A Dream of Scotland: Port Charlotte 10 Jahre Doublette – Château Haut Brion & Vosne Romanée Cask

Das Brühler Whiskyhaus hat unter dem hauseigenen Label „A Dream of Scotland“ in Zusammenarbeit mit dem LaddieSnugPorz wieder einmal zwei Sahnestücke ausgegraben – zwei 10jährige Port Charlotte aus einem Château Haut Brion und einem Vosne Romannée Fass.

Würden Sie sich Ihr Gehalt in Whiskyfässern auszahlen lassen, wenn Ihr Unternehmen knapp bei Kasse wäre? Bei den heutigen Preisen vielleicht keine schlechte Investition. Bei der schottischen Islay-Brennerei Bruichladdich wurde dies jedenfalls eine zeitlang so praktiziert, bis die Eigentümer die Destillerie im Jahre 2012 an den Konzern Rémy Cointreau verkauften. Obwohl die Brennerei nach ihrer „Rettung“ durch den Londoner Weinhändler Mark Reynier und seine Partner seit 2000 alles auf den Kopf stellten und mit mit ihren Abfüllungen am Markt durchaus überzeugen konnten, war das Geld knapp. Notwendige Investitionen wurden hinten angestellt. Zwischen 2001 und 2012 traten gelegentlich Schwierigkeiten mit Gehaltszahlungen auf. Aufgewogen wurde dies teilweise mit Firmenanteilen für die Mitarbeiter oder mit Fässern für die Direktoren.

Solche exklusiven „Direktorenfässer“ fanden sogar später vereinzelt ihren Weg zu den Händlern. Nach seinem Ausscheiden ließ Mark Reynier beispielsweise einzelne Fässer aus seinem privaten Bestand in der Renegade Serie abfüllen. Zu nennen wären da nur so begehrte Whiskies wie der Epione, ein Octomore aus einem Château d’Yquem Fass, oder der unter dem Namen „Palaemon“ veröffentlichte Port Charlotte aus einem Vosne Romanée Cask.

Diese kleine Vorgeschichte gibt Anlass zu der Vermutung, dass es sich auch bei diesen, bei „A Dream of Scotland“ erschienen Fässer, um solche „Direktorenfässer“ handeln könnte. Dafür dürfte als weiteres Indiz sprechen, dass beide Port Charlottes im Jahre 2007 destilliert wurden.

Wunderbar, dass Marco Bonn und Diedrich Frielinghaus diese Fässer nun für den hiesigen Markt sichern und abfüllen konnten (auch, wenn es die Beiden einige Nerven gekostet hat). Andernfalls wären sie wahrscheinlich irgendwo in Asien gelandet, zu einem weitaus höheren Preis, als sie heute angeboten werden.

Vor dem Verkaufsstart verloste das Brühler Whiskyhaus jeweils zehn Miniaturen dieser Abfüllungen. Die Glücksfee war gütig und bescherte mir ein Set.

Port Charlotte 10 Jahre – Vosne Romanée Cask 2007 Single Malt Scotch Whisky, 60,8% Vol.

Fangen wir an mit dem Vosne Romanée Cask. Warum? Weil gerade dieser sich einem direkt öffnet, während der Château Haut Brion anfangs noch recht verschlossen wirkt. Ich stelle ihn deshalb erstmal beiseite und gebe ihm Zeit sich zu entfalten.

Der Port Charlotte aus dem Vosne Romanée Cask entführt uns zunächst in die Bourgogne, eine französische Gemeinde und ein Weinanbaugebiet, südlich der Stadt Dijon. Bekannt ist die Region für ihre kräftig fruchtigen Pinot Noir Rotweine (Spätburgunder).

