170 ppm.

Auch hier ein volles kräftiges Eichenaroma, poliertes Holz, Leder, karamellige Süße, Fudge und Honig. Kräftiger, voller Körper – die Aromen die da in die Nase strömen gefallen mir schon einmal ausgesprochen gut. Der Rauch ist nach meinem Eindruck von allen bisher verkosteten Abfüllungen am dezentesten, kann aber auch sein, dass ich mich nun doch schon so daran gewöhnt habe, dass ich ihn nicht mehr so stark wahrnehme.

Der Antritt am Gaumen ist honigsüß, cremig, prickelnd und warm. Wieder poliertes Holz, Leder, Jod, Salz gepaart mit dezenten Zitrusnoten. Im Nachklang kommt doch wieder etwas aschiger Rauch dazu, leichte Bitterkeit, Kaffee und Eichenwürze. Gefällt mir wieder besser als der 08.3., besonders weil der Nachklang sehr lang anhaltend und wärmend ist.

Zugabe: Cask Sample OBA

Ein besonderes Schmankerl gab es für die Gäste zum Schluss. Ewald J. Stomer hatte einen noch nicht abgefüllten Restbestand des Ocotmore OBA im Gepäck, den es so nicht mehr zu kaufen gibt. Der Octomore OBA Concept tanzt ein bisschen aus der Reihe – kein Alter, keine ppm Angabe, keine Angabe zu den verwendeten Fässern. Das klingt so gar nicht nach Bruichladdich. Hatten wir nicht den ganzen Abend von den drei Säulen gesprochen? Heißt es nicht immer, es gäbe bei Bruichladdich keine Geheimnisse, alles würde freigegeben und man könne sich alles anschauen?

Einen Mythos haben sich damals Jim McEwan und heute Adam Hannett dann aber doch bewahrt – den Black Art. Die Idee dahinter ist, die ganze Kunst des Master Distillers im Blenden unter Beweis zu stellen und dafür keine Informationen über die Fasszusammensetzung preiszugeben. Die Fässer sollen auch nicht herauszuschmecken sein, sondern alles an diesem Malt soll stets ein Rätsel bleiben. Der Octomore OBA ist somit die torfige Variante des mysthischen Black Art.

Versuchen wir es trotzdem mal: Bei dem OBA sind nach meiner Meinung ein paar Weinfässer im Spiel, vielleicht sogar das ein oder andere Sherryfass. Dunkle Früchte, Brombeere, Pflaume, Feige und dunkle Weintrauben, etwas Liebstöckel, Karamell und Eichenwürze. Der Rauch ist auch hier eher dezent, ein wenig BBQ und Speck.

Am Gaumen setzen sich die fruchtigen Aromen fort, Pflaumenmus, eingekochte Beeren, etwas Säure, Röstaromen, Malzzucker und Eiche. Hinzu kommt noch eine angenehme Nussigkeit und ein wenig Schokolade, ein bisschen wie eine Nuss-Nougat-Creme.

Definitiv ein gelungener Abschluss des Abends.

Fazit

Gastgeber Dirk Schlüter und Brand Ambassador Ewald J. Stromer haben ihren Gästen einen einmaligen, genussvollen Abend ermöglicht. Hin und wieder wird der Octomore-Serie nachgesagt, sie sei „gehypt“, zu jung, zu teuer – die meisten Teilnehmer, mich eingeschlossen, durften erfahren, dass doch mehr dahinter steckt – nämlich ein unverwechselbares, vielschichtiges Geschmacksprofil jenseits des Torfrauchs.

Nach den Veranstaltungen bei Schlüter’s Genießertreff in Wülfrath sowie in der Whiskybotschaft in Kerken wird es auf der Octomore Masterclass Tour 2018 noch folgende Termine geben:

01. März: Wein Riegger in Villingen-Schwenningen

07. März: Whisky for Life in Frankfurt

09. März: Flickenschild Whisky & Cigars in Itzehoe

13.März: Tara Whisky Shop in München

15. März: Whiskyhort in Oberhausen

17. März: Gradls Whiskyfässla in Nuernberg

Björn Bachirt

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1 Kommentar.

  • Stefan Brösel
    22. Februar 2018 16:49

    Einfach wieder schön zu lesen und macht einfach (noch mehr) Lust auf München!

Kommentare sind geschlossen.

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