Das Weinfass hat dem Port Charlotte einen rostroten Farbton verliehen. Schöne Schlieren bilden sich im Glas und laufen langsam am Rand herunter. Kräftige Aromen strömen direkt in die Nase in Form einer wabernden süßlich-rauchigen Specknote, buttrig und warm. Vollreife rote Früchte gesellen sich dazu, dunkle Brombeeren und reife Trauben, saftige Kirschen, schwarze Johannisbeeren. Dazu eine Süße von Karamelltoffee und Rosinen, begleitet von nussigen Aromen, vor allem geröstete Mandeln, Wal- und Haselnüsse. Sehr elegante Weinfassreifung, die zwar eindeutig den Ton angibt, ohne diesen Malt jedoch zu erschlagen. Denn dahinter finden sich frische florale Noten, frische Gräser und Heu lassen sich nach einer Weile entdecken, gefolgt von angenehmen Holzaromen, alles sehr vielschichtig miteinander verwoben. Ein wenig Wasser ist durchaus gestattet und betont die fruchtigen Nuancen dieses Single Malt.

Im Geschmack fällt der Port Charlotte dann kräftig, vollmundig und samtig aus. Er bleibt fruchtig mit dunklen Trauben, Pflaumen, Kirschen und Brombeeren, dazu dezenter Rauch. Weit weniger süß, als ich erwartet habe, dafür aber nun mit Tanninen aus dem Holz, zunehmend trockener werdend mit einem Hang zur Adstringenz sowie der zarten Bitterkeit einer dunklen Schokolade.

Dies setzt sich dann auch in einem langen Nachklang fort. Eiche, dunkle Schokolade, aber weniger Frucht als zuvor.

Port Charlotte 10 Jahre – Château Haut Brion Cask 2007 Single Malt Scotch Whisky, 62,8% Vol.

Verlassen wir die Bourgogne und fahren nach Bordeaux, genauer gesagt nach Passac zu einem der ältesten Weingüter, dessen Geschichte sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.

Es ist nun schon eine Weile her, dass ich den Port Charlotte aus dem Château Haut Brion Cask beiseite gestellt habe. Ein bis zwei Stunden, vielleicht sogar noch länger, darf man ihm schon Zeit geben. Bis dahin kann man sich ja mit dem Vosne Romanée trösten…

Als ich mich nun dem Schwesterfass zuwende stelle ich eine erstaunliche Veränderung fest. Die floralen Aromen frischer Gräser, Heu und Wiesenkräuter sind immer noch da, aber nun auch dunkle Trauben, Pflaumen und Heidelbeeren. Dezente Karamell- und Schokoladennoten verleihen ihm dazu ein wenig Süße, die wiederum von einer angenehmen Rauchnote begleitet wird. Im Hintergrund nehme ich noch dezente Malz- und Zitrusnoten wahr.

Überraschend süß ist der Antritt am Gaumen, auf einmal ist da noch mehr Karamell und Schokolade gepaart mit ein wenig Rauch und Asche. Kirschen und Trauben bringen eine schöne fruchtige Komponente hinzu und bilden einen Gegenspieler zu den jetzt hervortretenden Holznoten. Auch hier, wie beim Vosne Romanée, nun trockener werdend, mehr Gerbstoffe und leicht adstringierend.

Eiche und die angenehm weiche Bitterkeit einer Zartbitterschokolade bestimmen den Nachklang im Zusammenspiel mit Kirsche und den nussigen Aromen von Macadamia und Pecanüssen.

Fazit

Zwei hervorragende Fässer von außerordentlicher Qualität, die ihren (Liebhaber-)Preis (im Vorverkauf 199 € für zwei Flaschen á 0,5 Liter / aktuell 215,00 €) durchaus rechtfertigen.

Und weil Geschmack und eigene Wahrnehmung subjektiv sind, darf ich an dieser Stelle zum Vergleich noch auf die unterhaltsam geschriebenen Verkostungsnotizen von Andre Davepon (andreswhiskyecke.com) und Bernd Engels (bottlepics) verweisen.

Björn Bachirt

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